Kapitel 5

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Nachdem die Schulglocke Schulschluss signalisierte, packte ich schleunigst meine Sachen und verschwand aus dem Raum.
Ich legte die Bücher in den Spind, weil wir heute keine Hausaufgaben auf bekommen haben und trottete dann nach draußen an das Schultor, wo ich Harry noch nicht sehen konnte.
Ich packte mein neues Handy aus und machte es auf Laut, falls Harry versuchen sollte mich zu erreichen.

"Was geht dich das an" Jaiden kam auf einmal auf mich zu und legte einen Arm um meine Schultern.
Ich trat vor und ließ so seinen Arm von meiner Schulter wieder fallen.
"Jaiden" erwiderte ich.
"Worauf wartest du?" fragte er
"Ich warte auf meinen Vater. Er holt mich heute ab" antwortete ich hielt aber sofort wieder die Klappe.
Es geht ihn nichts an!
"Wieso bist du so?" hakte er nach.
"Wie denn? Ich finde ich bin ein komplett normaler Mensch der Stress und Problemen aus dem Weg geht" entgegnete ich und blickte rechts und links auf die Straße, falls Harry schon zusehen ist.
"Achso, also sind wir stressige Probleme für dich, denen du aus dem Weg gehst?" will er wissen und grinste mich amüsiert an.
"Solltest du dich nicht wegen dieser Tatsache beleidigt fühlen?" fragte ich ihn aber er schüttelte mir dem Kopf.
"Ehrlichgesagt finde ich es echt heiß, wie du so ein auf unnahbar tust.
Und ich finde es erfrischend, dass mir jemand aus dem Weg will, statt mit mir ins Bett. Wirklich, allein deswegen mag ich dich"
Ich hob überrascht eine Augenbraue, ließ mir aber nichts anmerken.

In diesem Moment hörte ich hupen und schon kam Harry auf uns zu.
Sein Blick verrät einem sofort, dass er Jaiden nicht leiden kann.
"Alice, wer ist das?" fragte er misstrauisch und musterte Jaiden abschätzend.
"Jaiden Coleman. Ein nerviges klebriges Kaugummi an meiner Schuhsohle" sagte ich seufzend.
"Autsch" erwiderte dieser darauf nur.
"Das ist dein Vater? Sie sind aber noch recht jung" sagte Jaiden zu Harry und musterte diesen.
"Das geht dich nichts an, kleiner.
Lass deine Finger von meiner Tochter, dann gibt es auch kein Stress" zischte Harry Jaiden an und legte seinen Arm um meine Schultern.
"Wow. Wie der Vater so die Tochter würde ich wohl sagen. Na dann werde ich gehen. War nett sie kennenzulernen, Mr. Styles. Wir sehen uns morgen, Alice"
Jaiden ging winkend und als er außer Sichtweite war, stiegen auch wir ins Auto.

"Ich hab dir doch gesagt, halte doch von diesen Typen fern" sagte Harry auf dem Weg nach Hause.
"Ich habe es ehrlich versucht, aber wie schon gesagt, die Kleben an meinen Schuhen wie Kaugummi" erwiderte ich unschuldig.
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"Hast du Hausaufgaben?" fragte Harry und sah mich prüfend an.
"Nein Harry" erwiderte ich und setzte mich zu ihm aufs Sofa.
Der Fernsehr ist an, gerade läuft noch two and a half man.
Und während die Serie lief, fielen mir wieder die Leute aus der Schule ein, die über Harry gesprochen haben.

