Kapitel 22

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Sandusky, Ohio

Cas hatte mich zu der Lagerhalle gebracht, in welcher sich Sam, Dean und Bobby aufhalten sollten. Danach war der Engel wieder verschwunden - es gab schließlich noch den Bürgerkrieg, den er austragen musste.
Mit einer Schusswaffe in der Hand betrat ich die Halle. Leise lief ich die Gänge entlang, immer darauf achtend, dass jemand kommen konnte. Auf einmal vernahm ich aufgeregte Stimme und ich rannte los. Vor mir erschien eine Art Vorhang aus Plastik, durch den ich schlüpfte, dann stand ich in einem Raum mit fünf Männern, die allesamt ihre Waffe hochrissen und auf mich zielten.
»Beruhigt euch, Jungs«, sagte ich und hob meine Waffe hoch, so dass sie auf niemanden mehr zeigte, »ich bin's.« Mein Blick fiel auf Samuel und sofort verdunkelte sich meine Miene. »Was macht der hier?«
»Uns helfen«, meinte Sam.
»Uns helfen? Jetzt brauche ich Hilfe!«, rief Dean beinahe schon hysterisch.
Verwundert zog ich die Stirn in Falten. »Was ist denn mit dem los?«
»Was mit mir los ist?«, wiederholte Dean. »Ein 30 cm langer Wurm ist grad aus meinem Ohr gekrochen. Aus meinem Ohr!«
»Ich glaub', wir haben's verstanden, Dean«, meinte ich gelassen.
»Ich will wissen, was hier los ist!«, verlangte der Winchester aufgewühlt zu wissen.
»Du hast Gwen getötet«, sagte Samuel, »das ist hier los.«
Dean atmete tief durch. »Wir hatten uns unterhalten, das ist das Letzte, woran ich mich erinner'. Das Ding muss in mich reingekrochen sein.«
»Wir sprechen hier also von so 'ner Art Monster, das in einen reinkriecht?«, fragte Bobby.
»So wie ein Khan-Wurm, der auf Steroiden ist«, meinte Dean.
»Etwas wie ein Parasit, das von deinem Körper Besitz ergreift?«, wollte Sam wissen.
»Würmer kriechen rein und wieder raus.«
»Besessen von 'nem Monster? Das ist ein Novum«, meinte Rufus, der ebenfalls anwesend war.
»Oder das Ding ist noch in dir drin und du lügst uns an«, sagte Samuel.
»Ist es nicht.« Deans laute Stimme hallte durch den Raum und abrupt hob er die Waffe und zielte auf seinen Großvater.
Bobby nickte dem Winchester zu. »Untersuch dein Ohr.«
Fassungslos ließ er die Waffe sinken. »Ich soll mein Ohr untersuchen? Wozu denn?« In dem Moment berührte Rufus ihn an seinem Ohr und vor Schreck zuckte Dean zusammen und wich zurück. »Hey, was ... Lad mich erst mal auf 'nen Drink ein.«
»Beim zweiten Date«, meinte Rufus und begutachtete seinen Finger. »Oh ja, hier sind Schleimspuren.«
»Was, zum Teufel, bedeutet das?«
»Dass es in dir drin war.«
»Oder noch ist«, sagte Samuel.
»Es ist nicht in mir drin«, rief der ältere Winchester aufgebracht.
»Okay.« Bobby hatte von irgendwo einen alten Sack genommen und hielt ihn uns nun hin. »Gebt alle eure Waffen her.« Zuerst war jeder dagegen, doch dann überzeugte der Mann uns, dass es zu gefährlich war und dass wir uns sonst durch den Khan-Wurm, wenn er von einem anderen Besitz ergreifen würde, gegenseitig umbringen würden.
Wir schlossen den Sack in einen der Spinte ein, damit wir da nicht allzu leicht herankommen konnte. Rufus und Bobby begannen herumzutelefonieren - eventuell hatte ja einer ihrer Jägerkollegen schon einmal was von diesen Khan-Würmern gehört. Die Brüder, Samuel und ich saßen schweigend und abwartend herum. Dean ließ seinen Großvater nicht ein einziges Mal aus den Augen, sondern starrte ihn mit finsterer Miene an, so dass der Mann sich irgendwann erhob und gehen wollte. Sam stellte sich ihm sofort in den Weg.
