Jeno POV
[zeitgleich]Ihr Summen vertiefte sich in meinen Ohren, wollte sich dort festsetzen, doch ich probierte es auszublenden. Einige ihrer langen Haare fielen auf mein Oberteil und ihr Duft vernebelte meine Sinne, als sich mein Blick auf unsere miteinander verschlungenen Hände senkte und mir dieser eine Gedanke durch den Kopf zischte. Verdammt, was tust du hier eigentlich? Ruckartig stand ich von dem harten Ledersofa auf und schaute zu dem erschrocken schauenden Mädchen hinunter. Ich verabschiedete mich von ihren Managern, welche gerade einige Dinge mit uns durchgingen, wegen eines anstehenden öffentlichen Auftritts. Ich bat Sora, mir zu folgen und lief mit ihr aus dem Café hinaus. Mir war es die letzten Jahre egal gewesen, ob ich ihre Hand hielt, ob sie mich verliebt ansah,
wenn auch etwas zu verliebt für eine Fake-Beziehung. Damals war mir alles gleich gewesen, denn ich hatte sie verloren gehabt, sie gehen lassen, aber diesen Fehler durfte ich nicht wieder begehen. "Was ist los?" Hackte sie besorgt nach, kam mir auffällig nah. Ich blockte ab, machte einige Schritte rückwärts und deutete ihr an, dass sie stehen bleiben sollte. "Sora, was machen wir hier bloß? Das ist nicht richtig, dass weißt du doch selbst. Es ist alles gestellt." Meinte ich brüchig und langsam veränderten sich ihre Gesichtszüge. Dieses besorgte, was sie vorhin noch mit sich trug, war verschwunden und nun senkte sie nachdenklich ihren Kopf. "Ich kann das alles nicht mehr," murmelte ich zu ihr hin und ging an dem schwarzhaarigen Mädchen vorbei, wusste, dass es sie mehr traf als mich, denn sie hatte sich in mich verliebt, doch ich war nicht der richtige für sie. Würde niemals Sora's bessere Hälfte sein können, da ich bereits meine gefunden hatte. Ich packte in meine Hosentasche, zog mein Handy heraus und wählte eine Nummer, von welcher ich nicht wusste, ob derjenige auf der anderen Seite der Leitung die richtige Wahl war. Er hob ab. "Hey, können wir uns gleich im Nuguna da treffen?" Schweigen. "Danke, bis gleich."Erwartungsvoll verschnellerten sich meine Schritte und kurz darauf stand ich auch schon vor dem mir alt zu bekannten Gebäude. Zuviel Zeit hatte ich hier verbracht, zu viele Tage, Nächte, Stunden, um es zu vergessen. Von hinten hörte ich schnelle Schritte, welche sich mir mit einer enormen Geschwindigkeit näherten. Ich wollte mich umdrehen doch von links legte sich eine Hand auf meine Schulter und ich zuckte zusammen. Mein Blick wanderte zu der ebenfalls vermummten Person hin, welche langsam ihren Blick auf mich richtete. Er zog sein Mundschutz hinunter und mich begrüßte sofort ein leichtes Lächeln, gefolgt von einem Handschlag. "Wieso hast du mich hierher bestellt?" Hackte Mark nach und ich legte ihm meine Hand auf sein Schulterblatt. Ob er mir noch wütend war? Ich hatte mich wie ein Arschloch benommen und ausgesprochen hatten wir uns bislang noch immer nicht. "Lass uns erstmal reingehen," schlug ich vor und nachdem er tief Luft holte stimmte er mir nickend zu. Mein Kopf drehte sich noch kurz zurück, doch es war niemand mehr dort, dabei war ich mir so sicher Schritte gehört zu haben.
Das Klingeln der sich öffnenden Tür schallte kurz durch den Raum und uns kam sofort ein wärmendes Gefühl entgegen, welches ich so sehr vermisst hatte. Abgesehen von uns beiden war wirklich nicht mehr viel los, eine ältere Dame und ein Pärchen waren noch anwesend. Mark und ich ließen uns in einen der hinteren gelegeneren Tische nieder und ich schaute mich suchend nach Misa um, allerdings vergeblich. "Dann erzähl mal, wieso sollte ich kommen?" Setzte der seit neustem wieder Schwarzhaarige erneut an und beugte sich zu mir vor. Ich war so im Gedanken damit beschäftigt nach der Portugiesin zu suchen, dass ich ihn ausblendete, weshalb er nach meinem Arm griff und ihn schüttelte. "Ey, Bro? Noch da?" Ich zuckte erneut zusammen und nickte ihm, als Zeichen meiner Anwesenheit, zu. Ich gestand es mir ein, seitdem all das damals passiert war, war ich zu einem Wrack geworden, ein emotionales, leeres Wrack, welches nicht mehr wusste, wo hinten oder vorne war. Doch das Schlimmste daran war, dass alles meine Schuld war. Meine eigene, das konnte ich nicht bestreiten, denn es war die Wahrheit.
