"Oppa!" Schallte es durch mein Zimmer und ein weiterer Stich zog sich tiefer in meine Brust. Ich umklammerte meine Beine noch fester mit meinen Armen, welche ich auf meinen Stuhl hochgezogen hatte. Ich legte meine Wange auf mein Knie und unterdrückte meine Gefühle, diesen immer weiter und heftiger in meiner Brust stechenden Schmerz. Trauer. "Jeno," wisperte ich mit geschlossenen Augen, innerlich vermutlich hoffend, dass jemand es hörte, jemand bestimmtes. Doch er tat es nicht. Heute nicht, sowie auch damals nicht, als ich ihn brauchte, ihn am meisten begehrte. Seinen Namen leise vor mich her flüsterte, doch diese Zeiten waren vorüber, vorbei. Weshalb schaute ich mir dann gerade dieses Video an?
Plötzlich wurde die Tür hinter mir im hohen Bogen aufgerissen und reflexartig drehte ich mich um. "Das ist nicht dein Ernst?" Fragte er mit einer bedrohlich tiefen Stimme und kam auf mich zu. Er schob mich mit einem kräftigen Ruck, samt Stuhl, nach hinten und ging an meinen Laptop. Ich war zu geschockt von seinem plötzlichen Erscheinen, als das ich ihn bei seinem Vorhaben hätte abhalten können. Ich sah nur, wie er sich vor den elektrischen Kasten stellte und mein Verlauf durchging. Ich sah ratlos zu, fasste es nicht, dass er das gerade tat. "Lass das!" Schrie ich nach einigen Minuten des Begreifens an, als ich sah wie Jake alles löschte und vernichtete, nachdem er jedes Detail durchgegangen war. Mit wackeligen Beinen, durch den unerwarteten Schock, lief ich auf den älteren zu und zog an seinem Oberteil. "Hör auf, das geht dich nichts an!" Warf ich ihm an den Kopf, doch er schüttelte mich harsch ab. Nun ging er auf meine Galerie und fand vereinzelte Bilder von welchen ich mich noch nicht getrennt hatte. Oder hätte können. Das ging zu weit, nun drang er zu tief in meine Privatsphäre ein. Bevor Jake's dort auch noch seine zerstörerische Wut Spuren hinterlassen konnte ging ich wieder auf ihn zu. "Ich hab gesagt, dass du aufhören sollst Jake!" Schrie ich ihn an, schlug mit meinen Fäusten und all meiner Kraft auf seinen Rücken. Aber abgesehen von einem entnervten Zischen blieb meine Handlung ergebnislos. Der Braunhaarige probierte mich abzuwürgen, was ihm aber nicht gelang, also schubste er mich mit ganzer Kraft von sich.
Ich stolperte rückwärts und landete auf dem Boden meines Zimmers. Nach einpaar Klicks klappte Jake meinen Laptop zu und drehte sich zu mir um. Als er mich, mit meinem eingeschüchterten Blick, am Boden sitzen sah, verschwand sein angespanntes Gesicht. Er fuhr sich frustriert -komplett verstreut- durch seine Haare und kniete sich zu mir hinunter. Vermutlich realisierte er es erst jetzt, merkte, was er gerade getan hatte. Mich verletzt und es sollte nicht das letzte Mal gewesen sein. Ich zuckte zusammen als er seine Hand auf mein Bein legte, rückte ein weiteres Stück von ihm weg und zog meine Beine an mich heran. Dergleichen extrem war er noch nie ausgerastet, selbst damals nicht, als ich noch mit Jeno zusammen gewesen war. Mein Gegenüber rückte wieder ein Stück näher und lächelte mich lieb an, als ob es diese Situation von vor eben niemals gegeben hätte. "Hab keine Angst, ich bin es doch nur LinKi." Meinte er sanft und nahm meine Hand in seine. Seine Augen funkelten, sie strahlten förmlich, doch sie schienen etwas auszustrahlen, was mich verunsicherte.
"Wie bist du überhaupt hier rein gekommen? Ich bin alleine Zuhause." Hackte ich misstrauisch, wie auch verwirrt, nach. "Die Haustür war zu, doch die Balkontür nicht. Mittlerweile müsstest du doch aus meinen Überraschungsbesuchen gelernt haben, dass du diese besser verschlißen müsstest." Scherzte er. Jake stand auf und hielt mir hilfsbereit seine Hand hin. Ich nahm sie seufzend, kurz überlegend, an und beim Hochziehen blitzte etwas durch meinen Kopf. Aus Jake wurde plötzlich Jeno und die Umgebung verwandelte sich zu dem Baum auf welchen mir der Koreaner damals rauf half.