»Ganz ruhig«, sagte Samuel. »Pinkelpause. Es sei denn, du willst ihn für mich halten.« Ohne ein weiteres Wort lief er an seinem Enkel vorbei und dieser ließ ihn gewähren. Doch war das nur ein Täuschmanöver, denn kaum hatte der Campbell den Raum verlassen, folgten ihm die beiden Winchester-Brüder.
»Also«, sagte Bobby und klappte sein Handy zu. »Ich hab' überhaupt nichts rausfinden können.«
»Ich auch nicht«, meinte Rufus. »Hast du Willie angerufen?«
»Klar, hältst du mich für einen Idioten?«
Rufus lächelte nur schwach. »Was ist mit Rodg?«
»Er wollte nicht mit mir reden.«
Rufus lachte. »Ja, mit mir auch nicht.«
»Okay, Plan B«, sagte Bobby. »Wir schnappen uns das Ding einfach.«
»Und wie stellst du dir das vor?«, fragte ich, während ich mit verschränkten Armen gegen einem Tisch lehnte.
»Entweder wir drehen Däumchen oder wir gehen aufs Ganze.«
Rufus hob den Kopf. »Wie in Omaha?«
Ich hatte keine Ahnung, was dieser Satz bedeuten sollte, aber Bobby wusste es - und er fand es nicht witzig.
»Weißt du was? Ich find's echt mies, dass du schon wieder damit anfängst. Das ist unter der Gürtellinie.« Mit finsterer Miene wandte er sich ab.
Nun sah Rufus zu mir. »Cat, meine Kleine, wir hatten noch gar nicht die Gelegenheit.« Er kam auf mich zu und schloss mich in eine Umarmung. »Hab' ein paar Dinge über dich gehört.« Er grinste wissend. »Treibst dich mit 'nem Engel rum.«
Erst dachte ich, dass er das von mir und Cas wusste, doch dann wurde mir klar, dass er meinte, dass ich mich den Engeln angeschlossen hatte. »Ja«, sagte ich mit einem erleichterten Lächeln. »Ja, das stimmt.«
Rufus hob mahnend den Finger. »Pass ja auf. Dein Zuhause ist immer noch bei uns auf der Erde, nicht, dass du irgendwann gen Himmel steigst und Gott nie wieder verlässt.«
Ich lachte. »Keine Sorge, darauf kannst du lange warten.«
Auf einmal erklang ein Schuss und ohne zu zögern rannten Bobby, Rufus und ich los. Wir trafen auf Sam und Dean in einem breiten Gang, Samuel war nicht dabei.
»Wir haben einen Schuss gehört«, sagte Bobby.
»Samuel«, meinte Dean nur, ohne dass er oder sein Bruder stehenblieben. Ich folgte ihnen, Bobby und Rufus blieben zurück. Wir rannten durch dir Gänge, doch schien der Campbel wie vom Erdboden verschluckt.
»Geht zurück zu Bobby und Rufus und holt die Waffen«, wies ich die Brüder an.
»Und was machst du?«, wollte Sam wissen.
Ich holte das Engelsschwert hervor, welches Cas mir noch gegeben hatte. »Ich werd' weitersuchen.«
»Cat ...«, begann Dean.
»Nein, wir haben jetzt keine Zeit. Los, zu Bobby!« Ohne eine Antwort abzuwarten, rannte ich los. Minuten vergingen, Minuten, ohne dass ich den Großvater der Winchesters fand.
Irgendwann vernahm ich laute Stimmen und ich beschleunigte mein Tempo. Ich betrat eine größere Halle, einige Meter von mir entfernt stand Samuel, der mir den Rücken zugedreht hatte, ihm Gegenüber stand Sam.
»Keine Bewegung!«, rief dieser mit erhobener Waffe.
»Ich kann dir einige Fragen beantworten«, meinte sein Großvater nur und trat einen Schritt auf ihn zu.
In diesem Moment ertönte ein Schuss und Samuel Campbell stürzte tot zu Boden.
»Sam«, rief ich und rannte auf ihn zu.  Der Mann schien ziemlich schockiert darüber, dass er gerade ein Familienmitglied erschossen hatte. Er starrte den Leichnam an, entsetzt und schweigend.
»Sam?«, erklang auf einmal Deans Stimme und kurz darauf erschienen er, Bobby und Rufus.
»Ich würd' sagen, unsere Runde wird immer kleiner«, bemerkte ich.
»Lass die Waffe fallen, Sam«, befahl Bobby augenblicklich.
Langsam legte der Winchester die Waffe zu Boden.
