⁰² MY FIRST AND LAST | jeno

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Ich saß in der Mensa und musterte gefühllos die anderen essenden und sich unterhaltenden Schüler. Mein umherwandernder Blick stoppte für einen Moment, als ich an dem unscheinbaren Tisch in der Ecke hängen blieb. Zusammen saßen sie dort, aßen und lachten miteinander, mein Platz von damals war wie nicht existent, so als hätte es diesen- und unsere gemeinsame Zeit Miamis gegeben. Es war der Platz außen neben Johnny und gegenüber von Jaehyun. Der Schwarzhaarige war einfach ein Platz aufgerutscht und schon war es so als ob ich niemals dort neben ihnen gesessen hätte. Wir trugen zwar alle die selbe Uniform, gingen auf die selbe Schule und aßen das selbe Essen, doch waren wir so unterschiedlich, in soviel Hinsichten. Immerhin waren sie Idole und ich, nichts.

Das Treffen mit Jeno hatte alle Wunden von damals in mir aufgerissen und ich war kurz davor wieder in dieses schwarze Loch zu fallen. Allerdings kam Jake gestern und war sofort für mich da gewesen, um mich festzuhalten. Er wollte mich nach meiner Schicht abholen und einfach etwas mit mir reden. Doch als er beim Dalbich ankam war es bereits geschlossen und er meinte, dass er dann eigentlich zu mir laufen wollte, dabei jedoch falsch abgebogen war und genau dort ankam wo ich hingerannt war und mich meinen Tränen überließ. Er tröstete mich, die ganze Zeit. Noch nicht einmal den Grund für meine bitteren Tränen musste ich ihm erklären, er wollte sie garnicht erst wissen, hinterfragte nichts. Er war einfach am richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. "Lange nicht gesehen," kam es plötzlich von einer rauen und kratzigen Stimme vor mir. Ein unangenehmer, doch mir nur alt zu vertrauter, Geruch stieg mir in die Nase. Zigaretten. Abwartend hob ich mein Kopf auf die Person vor mir. Sein Gesicht kam mir bekannt vor, allerdings konnte ich es nicht richtig einordnen. "Wie geht es dir Europa?"

Als er das sagte kam es mir aber wieder in den Sinn und meine Miene verdunkelte sich schlagartig. Es war der Junge von damals, von der Bushaltestelle. Er war mir damals zu nahe gekommen und Jaehyun beschützte mich vor ihm. Nur hatte er nun Silber gefärbtes- und kein schwarzes Haar mehr.  "Hast du mich vermisst?" Sagte er mit seinem jedermanns bekannten dreckigen Grinsen. Ich rollte mit meinen Augen und setzte mir ein herablassendes Schmunzeln auf. "Ich habe gehört, dass du die letzten Monate im Jugendknast verweilt hast, wegen irgendwelchen krummen Dingern. Möchtest du uns nicht davon berichten?" Schmunzelte ich gehässig. Er ließ sich von meinen offensichtlich wahren Anschuldigungen nicht einschüchtern und behielt seine schelmische Miene. Er fing an belustigt zu lachen, daraufhin schlug er mit seiner Hand auf den Tisch und sein gespieltes Lachen verstummte. Der Junge beugte sich zu mir hinunter und mir kam der stechende Geruch von Nikotin in die Nase. "Glaub bloß nicht, dass du mich irgendwie einschüchtern könntest, das ist immerhin noch mein Fachgebiet, verstanden? Außerdem trifft es sich ganz gut, dass ich gerade auf dich stoße. Das von damals wird noch ein Nachspiel haben, so schnell vergesse und verzeihe ich nicht. Ja, du hast richtig gehört, ich kann mich noch an damals erinnern, glaub bloß nicht, dass ich diese Blamage vergessen hätte. Jetzt ist kein Kpop Star da, um dich zu beschützen." Hauchte er mir mit einem bedrohlich ruhigen und tiefen Unterton in mein Ohr. Das konnte nichts Gutes bedeuten.

