Kapitel 2

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  Am nächsten Morgen stand Alec bereits sehr früh in Lydias und seinem Büro. Sie hatte ihn dorthin beordert, um mit ihm zu reden. Er konnte sich bereits denken, worum es dabei gehen sollte: Seinen nächtlichen Ausflug. Alec seufzte leicht. Am liebsten wäre er wieder ins Bett gekrochen und hätte weiter geschlafen. Nachdem er zurück gekommen war, hatte er an der Tür ihres gemeinsamen Schlafzimmers einen Zettel gefunden, auf dem stand, dass er die Nacht in einem der Gästezimmer verbringen sollte und sie nach dem aufstehen mit ihm reden wolle. Wenn er ehrlich war, hatte es ihm nichts ausgemacht, in einem anderen Zimmer zu schlafen. Es war ihm sogar ganz Recht gewesen. Obwohl sie verheiratet waren, hatten sie in Alicante in getrennten Räumen geschlafen. Erst seit sie wieder in New York waren, teilten sie sich ein Bett, da es hier seltsam aussehen würde, wenn sie getrennt schliefen. Es nervte ihn ungemein und er war dankbar über den Zettel gewesen. Er hatte nicht einmal versucht, in das Zimmer zu kommen. Mal davon abgesehen, dass er sich denken konnte, dass Lydia vermutlich die Tür abgeschlossen hatte, hatte er keine Lust auf eine mögliche Diskussion gehabt und sich einfach nur noch auf ein bisschen erholsamen Schlaf gefreut. Doch dieser war ihm nicht vergönnt gewesen. Lange Zeit hatte er sich hin und her gewälzt und an den Mann gedacht, dem er vor dem Appartementhaus begegnet war. Seine Reaktion auf ihn war so seltsam gewesen, dass er ihn einfach nicht aus dem Kopf bekam. Der Anblick der geschockten und gleichzeitig traurigen Augen hatte sich in sein Gehirn gebrannt und es quälte ihn immer wieder mit diesem Bild. Nachdem er dann irgendwann endlich eingeschlafen war, hielt es sein Kopf immer noch nicht für nötig, endlich Ruhe zu geben, und so hatte er auch von dem Mann geträumt. Er wollte zu gerne wissen, wer er war. Doch das musste warten, denn jetzt musste er erstmal das Gespräch mit Lydia über sich ergehen lassen.

Gerade als er daran dachte, betrat sie den Raum. Ihre langen blonden Haare hatte sie wie immer zu einem Zopf zusammengefasst und zu ihrer hellen Bluse trug sie eine dunkle Stoffhose. Sie musterte Alec wütend und leicht genervt und ging an ihm vorbei zu ihrem Schreibtisch. Davor blieb sie stehen, drehte sich zu ihm und er machte sich auf ihre Predigt gefasst.
"Wo warst du gestern? Du kannst nicht einfach aus dem Institut verschwinden, wenn dir danach ist. Du weißt, wie gefährlich das ist. Die Dämonen wissen, wer du bist, und du hattest nicht mal eine Waffe dabei. Was, wenn du angegriffen worden wärst?"
Alec schaute sie an und entdeckte unter ihrer Wut und schlechten Laune auch Sorge. Doch eigentlich war ihm das egal. Er wollte einfach wieder alleine sein.
"Ich musste einfach raus. Ich habe es hier nicht mehr ausgehalten. Und ich kann sehr gut auf mich aufpassen."
Er legte einen drohenden Unterton in seine Stimme, um ihr klar zu machen, dass er nicht weiter darüber reden wollte. Lydia kaute auf ihrer Lippe herum und schaute Alec traurig an. Vor kurzem hätte ihn das noch berührt und er hätte ein schlechtes Gewissen gehabt, doch inzwischen zeigte es keine Wirkung mehr bei ihm.
"Ich mache mir doch einfach nur Sorgen um dich. Was ist los mit dir? Seit wir hier sind, bist du so seltsam und ich erkenne dich gar nicht wieder."
Alec erkannte sich selbst auch nicht mehr wieder und das machte ihm zu schaffen. Doch er würde mit ihr nicht darüber reden. Aus diesem Grund antwortete er ihr auch nur knapp darauf.