Bobby nickte mir zu. »Du auch, Cat. Und das nächste Mal, wenn ich »Waffen in den Sack« sage, tust du das bitte mit allen Waffen, die du bei dir trägst.«
Ohne ein Wort ließ ich das Schwert fallen.
»Wir sind's«, sagte Sam.
»Okay, das ist großartig.« Rufus holte ein Seil hervor. »Wir fesseln euch nur so lange, bis wir ganz sicher sein können, okay?«
»Mit einem Seil?«, fragte ich.
»Muss reichen.«
Sam und ich drehten uns den Rücken zu und Rufus verband unsere Handgelenke.
»Es ist in ihm drin«, erklärte Sam.
»Bist du sicher?«, wollte Bobby wissen.
»Ja, ich bin sicher.«
»Habt ihr was aus ihm rauskommen sehen?«, fragte Rufus. »Nachdem er umgefallen ist?«
Ich schüttelte den Kopf, und so wurde Samuels Leiche auf einen Tisch gelegt. Mit einem verlängerten Stäbchen stocherte Bobby in seinem Ohr herum und holte es dann heraus, ohne eine Spur von Schleim.
»Sag mir bitte, dass du was hast«, bat Dean.
»Nichts«, sagte der Mann.
»Was?«, fragten Sam und ich gleichzeitig.
»Soll das heißen, er war kein Monster, als ich ihn erschossen habe?« Panik kam in Sam auf.
»Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden«, meinte Rufus. »Bobby, hast du 'ne Knochensäge im Wagen?«
»Na klar.«
»Du gehst nicht allein«, sagte Dean sofort.
»Wir bewegen uns sicher nicht in diesem Zustand«, warf ich ein und zog demonstrativ am Seil.
»Bobby und ich gehen.« Rufus packte den anderen Mann an den Schultern und schob ihn aus dem Raum.
»Du hast das Richtige getan«, versuchte Dean seinen Bruder zu beruhigen.
»Du meinst, ich hätte das Richtige getan, wenn es in ihm ist und ich ich bin. Dieses Ding verascht uns, wie es will.«
»Ich gehe davon aus, dass ihr ihr seid.«
»Gut, dann kannst du uns ja die Fesseln abnehmen.«
»Erst werden wir das Ding aus seinem Schädel holen«, entgegnete Dean und Sam nickte verstehend.
Nach einer Weile kamen Rufus und Bobby wieder. Wir sollten den Raum verlassen, damit die Winchester nicht sahen, wie man ihren Großvater aufschnitt, und so gingen Sam, Dean und ich, wobei ich rückwärts laufen musste, raus. Wir warteten nicht lange, denn nach wenigen Minuten erklangen laute Kampfgeräusche. Dean rannte los und Sam wollte ihm folgen, doch hielt ich ihn kurzerhand zurück. Ich riss mit aller Kraft an den Fesseln und löste uns voneinander, dann folgten wir ihm.
Wir stockten, als wir erkannten, wer hinter der Tür stand - Samuel. Er hatte uns von seiner Seite aus den Weg versperrt, so dass wir nicht hinein konnten. Die Winchesters traten gegen das Holz, während ich beobachtete, was im Raum geschah. Bobby schubste Samuel gegen die Steckdose und aus irgendeinem Grund erhielt er dadurch Stromschläge. Der Khan-Wurm, ein dickes, schwarzes Ding, kroch blitzschnell aus seinem Ohr und verschwand irgendwo.
Auch die Brüder hatten dies gesehen und starrten den Leichnam fassungslos an. Als sie sich wieder gefangen hatten, traten sich mit voller Wucht gegen die Tür, so dass diese aufsprang, und eilig rannten sie zu Rufus und Bobby, um ihnen aufzuhelfen. Wir erklärten ihnen, was wir gerade gesehen hatten, und gemeinsam kamen wir zu zwei Punkten - erstens, wir wussten nun, dass das Ding anfällig auf Elektrizität war, und zweitens wussten wir, dass wir nicht wussten, wo es nun war.
»Entweder ist es entwischt oder es steckt in euch«, sagte Dean schließlich.
»Oder in einem von euch«, warf Rufus ein.
»Nein, wir waren draußen, als es passiert ist.«
»Hattet ihr Blickkontakt?«
»Ja.«
»Hundertprozentig? Die ganze Zeit?«
Dean stockte. »Äh, definiere »100«.«
»So, wie ich sagte.«
»Machen wir doch einfach 'ne Probe«, schlug Sam vorbei. Und das taten wir dann auch. Jeder von uns steckte sich selbst die Finger in die Ohren und prüfte sie auf Schleim, doch war keines drin.