Soll ich ihn fragen?
Ich sah ihn von der Seite an, und zuckte unmerklich zusammen, als er plötzlich begann zu lachen.
"Du Harry" fing ich an.
Er schaute aufmerksam zu mir und nickte.
"Was für einen Job hast du eigentlich?" fragte ich ihn.
Seine Mundwinkel fielen und augenblicklich schaltete er den Fernsehr aus.
"Ich? Ich eh..." er kratzte sich nervös am Nacken und drehte sich zu mir.
Er seufzte und sah mich dann an "Ich denke es wird Zeit, dass ich dir meine Geschichte erzähle"
Ich sah ihn verwirrt an, immerhin habe ich nur nach seinem Beruf gefragt.
"Also..." fing er an.
"Als ich 16 Jahre alt war, das sind jetzt schon 13 Jahre her, nahm ich an einer Talentshow teil. XFaktor, ich weiß nicht ob du das kennst. Jedenfalls geht es da Hauptsächlich um Gesang-" "Was du singst?" unterbrach ich ihn überrascht und belustigt zugleich, weil ich es mir irgendwie nicht vorstellen kann.
"Ja, tue ich. Auf jeden Fall bin ich weiter gekommen, aber dann war ich in der...Ich weiß nicht mehr wievielten Runde rausgeflogen.
Aber Simon Cowell, einer von der Jury beschloss mich mit vier anderen Jungs zu einer BoyBand zu formen, mit der wir dann den dritten Platz erreichten" Ich konnte mein Lachen nicht mehr zurückhalten, bei der Vorstellung ihn in einer BoyBand zusehen. Wie ihn tausende kleine Mädchen anhimmeln und Poster von ihm und den anderen Jungs an ihre Wände kleben.
"Hey! Hör auf zu lachen, immerhin sind wir zu der erfolgreichsten Band der Welt geworden! Wir haben es bis nach ganz oben geschafft, Weltrekorde gebrochen, unzählige Awards und Preise gewonnen und die Charts mehrfach gebrochen. Vorallem auf unsere Fans sind wir so verdammt stolz gewesen, weil selbst sie sich von allen anderen Fandoms abhoben. Sie haben uns immer unterstützt und nie vergessen" rechtfertigte er sich und ich beruhigte mich langsam wieder.
"Was ist dann passiert?" fragte ich ihn interessiert.
"Naja...Wie sind zu fünft One Direction gewesen: Louis, Liam, Niall, Zayn und ich.
Wir haben so verdammt viel Spaß gehabt, sind auf vielen Touren gewesen und fünf Alben veröffentlicht. Sogar drei Filme wovon einer im Kino lief" erzählte er.
Er klang so begeistert und fröhlich. Seine Augen funkelten während er das erzählte aber auch Trauer konnte ich schimmern sehen.
Es klang als würde er das alles vermissen...
"Wir fünf sind Brüder geworden bis Zayn und nach fünf Jahren verlassen hat. Er fühlte sich nicht mehr wohl mit der Musik die wir machten und fühlte sich auch unter Druck gesetzt.
Er hat zurück geschaltet und gegangen. Nur wenige Wochen später machte er alleine weiter in eine neue Musikrichtung. 
Ich will nicht lügen, ich bin ehrlich stolz auf ihn. Ich habe ihn echt verdammt vermisst, aber wenn es ihm so besser geht, dann soll er es so machen. Immerhin ist er ein echt unglaublicher Sänger...
Aber das hat alles ausgelöst.
Nachdem wir die Tour beendet hatten, in der Zayn gegangen ist, haben wir uns zu viert entschieden, 2015/2016 eine Pause einzulegen.
Ein und halb Jahre haben wir geplant.
Wir haben alle erstmal einige Wochen entspannt, uns zurückgelehnt und erholt.
Und dann haben wir unser eigenes Ding gemacht. Louis ist Vater geworden und hat seine erste Single raus gebracht.
Niall hat zwei Songs veröffentlicht und arbeitete an seinem Album.
Liam hat auch lange auf sich warten lassen, ist ebenfalls Vater geworden und kurz danach endlich seine Single raus gebracht.
Und ich kam mit meinem ersten eigenen Album.
