Sam kam aus der Scheune. Ein düsterer Blick zierte sein Gesicht, als er im Impala einstieg.
»Hey«, sagte Dean.
»Das hattest du nicht erwartet«, meinte sein Bruder nur.
»Es stand 60 zu 40.«
»Hm«, machte Sam nur und holte seinen Laptop heraus. »Also, Samuel hat nicht angebissen, daher habe ich mich für Plan B entschieden.«
»Plan B?«, fragte ich.
»Ich hab' das GPS bei einem seiner Handys aktiviert«, erklärte der jüngere Winchester. »So führt er uns vielleicht direkt zu dem Alpha.«
»Und du denkst, das merkt er nicht?«, wollte Dean wissen.
»Glaub mir, für ihn ist der Klettverschluss schon revolutionär.« Sein Laptop piepte. »Da, ich hab' ihn.«
Dean fuhr sofort los und langsam, mit einem sicheren Abstand, folgten wir Samuel und Christian. Sie hielten vor einer Lagerhalle, einige Meilen von der Basis entfernt.
»Das Blut eines Toten«, sagte ich, als ich die rote Flüssigkeit an der Tür musterte.
»Clever, den Laden mit einem Vampir-Schutzmittel dicht zu machen.« Dean holte zwei Drähte hervor und öffnete die Tür, während Sam mir eine Machete reichte.
Langsam und leise traten wir ein. Irgendwo tropfte Wasser zu Boden, ein monotes Geräusch, sonst erfüllte Stille die Halle. Sie war riesig, verlassen mit allem, was darin stand - alte Maschinen und Geräte, irgendwelche Flaschen mit Säuren und anderen Dingen. Und Staub. Staub und Spinnenweben.
Vor uns wurde eine Tür geöffnet. Das Rattern rollte als lautes Echo zu uns heran, und schnell versteckten wir uns. Beinahe wurden wir entdeckt - Christian schien etwas gehört zu haben und lugte in den Raum hinein, doch mehr tat er auch nicht, so dass er wieder verschwand. Leise liefen wir weiter, zu dem Raum, aus welchem Christian gekommen war.
»Es hängt jetzt völlig von dir ab, wie sich die Sache hier entwickelt«, hörten wir Samuels Stimme. »Überleg' es dir gut.«
Ich lugte durch den Türspalt hindurch. Der Alphavampir saß auf einem Stuhl gekettet in einem Käfig. Nägel waren durch seine Hände und Füße geschlagen. Samuel stand vor ihm und hatte uns den Rücken zugekehrt.
»Wo ist es?«, verlangte der Mann zu wissen. »Antworte auf die Frage. Wo ist es? Wie finden wir es?«
Der Vampir antwortete nicht und Samuel drückte einige Knöpfe. Die Maschine fuhr hoch und kurz darauf schossen elektrische Blitze durch die Nägel.
»Au. Hör auf. Das tut weh«, sagte der Alpha mit einer monotonen Stimme, so dass ich nicht so recht wusste, ob er es ernst meinte oder nicht.
Samuel schaltete die Maschine ab. »Also, das hier, das ist der Club Med im Vergleich zu dem, was dich noch erwartet«, meinte er.
Der Vampir gähnte gelangweilt.
»Ich habe alle Zeit der Welt.«
»Ach, was. Dann sind wir ja schon zu zweit«, sagte der Alpha spöttisch, aber dennoch ziemlich tonlos.
Wütend ergriff Samuel eines seiner Werkzeuge und wollte den Vampir angreifen, doch entschied er sich letztendlich dagegen und ging davon. Der Alpha lachte.
»Wollt ihr drei euch die ganze Nacht verstecken?«, fragte er auf einmal. »Na, los, kommt raus.«
Langsam schoben wir Tür auf und traten ein. Selbst mir, und obwohl er angekettet war und in einem Käfig saß, jagte er Angst ein.
»Wie kann ich euch helfen?«
»Wir hätten da 'n paar Fragen, Skippy«, sagte Dean und trat selbstsicher auf den Alpha zu. »Jetzt, wo du sozusagen feststeckst.«
Der Vampir lachte. »Da wär' ich mir nicht so sicher.«
»Ja? Gefesselt, wie du bist, und das ganze Totenblut, was durch deine Adern fließt - da fehlt dir doch sicher der Saft, um dein übernatürliches Batsignal auszusenden?«
Ratlos sah ich zu Sam, doch dieser schüttelte nur den Kopf mit einer Miene, die aussagte, dass ich seinen Bruder machen lassen sollte.
»Das ist wahr«, meinte der Alpha. »Nicht annähernd genug Saft für so was, Dean.«
Der Winchester stockte. »Ich hätte nicht gedacht, dass du meinen Vornamen kennst.«
»Was denkst du denn? Immerhin warst du Zeit lang mein Kind.« Der Vanpir schmunzelte. »Dean, sag mir, hat es dir Spaß gemacht?«
Dean trat näher an den Käfig heran und deutete ernst mit seiner Machete auf den Gefangenen. »Ich stelle hier die Fragen, Fright Night!« Er drückte den Knopf, den Samuel zuvor betätigt hatte, und wieder jagte Strom durch die Nägel.