Er entfernte sich langsam wieder von mir, um mein Ausdruck zu Mustern was ihn zum Grinsen brachte. Ich gab es zu, ich hatte in diesem Moment noch mehr schiss als ich es jemals für möglich gehalten hätte. Doch ich fing mich wieder und lehnte mich zu ihm vor. "Sie sind keine Stars sondern Idole, lerne den Unterschied." Sprach ich mit einem Hauch von Selbstbewusstsein und zittrigen Knien in sein Gesicht. Verwirrt von meiner Aussage zog er seine Augenbrauen zusammen und wollte gerade zum Kontern ansetzen als zwei Tablette sich an meins schoben. Als wir gleichzeitig unsere Blicke hoben standen neben mir Jake und Jonghyun die beide ein finsteres und einschüchterndes Gesicht machten. "Was gibt es interessantes zu erzählen? Vielleicht können wir ja mitreden?" Fragte Jonghyun an den vor mir gerichtet. Dieser verschränkte seine Arme vor der Brust und legte sein Kopf zur Seite. "Ich glaube eher nicht, dass es euch was angehen würde." Fauchte er die beiden anderen an. Jake ging um den Tisch herum, auf den Vorlauten zu und baute sich bedrohlich nahe vor ihm auf. "In Ordnung. Möchtest du dann vielleicht mit uns über deine Knasti Zeit reden? Ich habe gehört, du bist da reingekommen, weil du mehrere Mädchen belästigt hast. Wenn du nicht wieder da rein willst, würde ich an deiner Stelle schnell mal die Kurve kratzen." Der nach Rauch stinkende probierte lässig zu bleiben doch verschwand daraufhin sofort aus der Mensa. Zufrieden kam Jake wieder zu uns und setzte sich an meine linke Seite.

"Was wollte der eben von dir? Aber die bessere Frage wäre wohl, woher kennst du den Typen überhaupt? Mit solchen hast du doch nichts zutun." Hackte Jong nach kurzem Schweigen nach. Ich stach überlegend in meinem Essen herum und warf dabei Jake einen unauffällig traurigen Blick zu. Danach wendete ich mich wieder zu dem Schwarzhaarigen und begann zu erzählen. "Es war kurz nachdem ich hierher gezogen war. Ich stand mit einem gu-..einem alten Freund an der Bushaltestelle als dieser miese Kerl zu mir kam und mir die 'ganz besonderen Orte von Seoul' zeigen wollte. Mein Freund ging dazwischen und ich hatte gedacht, dass er es nach all der Zeit vergessen hätte. Doch wie es aussieht wohl nicht." Während sich Jonghyun sein Essen in den Mund stopfte und mir immer mal wieder einen aufmerksamen Blick zuwarf, saß Jake einfach nur abwartend neben mir und hörte mir zu. "Und dieser alte Freund?" Setzte der Ältere weiter an. "Er-.." Begann ich doch wurde von Jake unterbrochen. "Der hat sie nur von vorne bis hinten verarscht." Jonghyun nickte dem Braunhaarigen zu, doch ich starrte emotionslos auf meinen vollen Teller. Jaehyun hatte mich doch nicht verarscht, unsere Freundschaft war doch echt gewesen oder etwa nicht?

Doch vielleicht hatte Jake recht, sowie damals auf ihrer Terrasse, vielleicht hatte Jake mal wieder recht. Wahrscheinlich war Jaehyun nur mit mir befreundet gewesen, weil ich mit Jeno zusammen war. Jedoch...ich hatte Renjun und die anderen vorher kennengelernt, zwar war ich zuerst Jeno am Flughafen begegnet doch davon wussten sie ja zu diesem Zeitpunkt noch nichts. Irgendetwas machte mich stutzig an der ganzen Geschichte. Jetzt wo ich nochmal über alles nachdachte, fiel mir auf, dass Jeno sich damals ganz anders verhalten hatte und ich noch immer nicht wusste, weshalb alles so gekommen war. "Das Kärtchen," flüsterte ich geistesgegenwärtig vor mich hin. "Mhm?" Jake schaute mit einem vollen Mund Nudeln zu mir hoch und machte große Augen. "Nein, nichts. Ich war nur im Gedanken, iss ruhig weiter." Beschwichtigte ich den älteren und war nun fest entschlossen herauszufinden, was damals los war und vor allem was Taeyong damit zutun hatte.

Jake POV

Ich war am Essen als ich die abwesende Persönlichkeit von Linn bemerkte. Sie dachte an etwas, dass konnte ich nach all der Zeit genau deuten. Ob sie an etwas dachte, wie sehr es sie beschäftigte, wie sehr es sie bedrückte und diese Sache interessierte sie wohl stark. Vielleicht überlegte sie, über die Begegnung mit Jeno nach, oder vielleicht an diesen Typen von gerade. Was es auch war, ich musste ein Auge drauf halten.

Verdutzt schaute sie auf, als sie etwas leise vor sich her flüsterte. Leider konnte ich nicht heraushören was. Sie gab mir zwar keine aufrichtige Antwort auf meine Nachfrage, jedoch glaubte ich, dass ich nun ihre Gedankengänge spezifizier konnte und eine Vorstellung hatte, woran sie dachte und was sie vor hatte. Linn dachte an damals und wollte antworten. Sie wollte die Wahrheit. Das verhieß nichts gutes, für uns alle.

POV ENDE

..Fortsetzung folgt..