Davor habe ich eine Rolle in einem Film bekommen, der 2017 in den Kinos lief.
Jedenfalls sind wir auch alleine ganz groß geworden und irgendwie ist die Zeit schnell vergangen.
2018 habe ich meine Tour beendet und weiter Songs aufgenommen und veröffentlicht aber wir sind nie dazu gekommen wieder One Direction zu werden.
Wir haben den Kontakt natürlich gehalten, wir sind nach wie vor beste Freunde und wohnen nun alle hier in LA. Die Jungs sind alle schon ganz aufgeregt dich kennenzulernen und machen mir ganz schon Druck deswegen, aber ich wollte warten bis du dich eingewöhnt hast, bevor meine Freunde und Familie mit dazu kommen.
2019 jedenfalls habe ich erkannt, dass es so nicht weiter gehen kann.
Natürlich, zu singen und die Musik ist mein Leben und wird es auch immer sein, aber ich wollte auch Zeit für eine Familie haben. Und wenn ich ständig damit beschäftigt bin, durch die Welt zu touren, hätte ich keine Zeit.
Also entzog ich mich der Welt vollkommen.
Ich habe Monate nichts anderes getan, als intensiv über mich, mein Leben und meine Familie nach zu denken. Wie es jetzt läuft, wie es gelaufen ist und wie es laufen würde wenn ich so weiter mache wie bisher.
Ich habe diese Zeit mit meiner Familie verbracht, und viel mit ihnen geredet.
Sie haben mir wirklich sehr geholfen und mich unterstützt, wofür ich immer sehr dankbar sein werde.
Und dann hatte ich meine Entscheidung getroffen.
Hauptsächlich nur Sänger zu sein, wäre keine gute Lösung, in Hinsicht darauf, was ich noch erreichen will.
Also habe ich mich mit Simon zusammengesetzt, viel mit ihm geredet und er hat mir geholfen mit dem was ich vor Augen hatte.
Und seit 2020 produziere ich selber Musik. Helfe kleineren Künstlern aufzusteigen und begleite sie durch ihre Karriere. 
So habe ich einen Job, mit dem ich definitiv genug verdiene, Zeit und einen festen Wohnort, sodass ich immer bei meiner Familie sein kann.
Ich bin kein großer Produzent, ich halte mich möglichst von den Medien fern und gehe auch selten Einladungen von Shows und Interviews nach.
Und so kam es, im Laufe der Jahre dazu, dass ich ein halbwegs "normales" Leben führen kann.
Natürlich kennen und erkennen mich noch Millionen Menschen auf der Welt. Aber es ist nicht mehr so... übertrieben" erzählte er "Manchmal nehme ich noch Songs auf, ich habe auch mit dem Schreiben nie aufgehört, aber ich veröffentliche nur die wenigsten"
Er lächelte mich schwach an und innerlich schwelgt er in Erinnerungen.
Seine grünen Augen funkelten während er seine Lippen zu einer Linie presste und mit seinem Blick umherwanderte nachdenklich umher.
"Bist du mit deiner Entscheidung glücklich?" fragte ich ihn und suchte nach Augenkontakt.
Er sah mich sofort entgeistert an "Ja natürlich! Alice, ich bin so froh dich adoptiert zu haben, denk ja nicht ich bereue es nur wegen dem was ich dir gerade erzählt habe" antwortete er wie aus einer Pistole geschossen.
"Aber?"
"Wie aber?"
"Es hörte sich so an als würde jetzt noch ein Aber hinterher kommen"
"Ja..."
"Sag es Harry, alles ist gut"
Er sah mich traurig an und seufzte "Ich vermisse One Direction. Ich vermisse die Jungs, auch wenn ich sie ständig sehe und manchmal vermisse ich es auch auf der Bühne zu stehen" murmelte er und sah mich an, als würde ich ihn jetzt wütend anschreien.
"Kann ich verstehen, wenn man schon so viel erlebt hat" erwiderte ich und er sah auf.
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Eine weitere Woche später