Da das aber nicht reichte, nahmen wir das Kabel der Knochensäge, die nun ohne Knochensäge war, schlossen es an und testeten erst an Samuel, ob er den Khan-Wurm noch in sich trug. Dann wurde jeder der Reihe nach auf Elektrizität getestet. Dean, Sam und ich waren bereits durch, Rufus sträubte sich zuerst dagegen, doch ließ er sich schließlich von Dean mit dem Kabel berühren.
Rufus riss es ihm aus der Hand und stellte sich vor Bobby.
»Nun ja, in mir ist es nicht, also nur zu.«
»Na dann, steh still, Bobby«, meinte Rufus.
»Okay, gut.«
»Wir machen's kurz.«
»Kein Problem.«
»Na, dann, los geht's.«
Auf einmal hob Bobby die Hand. »Okay, äh, eine Sekunde, Rufus.«
»Eine Sekunde?«, wiederholte Rufus verwundert. »Wer, zum Teufel, bist du?«
Bobby runzelte die Stirn. »Ich bin Bobby.«
»Werden wir ja sehen.« Rufus wollte ihn gerade mit dem Kabel berühren, als Bobby ein Messer hervorzog und zustach. Sam fing Rufus auf und legte ihn zu Boden, während Dean und ich ihn einkreisten. Da packte Sam ihn an den Armen und Dean schlug dem alten Mann mitten ins Gesicht, so dass dieser das Bewusstsein verlor. Wir setzten Bobby auf einen Stuhl und fesselten ihn mit starkem Tesafilm.
Als er wieder zu sich kam, beugte Dean sich mit einem Grinsen zu ihm hinunter. »Denk ja nicht darüber nach, abzuhauen, denn wir haben jede Ritze in diesem Raum versiegelt. Also entspann dich.«
»Ich bin entspannt«, meinte der Mann mit merkwürdig tiefer Stimme. »Es gefällt mir hier. Und ihr liebt diesen Kerl, ist es nicht so? Wollt ihr ihn wirklich umbringen und ihn mit mir gehen lassen? Habt ihr heute nicht schon genug Freunde verloren?«
»Glaub mir«, sagte ich, »wir kriegen dich auch aus ihm raus, ohne ihn umbringen zu müssen.«
»Wir hätten da ein paar Fragen an dich. Also entweder du spielst mit oder wir brutzeln uns eine kleine Garnele auf dem Grill.« Dean hob das Kabel hoch.
»Fragt. Ich hab' eure Fragen schon erwartet.«
Verwundert runzelte Dean die Stirn. »Was willst du damit sagen?«
»Damit will ich sagen, ich hab' nichts zu verbergen.«
»Wer bist du?«, verlangte Sam zu wissen.
»Ihr habt noch keinen Namen für mich. Ich bin neu hier in der Gegend. Eve höchstpersönlich hat mich kreiert.«
Dean schockte den Mann mit dem Kabel, so dass er unter Schmerzen stöhnte, dann trat er mit einem finsteren Blick zurück. »Wer ist dieses Miststück?«
»Eve ist die Mutter von uns allen, und letztendlich auch von euch. Wenn sie fertig ist, wird es mehr Kreaturen geben als Menschen. Ihr werdet in Ställen leben. Wir werden eure Kinder servieren und das unser Essen nennen.«
»Was hast du mit all dem zu tun?«, fragte Sam. »Was bringt es, ein paar LKW-Fahrer zu befallen?«
»Denkt ihr im Ernst, mich interessieren ein paar Arbeiter aus einer Konservenfabrik? Wir sind es, die euch hergeführt haben.«
»Wieso?«
»Sie hat eine wichtige Nachricht für euch.«
»Ach ja?«, fragte Dean. »Und die wäre?«
»Ihr werdet alle sterben. Sie ist nämlich stinksauer. Sie ist hier, und glaubt mir, von jetzt an wird es für euch nur noch eine furchtbare Qual sein.«
Dean nickte. »Ja, und hier ist meine Antwort.« Er zückte das Kabel und drückte es Bobby in den Nacken.

2282 Wörter

Und ein neues Kapi ^^

Dieses Mal etwas weniger über Cat. Wird sich in den nächsten Kapis wieder ändern :)

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