Ich beugte mich zu ihm vor, schaute prüfend durch denn Raum und wandte mich ihm wieder zu. "Ich kann das alles nicht mehr, morgen werde ich damit aufhören endgültig." Mark's Augen setzten für einen Moment aus, so als ob er für einen kurzen Moment einfach nicht mehr anwesend gewesen wäre, was er trotz dessen selbstverständlich aber noch war. "Wie meinst du das? Ich kann dir nicht ganz folgen." Meinte er und ich atmete bedrückt aus. Ich packte in meine Hosentasche und holte das zerknüllte Stück Papier hinaus, betrachtete es und schaute zu Mark hinauf. "Durch sie habe ich erst gemerkt, was ich falsch gemacht habe. Morgen werde ich zum Entertainment gehen und die Sache mit Sora richtigstellen. Und wer weiß, vielleicht hört sie mir dann einmal zu-.." Weiter kam ich nicht, weil plötzlich eine Hand auf dem Papier in meiner Hand landete und es gewaltsam auf den Tisch vor mir drückte. "Was suchst du hier?" Zischte Misa vorwurfsvoll in meine Richtung. Überrumpelt von ihrem plötzlichen auftreten, wusste ich mich nicht zu erklären und verstummte komplett. "Wie kannst du es wagen, nach allem wieder hier aufzukreuzen? Hast du es nicht kapiert Uch bin wohl die letzte die so mit Dir reden möchte aber verschwinde, augenblicklich." Sie zeigte in Richtung Tür und langsam erhoben ich und der Ältere uns um zu gehen.
Es schmerzte, dass sie so mit mir sprach. Nicht zu glauben, dass wir einmal Kindheitsfreunde waren, unzertrennlich, ein Herz und eine Seele. Doch ich machte ihr keine Vorwürfe, alles war meine Schuld, ich hatte dafür gesorgt, dass es jetzt nun mal so verlief, ich sollte anderen nicht unrecht tun. Denn ich hatte schließlich Leid verursacht und zugefügt. Ich konnte ihr Verhalten sogar nachvollziehen, sie verteidigte nur ihre Freundin, sie war einzig und allein loyal, etwas, was ich auch hätte sein sollen. Darum beneidete ich sie, ich konnte Misa nicht das Wasser reichen. Ich hatte damals nicht den Mut, den Mut loyal zu sein, dachte ich würde drüber hinweg kommen, niemals hätte ich es für möglich gehalten, dass es so welche Ausmaße annehmen würde. Das diese Liebe so echt war, so stark, so intensiv. Abrupt blieb ich stehen und schaute zu dem Schwarzhaarigen hinauf. "Was ist?" Fragte er irritiert und legte sein Kopf zur Seite. Ich packte ihn schnell bei der Schulter und seine Lider zogen sich noch weiter auseinander. "Das Bild!" Meinte ich, ließ ihn los und rannte zurück. Schnell trat ich durch die Tür und machte mich auf den kürzesten Weg, einmal quer durch das Café, auf unseren vorherigen Tisch zu. Doch er war leer. Dort lag nichts mehr und noch bevor ich damit beginnen konnte den Boden nach dem verlorenen Papier abzusuchen wurde ich auch schon an meiner Schulter gepackt und rausgeschoben. "Noch einmal sag ich es nicht, raus!" Meinte Misa, doch dieses Mal korrupter.
Ich schaute um mich herum zu den Leuten im Raum, doch abgesehen von einer neuen Person welche weit hinten in einer Ecke mit Kapuze vor seinem Handy hockte, konnte ich nichts weiteres auffälliges erkennen. Misa riss vor mir die Tür auf wo auch schon Mark stand und auf mich wartete, mich erwartete. Als sie gerade die Tür zumachen wollte stellte ich demonstrativ meinen Fuß zwischen Tür und Rahmen, woraufhin sie überraschst zu mir hoch schaute. "Ich komme nicht mehr wieder versprochen, aber..kannst du mir noch eine Sache beantworten?" Das Lockenköpfige Mädchen überkreuzte abwarten ihre Hände vor ihrer Brust und gab ein leises 'Hm?' von sich. "Hast du das Bild von eben eingesteckt? Oder gesehen, ob es jemand mitgenommen hat?" Fragte ich hilfesuchend in ihre Richtung gerichtet. Überlegend schaute sie zu dem Tisch, wo zuvor ich und Mark noch unseren Platz teilten, wandte sich aber dann wieder mir zu. "Nein, ich hab nichts gesehen und selbst habe ich es auch nicht. Vermutlich hast du es auf dem Weg verloren." Meinte sie und mein Fuß verschwand von der Schwelle. Unsicher schloss sie die Tür wieder und drehte mir ihren Rücken entgegen, was ich ihr nachmachte.
Vermutlich dachte sie, dass ich es nicht gesehen hätte, als ich mit Mark weiter lief. Als er mich fragte, ob ich es wieder hätte und ich verneinte. Als er daraufhin nachhakte, ob ich meinen Plan nun wirklich durchziehen wolle und ich nickte noch genauso entschlossen wie vorhin. Dennoch hatte ich es gesehen. Gesehen, wie sie uns hinterher blickte, wie sie mich fokussiert hatte, ihre Augen leicht im Licht des Cafés auf funkelten, mehr als normal. Als ich im Augenwinkel sah, wie sie sich die Tränen aus ihren Augenwinkeln wegwischte.
Ich hatte es gesehen.
..Fortsetzung folgt..
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⁰² MY FIRST AND LAST | jeno
FanfictionZwar waren sie nun älter, das bedeutete jedoch nicht, dass sie nicht die selben Fehler erneut begehen würden. |in which everything will start again| ーNCT JENOー 11.05.2019- #52 fan-fiction -»sequel to limitless« -german fanfiction -completed...