"Alice, meine Schöne, wie geht es uns denn heute so?" fragte Kyle und warf seinen Arm um meine Schultern.
Ich verdrehte lächelnd die Augen "Genauso wie heute morgen auch schon" entgegnete ich und setzte mich an unseren Tisch.

Ja ihr habt richtig gehört, die Jungs sind jetzt sowas wie meine Freunde.
Eigentlich ja unfreiwillig, aber die haben nie locker gelassen und irgendwie sind sie doch ganz lustige Gesellen.
Also lasse ich es zu, weil es nichts bringen würde sie loswerden zu wollen.

Kyle ist von den vieren der Perverse und Zweideutige.
In jedem zweiten Satz ist irgendetwas das er gleich mit "dem einen" verband.
Und mich verschont er da nicht gerade.

"Hey, also wenn du es dir jetzt anders überlegt hast, könnten wir ja auf den Toiletten verschwinden und du könntest mir ja eine Bl-" "Hey Styles, wieder von der Clarice gequält worden?" Nik kam auf und zu, nahm meine Hand und hakte sie bei sich ein.
"Überraschenderweise hat sie mich mal in Ruhe gelassen"
Mrs. Clarice ist unsere Kunstlehrerin.
Bei jedem falschen Strich, oder bei jedem falsch gewählten Pinsel gibst ärger und zwar so richtigen, als hätte man die Schule in Brand gesetzt.
Ich hatte keinen Guten Start mit ihr, weil ich in meiner Waisen Schule kein Kunst hatte und dementsprechend "gut" war.
"Dein Ernst!? Was hast du gemacht?" fragte er überrascht und geschockt zugleich, was man an seinem Ton und dem leicht geöffneten Mund gut erkennen konnte.
"Nichts! Was sie uns gesagt hat" meinte ich und zuckte unschuldig mit den Schultern.
"Hey Jungs, hey Alice, hab gehört du wurdest von der Clarice verschont" Eddy kam auf uns zu und lief neben Kyle mit uns mit.
"Woher weißt du das?"
Immerhin geht er nicht mit mir in den Kurs.
"Sowas spricht sich schnell rum" meinte er schulterzuckend.
Ich schüttelte ungläubig den Kopf.

Nachdem ich verstanden hatte, wieso so viele über mich und Harry sprachen, nahm das Gerücht so richtig Gestalt an, aber ich merkte schon heute wie sich das Gerede immer mehr abdämpft.
"Wo ist Jaiden?" fragte ich als ich merkte das einer fehlt.

"Aww. Wie süß, dass du an mich denkst, kleine Alice. Ich hab dich auch vermisst"

Ehe ich mich zu ihm umdrehen konnte, schlang er seine Arme um meine Taille und umarmte mich von hinten.
"Jaiden lass mich los" sagte ich stumpf "und nein, ich habe dich definitiv nicht vermisst"

Wir verließen das Gebäude und sofort sprang Harry in mein Blickfeld, der da mit Sonnenbrille am Tor angelehnt stand und den Jungs ihren Tod wünscht.
Er stieß sich ab und kam auf uns zu, immerhin hatte er noch nicht "die Ehre" die anderen drei Jungs kennen zu lernen.
"Oh oh. Daddy Alarm" murmelte Jaiden und ließ mich auf der Stelle los, während er Harry im Blick hat.
"Das ist dein Vater?" stellte Kyle erstaunt fest "der ist doch keine 30"
Ich schlug ihm sauer gegen die Schulter "Hör auf so über ihn zu reden"
"Wie denn? Ich hab ihn doch gar nicht beleidigt"
"Aber du hast mit so einem abwertenden Ton gesprochen. Hör auf damit"
Und ehe er etwas erwidern konnte kam Harry bei uns an.
"Hey Harry. Ich wusste nicht dass du mich heute abholst" sagte ich und umarmte ihn.
"Du meintest ja, du wärst bereit die Jungs kennen zu lernen. Und ich weiß nicht, ich wollte dich heute eben abholen, immerhin habe ich zu Hause nichts mehr zutun, bis ich wieder arbeiten muss" sagte er leise zu mir.

"Hallo Mr. Styles, schön sie mal endlich kennen zu lernen" meldete sich Kyle und hielt Harry die Hand hin, die er auch kurz schüttelte.
"Klingt so, als hättest du lange drauf gewartet" entgegnete Nik grinsend.
Ich schlug mir mit der Hand gegen die Stirn und schüttelte leicht den Kopf.
"Ja....Ehm... Immerhin ist Alice ja unsere beste Freundin und.." "das einzige Mädchen das nichts von uns will, jaja schon oft gehört" vollendete Eddy Kyle's Satz und schon hob Harry verstört eine Augenbraue.
"Ich hoffe doch auf der anderen Seite sieht es genauso aus" sagte er darauf und musterte jeden der Jungs prüfend.
Sie verstummten und sahen Harry mit einem Undefinierbaren Blick an "Ja...genau...Jedenfalls muss ich dann los. Tschüss Jungs, bis morgen Alice"
Kyle wollte mich gerade umarmen, als Harry sich räusperte.
Dann wank Kyle doch einfach nur und verschwand mit großen Schritten.
Dann sahen nur noch die anderen Harry an und er sie und dieser Moment kam mir so absurd und seltsam vor, dass ich mich für uns beide verabschiedete und Harry mit zum Auto zog.

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