Kapitel 15

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Es war zum Dahinschmelzen. Es war anders als die anderen Lächeln. Es war verlegen und unsicher. Die Lächeln bisher waren zwar freundlich oder amüsiert aber distanziert. Seine Augen waren größer als ich dachte. Sie waren dunkelbraun und aufgerissen. Ich hatte das Gefühl, als hätte er seine Schutzmauern runtergefahren sowie ich wegen dem Traum letzte Nacht. Ich hatte das Gefühl als stände nichts zwischen uns. Ich lächelte mindestens genauso scheu zurück und seine Augen strahlten. Er fragte leise: "Wie geht es dir?" Ich war verblüfft über den unnatürlich sanften Ton in seiner Stimme. Dann dachte über den Traum nach, seufzte und beendete den Blickkontakt, um auf die Decke zu schauen. Sein Arm, der immernoch um mich geschlungen war, fing an meinen Rücken zu streicheln. Mir lief ein wohliger Schauer über den Körper und schaute überrascht auf. Auch er musste die Veränderung gespürt haben. Allerdings änderte sich sein Gesichtsausdruck zu einer bedauernden und er setzte sich auf, wobei er mich sanft mit zog. "Wir sollten aufbrechen." Noch leicht durcheinander nickte ich und wir fingen schweigend an zu laufen. Ich schlurfte jetzt schon. Ich war todmüde und könnte jeden Moment einschlafen. "Lilie, komm schon. So schaffen wir das nie.", ermahnte mich Silvan. Schlagartig war ich hellwach. Das Adrenalien schoss mir durch alle Adern und schrie laut Panik. "Woher weißt du meinen Namen?"
"Der Brief von deinem Bruder"
Natürlich, das macht Sinn. Verdammt, wieso hatte ich nicht besser aufgepasst?
"Bitte erzähl niemanden von ihm!"
Ich platzte die Wörter förmlich heraus. Ich konnte es nicht verhindern.
"Wieso? Ich finde ihn schön."
Überrascht schaute ich ihn an. Sein Blick war liebevoll, aber auch neugierig.
"Oh", mehr konnte ich kurz nicht sagen, "ich eigentlich auch nur es kommt mir vor als würden die Menschen mehr von mir sehen, als wenn sie einfach nur meinen Zweitnamen kennen" Als er nichts erwiderte schaute ich erneut zu ihm. Er wirkte nachdenklich und auf eine Art resigniert. Dann nickte er und antwortete: "Ja verstehe. Du bildest eine Schutzmauer mit allem drum und dran... Darf ich dich weiter Lilie nennen?"
Ich überlegte. Wenn er mich so nennen würde, bekäme meine Schutzwand Risse. Tiefe Risse. Aber wenn jetzt nein sagte, würde die neue Vertrautheit einbrechen? Langsam nickte ich: "Jaaa", sagte ich zögernd und gedehnt. Seine Augen funkelten. Dann zog er die Stirn kraus. "Alles in Ordnung?" Ich bemerkte das ich kurz eingeknickt war, ein Moment der Schwäche bevor sich meine Beine wieder streckten. Wie aufs Stichwort fragte mein Körper mach dem Kaffee, den ich nicht hatte. "Ich bin müde. Ich hatte keinen Kaffee." Nach paar weiteren Schritten gab ich auf, spürte wie die Kraft mich verließ und ich zu Boden sank. Der kalte Schnee unter mir erstarrte mich. Aber ich war einfach zu müde für jegliche Bewegung. Wirkungen dauerhaftr Schlaflosigkeit. Silvan baute das Zelt erneut auf. Paar Meter entfernt von mir. Ich krabbelte und robbte zu ihm. Noch bevor Silvan fertig war nahm ich die letzte Kraft zusammen und ließ mich nieder. Unmittelbar schloss ich die Augen.
Am Rande meines Bewusstseins bewegte sich etwas oder jemand. Und mir war kalt. Und es war unbequem. Meine Hand tastete, bis etwas warmes und einigermaßen weiches sie berührte. Ich zog mich zu dem Kissen und umschlang es so fest ich konnte. Während ich erneut wegtrat hörte ich seine Stimme und das seltene Lächeln darin. "Lilie"
Irgendwann verschwand die Wärme. Aber meine Hände berührten es noch und ich krallte mich in dem Kissen fest. Kissen. Hatten wir Kissen eingepackt? Nein. Was war dann...? Ich schlug die Augen auf. Herbstblätter fielen zu Boden und wurden zu einer braunen Schokoladenmasse. Seine Augen waren himmlisch. Dann sah ich auf meine Hände die seine muskulösen Oberarme festkrallten. "Heiliger Hades", murmelte ich. Ein Lächeln umspielte seine Lippen.
"Hades is doch nicht heilig"
"Naja... Er ist ein Gott"
"Böse Götter sind nicht heilig."
"Aber vielleicht kann er ja auch gar nichts dafür. Es war bestimmtt Zeus Schuld"
"Vorsicht. Nachher ziehst du nich seine Wut auf dich"
"Heiliger Apollon es haben bestimmt schon viele ihn beleidigt."
Er nickte zufrieden.
"Gute Wahl"
"Eigentlich glaube ich gar nicht an Götter und Götterinnen"
"Du wirst schon noch."
Ich ließ ihn langsam los und setzte mich auf.
"Laufen wir weiter?"
"Wir... Wir müssen in die Stadt."
Wieso sollten wir in die Stadt müssen? Ich verstand seinen Plan nicht...
"Du hast zu lange geschlafen, wir müssen in die Stadt um bei der Akademie anzurufen und Bescheid zugeben, dass wir später ankommen. Sonst schicken sie einen Suchtrupp. Bis zur Dämmerung müssen wir die nächste Stadt erreicht haben."
Ich seufzte: "tut mir leid"
Wieso war ich nur nochmal hier. Ich erweiterte ein mentales Lied mit den Zeilen:

Wonder

why i'am here

Wonder what me leads


Ich musste an David denken. An meine Eltern. Ich wurde irgendwie nüchtern und blickte ernst zu Silvan. Er seufzte: "Den Grund für deine Schutzwände möchte ich wissen"
Ich presste die Lippen aufeinander. "Wir sollten gehen" Er nickte und wurde auch distanziert. Wir packten das Zelt wieder ein und machten uns erneut auf den Weg. Allerdings in eine andere Richtung. "Weißt du auch sicher den Weg?", fragte ich zum bestimmt dritten Mal in gerade vielleicht zehn Minuten. "Ja", grummelte er. Schaute aber ununterbrochen auf sein Kompass. Seine relativ langen Haaren fielen ihm auf die Schulter. Eine bemerkenswerte musklulöse Schulter. Er strahlte so eine Sicherheit aus, dass ich bis jetzt immer in seiner Nähe mich relativ wohlgefühlt habe. Sein markantes Gesicht mit einem ausgeprägten Kiefer und aufmerksame Augen trug das übrige bei. "Wieso starrst du mich so an?", fragte er leise. Ich wurde rot. Ich wurde rot. Wie machte er das nur? Wie schaffte er es die jahrelangen Schutzwände und Distanziertheit mit paar Gesten oder Worten wie Eis zu schmilzen? "Was ist deine Lieblingseissorte?", platzte ich mit dem Erstbesten heraus, als er einen Blick zu mir rüberwarf und mich genauer betrachtete. Er sah vollkommen verwirrt aus. "Meine...was?"
"Lieblingseissorte"
"Äh... Walnuss wieso? Deine?"
"Also meine ist Haselnuss", plauderte ich wie noch nie und hatte keine Ahnung was in mich gefahren war.
Er lachte kaum hörbar auf und schüttelte den Kopf.

F O R E S T      A C A D E M YWo Geschichten leben. Entdecke jetzt