"Das geht dich nichts an!"
Daraufhin machte er auf dem Absatz kehrt und wollte den Raum verlassen. Er hatte keine Lust auf weitere Diskussionen mit ihr. Er wollte herausfinden, was mit ihm los war, und ein Gespräch mit ihr würde ihn nicht weiter bringen. Als er nach der Türklinke greifen wollte, hielt er jedoch kurz inne. Ein kurzer heftiger Schmerz in seinem rechten Arm ließ ihn in der Bewegung stoppen. Alec schaute auf seinen Arm und ihm fiel etwas merkwürdiges auf. Er hatte das Gefühl, dass die Vergessens-Rune nicht mehr ganz so stark zu sehen war, wie sonst. Allerdings konnte er sich nicht erklären, warum sie plötzlich verblassen sollte. Er schüttelte leicht den Kopf. Vielleicht bildete er sich das Ganze auch nur ein, weil er so schlecht geschlafen hatte. Auch wenn dies keine Erklärung für den plötzlichen Schmerz war. Aber vielleicht war es einfach nur ein Krampf. Erneut schüttelte er den Kopf, bevor er die Tür öffnete und das Büro verließ.

Lydia lief ihm hinterher und versuchte ihn wieder dazu zu bewegen mit ihr ins Büro zurückzugehen, da sie mit ihrer Predigt scheinbar noch nicht fertig war. Alec wusste, wenn er jetzt wieder mit zurück ging, würde sie ihn so lange mit Fragen löchern, bis er sich geschlagen gab, und ihr doch alles erzählte. Zumindest war dies sonst immer so gewesen. Wie er jetzt reagieren würde, wusste er nicht. Und wenn er ehrlich war, wollte er das auch nicht herausfinden, und Lydia wollte dies sicher auch nicht. Also ignorierte er sie einfach, während er sich auf den Weg zum Trainingsraum machte. Er merkte erneut, wie sich Wut in ihm breit machte. Diesmal allerdings nicht nur, weil er nicht wusste, was mit ihm los war, sondern auch weil seine Frau ihn ziemlich nervte. Bei diesem Gedanken lief es ihm kalt den Rücken runter. Er sollte dieses Wort eindeutig nicht mehr denken, denn jedes Mal fühlte er sich seltsam dabei. Es fühlte sich falsch an. Seine Eltern wären jetzt sicherlich anderer Meinung, denn sie hatten von seiner Hochzeit mit Lydia schließlich profitiert. Das Ansehen der Familie war damit wieder hergestellt und bisher hatte er kein Problem damit gehabt, mit einer Frau verheiratet zu sein, die er nicht liebte. Dies änderte sich allerdings seit einigen Tagen und wieder hatte er die Vermutung, dass es etwas mit der Rune auf seinem Arm zu tun hatte.
Völlig in Gedanken versunken, stieß er plötzlich mit jemandem zusammen. Alec schaute auf und erkannte, dass es Chelsea war. Erschrocken schaute sie ihn an und erwartete wohl, dass er sie, wie am Tag zuvor, anknurren würde, doch er tat es nicht. Warum sollte er auch? Vor Schreck hatte sie einige Unterlagen fallen lassen und sie kniete sich hin, um sie wieder einzusammeln. Alec tat es ihr gleich, um ihr dabei zu helfen, denn eigentlich war er kein schlechter Kerl. Auch wenn er momentan anders war als sonst. Neugierig griff er nach einem kleinen Zettel, der sich zwischen den Unterlagen befand. Es handelte sich um einen Flyer, der eine Party für Schattenweltler ankündigte und gleichzeitig als Einladung fungierte. Ausgerichtet wurde die Party vom obersten Hexenmeister von Brooklyn Magnus Bane. Der Name sagte Alec nichts, obwohl er den Hexenmeister eigentlich kennen müsste. Er kannte alle Anführer der hiesigen Schattenwesen, doch als er sich an den obersten Hexenmeister erinnern wollte, war da nur ein schwarzes Loch in seinen Erinnerungen. Er bekam leichte Kopfschmerzen, als er weiter versuchte, sich an ihn zu erinnern, doch außer den Schmerzen brachte ihm das nichts. Alec versuchte an etwas anderes zu denken und riss erstaunt die Augen auf, als er die Adresse auf dem Flyer wieder erkannte. Die Party fand in dem Haus statt, vor dem er in der letzten Nacht gestanden hatte und dem Mann begegnet war, der seinen Namen kannte.