»Als sich eure Gattung noch ums Feuer gedrängelt hat«, sagte der Alpha, als würde er überhaupt nichts spüren, »war ich das Ding draußen in der Dunkelheit. Denkst du etwa, du kannst mir wehtun?«
Dean verzog aufgebracht das Gesicht und schaltete wortlos die Maschine aus.
»Ich hab' die ganze Nacht Zeit. Ihr jedoch nicht.« Der Alpha straffte seine Schulter. »Wie auch immer, ich bin bereit, euch zu erzählen, was ihr wissen wollt.«
»Wieso?«, verlangte Sam sofort zu wissen.
»Wieso? Weil ich schon sehr bald knöcheltief in eurem Blut stehen werde und euch das Knochenmark aussauge.«
»Darauf kannst du lange warten«, zischte ich. Nun trat auch ich näher - meine Angst war beinahe verflogen.
»Du bist es also.« Mit seinem finsteren Gesicht lief Sam auf den Alpha zu. »Der Erste deiner Spezies.«
»Der Allererste«, betonte der Vampir mit einem Lächeln.
»Aber wenn du der Erste bist, wer hat dich erschaffen?«
»Tja, wir haben alle unsere Mütter, selbst ich hab' eine.«
»Was willst du damit sagen?«, verlangte ich zu wissen.
Der Alpha lachte nur.
»Wieso haben sich die Vampire plötzlich so vermehrt?«, fragte Dean.
»Weil wir in den Krieg ziehen«, gab der Gefangene zurück.
Sams Furche auf der Stirn wurde tiefer. »Was läuft hier? Wieso hat Samuel dich hierher gebracht?«
»Sam, du riechst kalt«, sagte der Alpha, ohne auf die Fragen einzugehen.
Zögernd sahen wir uns an.
»Du hast keine Seele. Das ist schon seltsam. Und? Fühlst du es auch, wie leer du bist? Wie ist es so, keine Seele zu haben?«
»Beantworte meine Frage«, wies Sam entzürnt an.
»Du zuerst«, verlangte der Alpha.
»Du sitzt im Käfig.«
»Mit den Seelen verhält sich das folgendermaßen, natürlich nur, wenn man eine hat«, sagte der Mann, ohne auf den Winchester einzugehen. »Sie sind berechenbar. Man stirbt, man geht rauf oder runter. Wo, glaubt ihr, gehen solche wie ich hin?«
»In die Hölle«, zischte ich abwertend.
Der Alpha lachte. »Nein. Nicht in den Himmel, nicht in die Hölle. Also?«
»Legoland?«, fragte Dean genervt und unruhig zugleich.
Der Vampir seufzte. »Habt ihr etwa Dante schon vergessen?«
»Wen?«, fragte ich.
»Fegefeuer«, sagte Sam in diesem Moment.
»Fegefeuer?«, wiederholte Dean ungläubig. »Das gibt's tatsächlich?«
Der Alphavampir lachte wieder. »Oh, Mann, seid ihr doof. Natürlich gibt's das. Und es ist voll mit hungrigen Seelen wie mir, die vorher alle auf dieser Erde herumgelaufen sind. Also, wo ist es? Das ist das Geheimnis - und das ist das, was euer großherziger Großvater versucht, aus mir rauszuprügeln.«
Fassungslos sah ich zu Sam, doch dieser hatte sich ganz und gar dem Gefangenen zugewandt.
»Samuel hält dich hier gefangen«, begann der jüngere Winchester, »um herauszufinden, wo das Fegefeuer ist?«
»Ich sag's ihm immer wieder: »Woher soll ich das wissen?« Aber er weigert sich einfach, mich loszubinden.«
»Du weißt genau, wo es ist«, meinte Sam. »Warum interessiert sich Samuel dafür?«
»Es interessiert ihn gar nicht.« Der Alpha sah nun zu mir und Dean. »Er tut nur, was man ihn befiehlt.«
»Dann ist der liebe Samuel doch nicht so ganz ohne Ecken und Kanten von den Toten auferstanden«, sagte ich.
»Aber wenn er nur 'ne Marionette ist, von wem wird er dann gelenkt?«, fragte Dean.
Da erklang das Geräusch einer in den Moment geladenen Waffe in unserem Rücken, und abrupt wandten wir uns um. Samuel, Christian und ein weiterer Jäger standen vor uns.
»Abend, ihr drei«, sagte Samuel, und damit wir nicht gegen die Männer kämpfen mussten - was ich nicht recht verstand, denn offensichtlich hatte Samuel sich als Verräter entpuppt; falls man dem Alphavampiren Glauben schenken konnte -, gaben wir unsere Waffen ab und ließen uns gefangen nehmen.
