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Das oben ist Lilie Varvara Janovska x

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Er musterte mich eindinglich, so wie gestern Nacht, aber das interessierte mich nicht.

Ich schaltete im Unterricht wie immer ab und verfolgte das Spiel der Schneeflocken. Ich fragte mich, wie es wohl seien mochte einfach wild und frei herumzufliegen. In den letzten Tagen war es immer kälter geworden und vieles war vereist, sodass man aufpassen musste, um nicht hinzufallen. Als Herr Romanow den Unterricht beendete, wollte ich mit Kally und Zarina zur Kantine, um sie Rachel vorzustellen.

Allerdings hinderte mein Lehrer mich daran, als er mich zurückrief: "Ms. Janovska, kommen Sie bitte noch einmal zu mir?" Es war sicher keine Frage.

Ich wusste was jetzt kam und fragte: "Welche Strafe geben Sie mir?"

Er runzelte die Stirn und antwortete: "Gar keine, aber die erste Verwarnung. Es ist nicht erlaubt nach Nachtruhe außerhalb des Zimmers zu sein. Ich weiß nicht, weshalb Sie mitten in der Nacht auf dem Gelände herumschleichen und vollkommen aufgelöst sind. Aber ich weiß, dass es meine Aufgabe ist, auf meine Schülerinnen aufzupassen. Wollen Sie vielleicht morgen die Prüfung nachholen, wenn Sie mehr Schlaf bekommen haben?"

Ich lachte. Es war ein raues, kaltes und verbittertes Lachen, welches selbst mich ein bisschen überraschte. Aber als ob ich nächste Nacht mehr Schlaf bekommen würde. Als würde ich jemals mehr Schlaf bekommen.

"Sie müssen weder auf mich aufpassen, noch werde ich die Prüfung nachholen", antwortete ich und fügte noch aus Höflichkeit hinzu, "aber danke". Er nickte. Wir drehten uns beide weg und ich machte mich auf den Weg zur Kantine. Ich wusste, dass er es nur gut meinte, aber er wusste nichts über mich. Jemand wie er würde mich nie verstehen.

Als ich in die Kantine kam, entdeckte ich Rachel und gab ihr ein Zeichen mir zu folgen. Bei Kallys und Zarinas Tisch angekommen, stellte ich sie einander vor: "Hey, das ist Rachel. Sie ist ein Jahr älter und ich kenne sie seit gestern. Und Rachel, das sind Kally und Zarina." Rachel war sofort offen, grinste ein "Hey!" und setzte sich an den Tisch. Ich nahm auch Platz und bemerkte die überraschten Blicke von Kally und Zarina.

Es folgte ein betretenes Schweigen und ich seufzte innerlich. Das hatte man davon, wenn man etwas mit anderen machte. Ich stand auf und sagte, ich müsste noch etwas mit Herr Romanow klären. Es war eine leichte Ausrede. Mit zwei Kaffees machte ich mich auf den Weg zum Sportbereich. Ich lief direkt zum Käfig, setzte mich auf eine Bank davor und trank meinen ersten Kaffee halb aus.

"Sie wissen, dass Sie noch Zeit haben, oder?", kam Herr Romanow auf mich zu. Ich zuckte die Schultern. Er setzte sich neben mich, während ich den Kaffee ganz austrank und ihn in den Mülleimer neben der Bank warf.

"Sie müssen nicht soviel Koffein in sich reinschütten, ich hatte Ihnen gesagt Sie können die Prüfung morgen wiederholen. Es wird keinerlei Auswirkungen auf ihre Bewertung haben", fing er an zu sprechen. Ich sah ihn an.

Er blickte unzufrieden, aber ich antwortete schlicht: "Morgen wird es nicht anders sein. Es wird nie anders sein." Ich leerte meinen zweiten Kaffee und beschloss nochmal zur Kantine zu gehen.

Herr Romanow sah mich mit gerunzelter Stirn an: "Kaffee macht vielleicht wach, aber weder hübscher noch schlauer. Der Körper braucht Schlaf um das Gelernte anwenden zu können und sich zu erholen."

Ich stand auf, drehte mich aber nochmal um und antwortete: "Ich bin es gewohnt. Es wird sich nichts ändern und es ist mir egal, ob andere mich hübsch oder nicht hübsch finden." Er blieb sitzen, als ich zur Kantine lief und ich war froh darüber. Ich konnte darauf verzichten die restliche Pause neben meinem Lehrer zu sitzen.

Dort angekommen war von Kally und Zarina keine Spur, allerdings von Rachel. Sie füllte gerade eine Tasse mit Kakao, während ich zu ihr ging. Sie bemerkte mich und fragte: "Auch?"