Chelsea bemerkte sein Interesse an dem Flyer und ein Lächeln erschien auf ihren Lippen.
"Eigentlich wollte ich heute Abend auf die Party gehen, aber ich überlasse dir die Einladung, wenn du hingehen möchtest."
Alec schaute sie an und war ein wenig überrascht über die nette Geste.
"Würdest du das wirklich machen?"
Die Brünette nickte nur und lächelte ihn erneut an. In Alec flammte Hoffnung auf. Vielleicht traf er dort den Mann von letzter Nacht wieder und bekam von ihm ein paar Antworten.
"Danke."
Seine Mundwinkel hoben sich ebenfalls zu einem Lächeln. Doch es fühlte sich seltsam an, da er dies seit einiger Zeit nicht mehr getan hatte. Es war allerdings kein schlechtes Gefühl, sondern ein gutes. Im nächsten Moment leuchteten Chelseas Augen auf. Sie freute sich scheinbar, ihm mit der Einladung eine Freude gemacht zu haben, und Alec erkannte, dass sie wirklich nett und einfach hilfsbereit war. Es tat ihm direkt Leid, dass er sie am Vortag so angegangen war, aber sie schien es ihm nicht übel zu nehmen. Das gute Gefühl in seinem Inneren, das Chelseas Geste in ihm ausgelöst hatte, wurde jedoch direkt von Lydias nächster Bemerkung wieder zunichte gemacht.
"Du wirst dort nicht hingehen!"
Alec stand auf und sein Blick wanderte zu Lydia, die neben ihm stand. Er zog eine Augenbraue nach oben und schaute sie abschätzig an.
"Und mit welcher Begründung, wenn man fragen darf?"
"Auf der Party werden nur Schattenwesen sein. Ich glaube nicht, dass du dort gern gesehen bist."
Alec konnte nicht ganz glauben, was Lydia gerade gesagt hatte, und dachte im ersten Moment, er hätte sich vielleicht verhört. Doch dem war nicht so, denn auch Chelsea sah sie überrascht an.
"Ich dachte eigentlich, die Zeiten, in denen wir Nephilim uns für etwas Besseres halten, und Schattenwesen als Dreck ansehen, sind seit Valentines Tod vorbei. Denn genau das wolltest du damit doch jetzt sagen, oder?"
Lydia biss sich auf die Unterlippe und Alec wartete gar nicht auf eine Antwort von ihr. Er drehte ihr den Rücken zu und setzte sich in Bewegung in Richtung Trainingsraum.
"Ich werde auf die Party gehen. Mir ist egal, ob du das willst oder nicht."