Es war eine Erinnerung, eine der schönen. Ich packte mir an meinen Kopf und Jake hielt mich schnell unter meinem Arm fest. "Alles gut? Zu schnell?" Ich nickte ihm gespielt gelassen entgegen, doch setzte mich schnell auf mein Bett. "Ok, wenn wirklich alles wieder gut ist kommen wir mal wieder zurück zu dir und was du gerade getan hast. Warum schaust du dir Videos von ihnen an? Von ihm? Wieso ausgerechnet von Fan Meetings?" Ich ließ mein Kopf verzweifelt gegen seine Schulter fallen und spürte, wie er seine Arme um mich schlang. "Weiß ich doch auch nicht..." Flüsterte ich gegen seine Brust. "Wieso ist er so zu ihnen?" Stotterte ich unter Beherrschung, mich selbst beherrschend nicht zu weinen, nicht nachzugeben und merkte, wie er mich noch fester an sich zog. "Was meinst du?" Hackte er genauer nach. Ich löste mich von ihm und starrte in seine Augen. "So lieb, so fürsorglich, wieso? Wieso lebt er so unbeschwert, während ich ihm noch hinterher Trauer? Ich habe die letzten Wochen mein Leben komplett geregelt gehabt, musste nicht mehr sie denken, war dabei sie zu vergessen, aber dann tauchen sie einfach wieder auf und...sag mir einfach nur wieso Jake?" Der Junge vor mir hatte ein emotionslosen Ausdruck auf seinem Gesicht und schüttelte seinen Kopf. "Wieso kann er nicht auch so leiden wie ich? Ist das nicht unfair? Hat er überhaupt auch mal einen traurigen Gedanken an mich verschwendet? Kann man das überhaupt fair nennen? Jake, wieso?" Wiederholte ich mich detaillierter. Wusste, dass ich ein schlechter Mensch war, da ich jemand anderes Leiden sehen wollte, rechtfertigte mich mit der Aussage, dass es nur gerecht wäre. "Ich weiß es nicht Linn, ich weiß es wirklich nicht. Wahrscheinlich hatte er dich nie wirklich geliebt. Wenn du mich fragst, hatte und hat er dich einfach nicht verdient gehabt. Er hat wahrscheinlich nicht mal eine Träne für dich vergossen und das solltest du auch nicht LinKi. Nicht mehr."
Seine Hände nahmen mein Gesicht in seine Handflächen, er schmunzelte aufheiternd in meine Richtung. Hatte Jake recht? Hatte Jeno mich tatsächlich niemals wirklich geliebt? Beruhte alles von damals nur auf einseitiger Liebe meinerseits? Hatte nur ich Jeno aufrichtig geliebt und er konnte es mir nur nie früher beichten, dass er nichts für mich empfand? Doch, weshalb sollte er dann zurück zu mir kommen wollen? Wollte er nur noch etwas mehr Spaß haben, seinen Nutzen aus mir ziehen? Doch er meinte, dass er mich liebte. Der Braunhaarige zog mein Gesicht zu sich und gab mir ein Kuss auf meine Stirn. "Danke, ich wüsste wirklich nicht, was ich ohne dich tun würde Jake." Flüsterte ich zu ihm, doch er antwortete mir nicht. Und erst jetzt fiel mir der blaue Fleck an seinem Arm auf. Ich näherte mich diesem und er stand auf. "Jake, was ist das?" Fragte ich doch er verdeckte nur den kleinen Fleck mit seiner Hand. Ich stand auf und riss ihm sein Shirt hoch, richtete mich schockiert auf. Es war kein kleiner Fleck, er war groß und es war nicht der einzige, es waren einige. "Jake," flüsterte ich entsetzt. "Das ist nichts." Beschwichtigte er, was ich ihm aber nicht glaubte, immerhin hatte ich die Tatsache vor mir. "Jake, was ist passiert? Und wagt es bloß nicht, mich anzulügen." Drohte ich ihm. "Mein Dad..du weißt ja...gestern ist ein großer Vertrag geplatzt und er hatte mal wieder etwas getrunken." Ich hielt mir die Hand vor den Mund und wollte rennen. Rennen zu seinem Vater, um Lucifer die Meinung zu geigen. Rennen zur Polizei, um diesem schlechten Abklatsch von einem Vater, anzuzeigen. Einfach nur wegrennen, auch vor meinen eigenen Problemen.
"Das geht nicht so weiter, wir müssen-.." Jedoch wurde ich unterbrochen. "Wir müssen garnicht's. Linn, es geht mir gut, ehrlich, ich bin stark, ja? Doch wenn es dir nicht gut geht, dann geht es mir schlecht. Ich bin zu dir gekommen, um nach dir zu schauen, nicht um mich auszuheulen oder Mitleid von dir zu erhalten." Widersprach er und kam wieder auf mich zu. Er legte mir seine Hände auf die Schultern und blickte mich überlegend an. "Linn?" Fragte er nachdenklich, redete sofort weiter. "Warum wolltest du mich damals eigentlich nicht küssen?" Ich biss mir überlegend auf meine Unterlippe und suchte nach einem Grund, nach dem Grund, welchen mehr als nur offensichtlich schien. "Jeno." Sagte ich kurz und knapp. "Es war wegen ihm." Der Braunhaarige nickte nachvollziehend und seine Hände lockerten ihren Griff um meine Schultern. Ein Räuspern erklang von ihm. "Steht er noch immer zwischen uns?" Fuhr er fort. Stand Jeno jemals zwischen mir und dem Jungen, im generellen? Mit dieser Frage hatte ich nicht von ihm gerechnet, ich hatte keine Ahnung, was ich hätte antworten können. Viel zu sagen gab es schließlich auch nicht, denn in meinem Kopf war schließlich alles ein großes Durcheinander. "Jake ich weiß es nicht, ich kann dir keine Antwort geben. Ich habe mir nie darüber Gedanken gemacht." Gestand ich ihm und wieder nickte mein gegenüber. "Ich habe dich endlich soweit." Murmelte der Ältere unverständlich, ich zog eine Augenbraue hoch. "Wofür?" Er schmunzelte etwas. "Ihn zu vergessen." Seine Hände fuhren meine Schultern entlang und stoppten in meinem Nacken. Er kam mir langsam näher und zog mich zu sich bis sich unsere Lippen berührten.
..Fortsetzung folgt..
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honest opinions would be nice
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⁰² MY FIRST AND LAST | jeno
FanfictionZwar waren sie nun älter, das bedeutete jedoch nicht, dass sie nicht die selben Fehler erneut begehen würden. |in which everything will start again| ーNCT JENOー 11.05.2019- #52 fan-fiction -»sequel to limitless« -german fanfiction -completed...