Ich schüttelte den Kopf und sagte: "Kaffee", als würde es alles erklären. Sie grinste. Sie grinste oft. Wir gingen mit unseren Getränken raus und ich nutze ihr Wissen, um sie etwas zu fragen.

"Gibt es noch Ausgänge, außer den Haupteingang und die Tür zum Sportbereich? Vielleicht auch nach Nachtruhe, wo weniger Wächter sind?" Überrascht sah sie zu mir. "Ich hätte dich nicht für den Pyjamaparty-Typ eingeschätzt, aber klar ich kenne viele! Es gibt gleich einen in unserem Flur. Er ist ganz hinten und eigentlich ein Notausgang. Allerdings sind dort die Alarmanlagen ausgeschaltet. Es ist die beste Möglichkeit. Sonst gibt es auch noch einen Weg, der ebenfalls relativ sicher ist. Dafür muss man durch die Bibliothek, am Ende ist ein defekter Notausgang. Reicht das?", erzählte sie mir.

Ich bedankte mich und nickte. Ich verriet Rachel nicht, dass ich mich nachts ganz sicher nicht rausschlich, um Pyjamafreundschaften zu schließen. Wir waren inzwischen am Sportbereich angekommen und sie verabschiedete sich von mir. Herr Romanow saß immernoch auf der gleichen Stelle und schrieb irgendetwas auf. Ich lief die Treppen hinunter und er sah auf. Mein Wegwerfen vom Kaffeebecher quitierte er mit einem argwöhnischen Blick, den ich ignorierte. Wenige Momente später kamen die anderen Schülerinnen und zwei Lehrerinnen. Eine davon war Ms. Rade.

"Alle einmal herkommen. Das sind Ms. Rade und Ms. Vryght, sie werden mit mir euch bewerten. Das findet statt, weil wir wissen wollen auf welchem Niveau ihr bereits steht und ob jemand möglicherweise gefördert werden kann mit Extrastunden", erklärte Herr Romanow.

Lucinda fragte mit ihrer Puppenstimme: "Wer wird diese Extrastunden geben?"

Ms. Rade ergriff das Wort: "Vorgesehen dafür wäre Herr Romanow, allerdings müssen wir das nochmal besprechen, da es unüblich ist, dass Schülerinnen einen Einzelkampflehrer bekommen. Außerdem würde er auf jeden Fall, diejenige auf der Exkursion begleiten. Solange Herr Romanow und die Schülerin nichts dagegen haben, wird er ihr Mentor werden."

Lucindas Gesicht leuchtete. Ich beschloss einfach, mein Bestes zu geben wie immer. Das Training gestern Nacht war sehr hilfreich gewesen und auch sonst vermutete ich, dass ich einen Vorteil hatte durch meine jahrelange Erfahrung. Ms. Vryght sprach mit einer lauten, aber sanften Stimme: "Wir fange mit Ms. Alynee an und enden bei Ms. Zlovasky. Los geht's!"

Ein Mädchen mit kinnlangen hellbraunen Haaren trat unsicher vor und die vier gingen in den Käfig. Irgendwohin, wo man sie nicht mehr sah. Das hieß wir konnten nicht zuschauen. Alle verteilten sich auf dem Laufplatz und machten sich warm oder bereiteten sich vor. Sie sahen sehr nervös und aufgeregt aus. Ich fand, entweder man konnte es oder eben nicht. Deswegen huschte ich an den anderen vorbei, um mir noch ein Kaffee zu holen. Einer vor der Prüfung konnte nicht schaden und ich war sowieso erst in der Mitte dran. Ich kam genau mit meinem Capuccino, als mein Name aufgerufen wurde.

Ich konnte mir vorstellen wie seltsam ich aussehen musste. Alle waren kurz vorm Durchdrehen und ich kam entspannt mit einem Kaffee. David sagte immer: "Echt Süße, du bist die Ruhe in Person. Ich wäre schon längst ausgerastet".  Aber ich rastete oft genug aus und er wusste das. Ich seufzte bei der Erinnerung an ihn und folgte Ms. Rade in den Käfigwald. Wir gingen bestimmt drei Minuten, bis ich Ms. Vryght und Herr Romanow entdeckte.

Herr Romanow sah auf meinen Kaffee und dann mit einem Nicht-Dein-Ernst-Blick zu mir.

Ich musste lächeln.

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Heyy guyys

Sie hat gerade wirklich gelächelt x_x
Hoffe ihr seid gespannt auf die Prüfung und wer gewinnen wird. (Wer wohl?) *-_-*

BRXXKENGIRL

F O R E S T      A C A D E M YWo Geschichten leben. Entdecke jetzt