Die Zeit bis zum Abend zog sich für Alec wie ein alter Kaugummi. Er war so nervös und ungeduldig, dass sie einfach nicht vergehen wollte und er alle paar Minuten auf die Uhr schaute. Wäre er eine Frau, hätte er die Zeit damit verbringen können, sich für die Party hübsch zu machen. Doch er war keine Frau und er hatte auch nicht vor irgendwas Besonderes anzuziehen. Er würde in seiner schwarzen Hose und dem schwarzen Hemd auf die Party gehen, die er bereits nach dem Training angezogen hatte. Als es dann endlich an der Zeit war, dass er sich los machen konnte, schnappte er sich die Jacke seiner Schattenjägerkluft und öffnete ein Portal, um zu der Adresse zu kommen. Er hatte keine Lust quer durchs Institut zu gehen und Gefahr zu laufen, Lydia noch einmal zu begegnen. Den ganzen Tag über war er ihr erfolgreich aus dem Weg gegangen und sie hatte so viel zu tun, dass sie keine Zeit hatte, nach ihm zu suchen. Alec durchquerte das Portal und fand sich auf der anderen Seite in der Straße wieder, in der er keine 24 Stunden zuvor gestanden hatte. Er atmete tief durch, bevor er zur Tür lief. Diese war nur angelehnt und er konnte, ohne zu klingeln ins Haus. Bevor er jedoch eintrat, warf er einen Blick auf die Namensschilder, um zu sehen, in welche Etage er musste, um direkt dorthin laufen zu können. Mit jeder Stufe, die er der Wohnung näher kam, wurde er noch nervöser und sein Herz schlug immer schneller. Er hatte keine Ahnung, ob es nur daran lag, dass er nun vielleicht endlich ein paar Antworten bekam, oder daran, dass er vielleicht den Mann wiedersah. Er hatte die Reaktion seines Körpers auf ihn noch nicht vergessen und er wollte wissen, wieso er so reagiert hatte. Als Alec vor der Tür stand, hinter der er bereits Musik hörte, hatte seine Nervosität ihren Höhepunkt erreicht. Mit leicht zitternder Hand drückte er auf die Klingel und wartete darauf, dass ihm jemand öffnete. Währenddessen holte er die Einladung aus seiner Jackentasche. Kurz darauf öffnete sich die Tür und ein hochgewachsener Vampir stand auf der Schwelle. Dieser musterte Alec einen Moment von oben bis unten. Alec fühlte sich unter seinem Blick ein wenig unwohl, doch das war nicht das Schlimmste. Denn als der Vampir ihn fertigt gemustert hatte, griff er nach Alec's Hemdkragen und hob ihn ein paar Zentimeter über den Boden. Alec war so perplex, dass er im ersten Moment überhaupt nicht wusste, was gerade geschah.
"Schattenjäger haben hier keinen Zutritt!"

Magnus bemerkte einen kleinen Tumult an der Tür und er fragte sich, was dort los war. Er stellte sein Cocktailglas auf einen der Beistelltische und lief zur Tür. Dort angekommen sah er nur, dass sein Türsteher jemanden in der Mangel hatte. Erst auf den zweiten Blick erkannte er, um wen es sich dabei handelte: Alec. Für einen Augenblick setzte sein Herz aus, bevor es in einem schnelleren Rhythmus weiter schlug. Er konnte nicht glauben, dass Alec zu seiner Party kam und als dieser ihn bemerkte, weiteten sich seine Augen vor Überraschung. Wie es aussah, hatte er nicht damit gerechnet, ihn hier anzutreffen. Magnus brauchte einen Moment, bis er seine Stimme wiederfand. Doch dann ging er noch einen Schritt auf den Vampir zu und legte ihm eine Hand auf den Arm, um dessen Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
"Lass ihn runter! Er darf rein kommen."
Magnus sah, dass Alec erleichtert ausatmete und er schaute ihm kurz in die Augen, in denen immer noch die Überraschung zu sehen war, bevor er sich umdrehte und wieder zu seinem Glas ging. Er brauchte jetzt dringend einen Drink. Kurz darauf spürte er Alec hinter sich. Er wusste nicht, was er davon halten sollte, dass der Schattenjäger hier war, und es kostete ihn all seine Willenskraft, um ihn nicht direkt wieder rauszuwerfen. Seine Anwesenheit schmerzte ihn, doch irgendwie wollte er auch wissen, warum Alec gekommen war.
"Können wir kurz reden?"
Magnus bekam eine leichte Gänsehaut, als er Alec's Stimme vernahm. Doch er ließ sich nicht anmerken, wie sehr ihn die ganze Situation verunsicherte und verwirrte. In ihm herrschte das reinste Chaos und er hatte keine Ahnung, wie er das bändigen sollte. Davon sollte Alec aber nichts merken. Aus diesem Grund verbarg er seine Gefühle hinter einer Wand, bevor er sich umdrehte.
"Die Party ist mitten im Gange und ich kann meine Gäste unmöglich vernachlässigen. Wenn du Zeit hast, reden wir danach. Amüsier dich solange ein wenig. Und jetzt entschuldige mich bitte."