»Ich hab' in meinem Leben ja schon 'ne Menge Schwachsinn erlebt«, begann Dean, »aber du schießt den Vogel ab.« Er deutete auf Samuel. »Du steckst 'nen Hai ins Goldfischbecken? Was glaubst du, wie das endet? Ich weiß nicht, was du hier für'n Spiel abziehst -«
»Denkst du, ich mach' das zum Vergnügen?«, unterbrach der Mann ihn.
»Es scheint, als hättest du den Rest dieser Hohlköpfe davon überzeugt, dass du John Wayne bist, aber egal, was du auch verstecken willst, es wird dich und deine Helfer in den Abgrund ziehen.«
Samuel wollte Dean angreifen, doch wehrte der Winchester den Mann im rechten Moment ab. Sam stürzte sich auf Christian und ich packte den dritten Mann und drückte ihn mit aller Kraft gegen die Wand. Gerade als Dean seine Pistole ergriff und laden wollte, erklang das Geräusch einer Waffe und wir sahen auf. Gwen zielte mit einem Gewehr auf ihn.
»Hi«, sagte sie.
»Schlampe«, fluchte ich und ließ den Mann los.
»Gwen.« Dean legte seine Waffe wieder zu Boden. »Und ich dachte, zwischen uns, das wär' was Besonderes.
Samuel nickte dem dritten Jäger zu und dieser verschwand in dem Raum mit dem Alpha - er sollte ihn anscheinend bewachen. Es dauerte nicht lange, da erklang ein Schrei, und abrupt sahen wir auf.
»Nehmt eure Waffe«, sagte Samuel an uns gerichtet. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen, und sofort folgten wir dem Mann, Christian und Gwen in den Nebenraum. Die Leiche des dritten Jägers lag auf dem Boden und der Käfig war leer.
»Wie viel Totenblut haben wir noch?«, fragte Samuel. Christian hob zwei Spritzen hoch und verzweifelt ließ der Großvater der Winchesters den Kopf sinken.
»Wann ist der Alpha wieder hundertprozentig fit?«, wollte Dean wissen.
»In einer Stunde, vielleicht weniger. Wir müssen versuchen, ihn wieder einzusperren.«
»Nein«, entgegnete Dean sofort.
Samuel trat auf ihn zu. »Was meinst du mit Nein?«
»Ich weiß nicht, was du geplant hattest, aber »Fangen« spielen wir hier nicht. Wir schlagen dem Teil den Kopf ab oder es tötet uns alle.«
»Liebend gern«, sagte ich und hob meine Machete in die Luft.
Samuel öffnete den Mund, brachte jedoch kein Wort hinaus.
»Okay.« Dean sah uns an. »Aufteilen. Durchsucht jeden Raum. Nutzt jede Gelegenheit zu schießen. Es wird ihn nicht umbringen, aber es läuft sich nicht so gut ohne Kniescheibe.« Er wandte sich an Samuel. »Und falls wir das überleben, wirst du mit mir und Sam erst mal ein Familientreffen haben.«
»Na, dann, los«, sagte ich und setzte mich in Bewegung, wurde jedoch sogleich von Dean zurückgehalten.
»Du gehst nicht allein.«
Ich lachte belustigt über seine Reaktion auf. »Dean, ich kann meine Kräfte mittlerweile einsetzen.«
»Aber nicht vollständig, oder?«, hackte er nach.
»Deswegen habe ich ja das hier.« Ich zog ein Engelsschwert aus meiner Jackeninnenseite heraus und lief ohne eine Reaktion abzuwarten los.
Es war immer noch ruhig in den Korridoren. Ich vernahm nur das Tropfen von Wasser und meine Schritten, die von den Wänden als leises Echo hallten. Es schien eine gefühlte Ewigkeit zu vergehen. Mein Herz pochte warnend gegen meinen Brustkorb - ich verspürte trotz meiner offen gezeigten Selbstsicherheit immer wieder Angst. Da erklang ein Geräusch in meinem Rücken und abrupt wandte ich mich um. Ohne nachzudenken warf ich die Machete, die nur bebend in der Wand stecken blieb - der Vampir hatte sich teleportiert.
»Ich dachte, du wüsstest es allmählich besser, Catherine«, sagte der Alpha und ich wandte mich um. Er stand einige Meter von mir entfernt und grinste mich amüsiert an. »Ich bin nicht der erste mächtige Vampir, den du siehst, nicht?«
Ich spürte, wie das Blut aus meinem Gesicht wich, und mit geweiteten Augen sah ich ihn an. »Woher weißt du das?«
Der Alpha lachte nur und bevor ich reagieren konnte, war er verschwunden.1890 Wörter
Morgen ist mein DRK-Kurs, von 8.00-16.00 Uhr -.- keine Lust ...
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Strange New World || Supernatural Staffel 6
Hayran KurguBuch 4 Ein Jahr war es her, seit Sam in die Hölle gegangen ist - zusammen mit Michael und Luzifer. Seitdem hatte Cat nichts mehr von Dean gehört. Sie hatte ihr eigenes Leben aufgebaut: sie ging ab und an jagen, besuchte manchmal Bobby - doch hauptsä...