Seine Mundwinkel verbogen sich zu einem aufgesetzten Lächeln, doch seine Stimme klang kalt und er registrierte, dass Alec bei seinen Worten fast unmerklich zusammen zuckte. Es versetzte ihm einen Stich im Herzen, so mit ihm umzugehen, aber er musste jetzt vor allem an sich denken. Dem jungen Schattenjäger war es auch egal gewesen, wie es ihm dabei ging, als er sich gegen ihn und für Lydia entschieden hatte. Es war vielleicht eine kindische Reaktion, es ihm deswegen jetzt ein wenig heimzuzahlen, aber er musste sein Herz schützen. Er wusste nicht, was die ganze Situation mit Alec noch brachte und wo das Ganze hinführte. Und solange er das nicht wusste, würde er ihn auf Abstand halten, so gut es ihm möglich war. Er hoffte nur, dass er in seinem Entschluss nicht einknickte, denn er kannte sich und wusste, wie er auf Alec reagierte. Seine Gefühle für ihn hatten in der ganzen Zeit kein bisschen nachgelassen, ganz egal, wie sehr es ihn geschmerzt hatte, als Alec ohne ein Wort des Abschieds verschwunden war.

Magnus entfernte sich von Alec und wandte sich wieder seinen anderen Gästen zu. Doch er konnte sich nicht wirklich auf die Gespräche mit diesen konzentrieren. Aus den Augenwinkeln heraus, sah er, wie sich Alec an die Bar setzte, einen Drink bestellte und dann gedankenverloren in sein Glas starrte. Zu gerne hätte er in dem Moment gewusst, woran er gerade dachte, doch er versuchte sich davon abzulenken und wandte seine Aufmerksamkeit wieder einem Vampirpärchen zu, mit dem er gerade sprach. Sehr lange schaffte er es jedoch nicht, denn er bekam mit, wie sich eine hübsche Werwölfin zu dem Schattenjäger gesellte und ihn kokett anflirtete. Augenblicklich durchfuhr ihn quälende Eifersucht, doch er musste sich zusammenreißen. Immerhin konnte er jetzt nicht einfach hingehen. Er wusste nicht, was er dann tun würde. Ein sehr eindeutiges Bild schob sich als Antwort vor sein inneres Auge. Ein Bild, bei dem er einfach hinüber ging, Alec küsste und somit allen Anwesenden - einschließlich der Werwölfin - zeigte, dass er tabu war. Magnus schüttelte leicht den Kopf, als ihm klar wurde, woran er da gerade dachte. Diese Idee war absolut unmöglich. Dennoch kribbelte es ihm in den Fingern, der Frau zu zeigen, dass sie es zu unterlassen hatte, Alec anzuflirten. Er wusste zwar, dass Alec nicht auf Frauen stand, und er sah auch, wie unangenehm diesem die Situation war, trotzdem wollte er ihr eine kleine Lektion erteilen. Plötzlich kam ihm auch die passende Idee dafür. Ohne, dass jemand es merkte, sprühten seine Finger kurz blaue Funken und aus der Olive in ihrem Martini wurde eine kleine Ratte. Augenblicklich sprang die Werwölfin von ihrem Barhocker und entfernte sich mit einem angeekelten Gesichtsausdruck. Magnus Lippen hingegen verzogen sich zu einem boshaften Grinsen. Er hätte nicht gedacht, dass es sich so gut anfühlen könnte. Seine Miene wurde allerdings wieder ernst, als er seinen Blick zu Alec schweifen ließ. Dieser schenkte der Frau keinerlei Beachtung und er beobachtete die Ratte, die bei dem Versuch, aus dem Glas zu klettern, dieses umwarf und quer über die Bar lief. Er sah ein wenig verwirrt aus und zog die Stirn kraus, als käme ihm das Ganze bekannt vor. Magnus biss sich auf die Lippe. Er durfte sich keine Hoffnungen machen, dass Alec's Erinnerungen zurückkamen. Es würde ihn zu sehr verletzen, falls es nicht so war. Außerdem gäbe es dann immer noch das Problem, dass er ihn abserviert hatte und Magnus nicht wusste, ob er das Alec je verzeihen konnte.

Alec hatte das Gefühl, dass die Zeit einfach nicht vergehen wollte. Es schien eine gefühlte Ewigkeit zu dauern, bis die ersten Gäste die Party verließen. Und die ganze Zeit war Alec seinen Gedanken und Gefühlen ausgeliefert. Er war so ungeduldig, dass seine Nerven zum Zerreißen gespannt waren. Immer wieder glitt sein Blick zu Magnus, der sich mit den anderen unterhielt und ihn völlig ignorierte. Wut stieg in ihm auf, doch er riss sich zusammen. Auf der Party musste er sich zurückhalten und benehmen. Sein Blick ruhte eine ganze Weile auf dem Hexenmeister und er fragte sich, was zwischen ihm und Magnus vorgefallen war, dass dieser ihn in der vergangen Nacht mit schmerzerfüllten Augen angeschaut hatte, und ihm nun die kalte Schulter zeigte. Doch er hatte keine Ahnung und seine Versuche, sich daran zu erinnern, führten nur wieder dazu, dass er Kopfschmerzen bekam. Zudem merkte er einen leichten Schmerz in seinem Arm, doch diesen registrierte er nur im Hintergrund. Es machte ihm mehr zu schaffen, dass Magnus ihn nicht beachtete und dadurch stellte er sich eine weitere Frage: Wieso machte ihm das so viel aus? Er glaubte nicht, dass es nur daran lag, dass Magnus eventuell ein paar Antworten für ihn hatte und dieser ihn zappeln ließ. Jedes Mal, wenn er ihn zwischen den anderen Gästen erblickte, schlug sein Herz ein wenig schneller, und er hatte keine Erklärung dafür.
Etwa eine Stunde später verabschiedeten sich dann auch endlich die letzten Gäste und verließen die Wohnung. Inzwischen war es schon ziemlich spät, doch die leichte Müdigkeit, die Alec bereits gespürt hatte, war plötzlich wie weggeblasen. Er schob sein Glas beiseite und rutschte von dem Barhocker, um Magnus einen Schritt entgegen zu gehen. Hoffnung stieg in ihm auf, dass er jetzt endlich teilweise erfuhr, was mit ihm los war, und vielleicht auch, warum er mit dieser Rune irgendwas vergessen wollte. Unerklärlicherweise hatte Alec das Gefühl, dass er sich dem Hexenmeister anvertrauen konnte. Dieser stand etwa einen Meter von ihm entfernt und sein Blick war auf ihn gerichtet. Allerdings konnte Alec in den Augen des anderen nicht erkennen, was in ihm vorging. Sein Blick war unergründlich, ging ihm aber gleichzeitig durch Mark und Bein. Eine leichte Gänsehaut zog sich über seinen Körper, doch er versuchte sich nicht anmerken zu lassen, welche Wirkung Magnus auf ihn hatte. Stattdessen lenkte er seine Gedanken wieder auf das, weswegen er überhaupt die ganze Zeit gewartet hatte.
"Können wir jetzt reden?"
Der Hexenmeister schaute ihn unverwandt an, doch sein Blick wirkte nun müde und Alec erkannte wieder denselben Schmerz, wie in der letzten Nacht.
"Hör zu, es ist bereits recht spät, und ich habe einfach keinen Kopf mehr dafür. Es wäre besser, wenn wir erstmal eine Runde schlafen und dann später reden. Es tut mir sehr Leid, dass ich dich so lange habe warten lassen, und dich nun doch vertrösten muss."
Alec biss sich auf die Unterlippe und erneut stieg Wut in ihm auf. Er hatte so lange versucht die Zeit tot zu schlagen, immer in der Hoffnung, dass er nach der Party endlich mit Magnus reden konnte und nun schickte er ihn ohne ein Gespräch wieder weg. Doch er wollte dem Hexenmeister jetzt keine Szene machen. Er konnte ihn schließlich nicht dazu zwingen, mit ihm zu reden, auch wenn es ihn ziemlich frustrierte. Er nickte nur, um Magnus zu zeigen, dass er, gezwungenermaßen, einverstanden war, und dieser brachte ihn noch zur Tür.  

Can't forget you - A Malec FanficWo Geschichten leben. Entdecke jetzt