2. He's a Prince

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Kim Himchan POV 🐰

"AUTSCH! Hat man euch keine Manieren beigebracht? Man schmeißt doch keinen zukünftigen König durch die Luft, als wäre er ein nasses Handtuch!", ereifere ich mich.
Aber ganz ehrlich, was soll denn das?

"Ach, halt den Mund."
Mein Entführer zerrt mich auf die Füße, wobei mein Bademantel leicht verrutscht.
Schnell versuche ich mir meiner freien Hand alles wieder zu richten, dennoch werde ich von allen Seiten schief angesehen.

"Captain? Wer ist das?"
"Ist das ein Geist?"
"Warum ist sein Gesicht so weiß?"

Mist, ich habe ganz vergessen meine Gesichtsmaske abzuwaschen, sie darf doch nur 30 Minuten einwirken!

"Darf ich vorstellen? Das hier, liebe Freunde, ist der zukünftige König Kim von Lübeck Rübeck II.
Was ist ist das eigentlich für ein bescheuerter Name?"
Er lacht mich aus und auch seine anderen stinkenden Piratenfreunde tun es ihm gleich.

"IGHHH! Oh mein Gott, was ist das denn?!", schreit er auf einmal.

Plötzlich sehe ich meinen Hasen über das Deck hoppeln, er ist mir also tatsächlich gefolgt!
"Chaniiieeeee! Ich wusste doch, du lässt mich nicht allein!"
Ich reiße mich los und nehme meinen Chanie auf den Arm.
Sein Fell schnuppert so unglaublich gut!

"Was hat dieses Vieh hier zu suchen?"
Ohne auf seine Frage zu antworten, streichle ich weiter meinen Hasen und erkläre ihm:
"Ihr braucht euch keine Hoffnungen machen, mein Vater wird mich nicht eintauschen."

"Du bist der Thronfolger, natürlich wird er es sich anders überlegen."
Er scheint nicht den geringsten Zweifel zu haben.
"Ich habe noch 12 jüngere Brüder, glaubst du, da kommt es auf mich an? Außerdem ist mein Vater kerngesund und wird so bald nicht sterben. Wieso sollte er seinen Reichtum dann gegen mich eintauschen?"

Das ich meinem Vater sowieso egal bin, lass ich mal raus. Er hat mich noch nie wirklich geliebt und würde mich sogar für weit weniger als seinen ganzen Reichtum hergeben.

"Wir werden in einer Woche wiederkommen und bis dahin solltest du für dich hoffen, dass du falsch liegst."
Er packt mich am Arm und zerrt mich hinter sich her zu einer halb zerfallenen und vergammelten Holztür.
Angewidert verziehe ich das Gesicht, als er die Tür öffnet und der Gestank mir entgegen kommt.
Wann haben die hier das letzte Mal gelüftet? Oder geputzt?

Er schiebt mich in einen Raum, in dem ein Bett steht und ein kleines Fenster ein wenig Seeluft hereinlässt.
Während er sich an mir vorbei drängt und eine Decke auf dem Boden ausrollt, mustere ich meinen Entführer kurz ein wenig genauer.
Seine dunkelblauen Haare sind komplett verschwitzt und sein Körper ist übersät mit Tattoos, die für mich keinen Sinn ergeben.

"Könnte ich bitte etwas frisches Wasser haben? Ich würde gerne meine Gesichtsmaske abwaschen, sie ist schon viel zu lange auf meiner Haut!"

Doch er lacht nur. Wieso lacht er denn?
War meine Frage etwa so lustig?

Jetzt schaut er mich nur ungläubig an und hält mir ein dreckiges Tuch hin.
"Das muss reichen. Und jetzt mach es dir auf deiner Decke bequem. Und wehe dieses Tier verliert nur ein Haar auf meinem Bett!"
Sein Finger zeigt auf den neugierig herum hopsenden Chanie, als wäre er irgendeine abstoßende Krankheit.

Dann lässt er mich allein und schließt die Tür hinter sich.
Vorsichtig schaue ich mich in diesem winzigen Zimmerchen ein wenig um und wische mir mit meinem eigenen, sauberen Tuch aus meiner Bademanteltasche die Maske vom Gesicht, weil mir nichts anderes übrig bleibt.

Plötzlich kreische ich erschrocken auf.
Es dauert nicht lange und der Blauhaarige steckt seinen Kopf durch die Tür:
"Kann man dich nicht mal eine Minute alleine lassen? Was ist denn los zum Teufel?"

Jammernd deute ich auf das kleine achtbeinige Wesen an der Wand neben dem Bett.
"Was ist damit?", seufzt er genervt.

Als ich mich weder bewege, noch irgendein Wort herausbringe, latscht er gegen die Wand und zermatscht die Spinne.
"Besser?"

"Willst du es nicht wegwischen?"
Mache ich ihn auf den schmierigen Fleck aufmerksam, den er hinterlassen hat.

"Das heißt danke, du verwöhntes Prinzesschen."
Verwöhntes Prinzesschen?
Ein bisschen Sauberkeit darf man doch wohl erwarten!

Nachdenklich mustert er mich.
"Willst du dich vielleicht ein wenig nützlich machen?"
Als ich nicht antworte schleift er mich einfach mit sich.

"Youngjae? Lass ihn die Kartoffeln schälen.", sagt er zu dem Kerl, der gerade in einer winzigen Küche am Herd vor uns steht.

"Ay, Sir!"
Dieser Youngjae legt mir einen Sack mit krüppeligen Bällen vor die Nase und ein Messer daneben.
"Worauf wartest du?"
Der Blauhaarige verpasst mir einen Klaps auf den Hinterkopf und ich reibe mir erschrocken über die schmerzende Stelle.
"Unsere Kartoffeln sehen aber anders aus.", bemerke ich.

"Kartoffeln sind Kartoffeln, jetzt fang an und schäle sie!"
Ungeduldig drückt er mir das Messer in die Hand und deutet auf die krüppeligen Bälle vor mir.

Verwundert starre ich ihn an:
"Man muss Kartoffeln schälen?"

"Auf welchem Stern bist du denn aufgewachsen?!"
Kopfschüttelnd verlässt er den Raum und lässt mich mit Youngjae allein zurück.

Ein wenig verwirrt blicke ich zwischen den Kartoffeln und dem Messer in meiner Hand hin und her.
Ich wurde noch nie in meinem Leben mit einer so schweren Aufgabe konfrontiert, wie soll ich das denn schaffen?

Vorsichtig nehme ich eine Kartoffel aus dem Sack und setze das Messer an. Youngjae mustert mich dabei zweifelnd von der Seite:
"Warte mal, ich zeigs dir."

Er nimmt mir Kartoffel und Messer aus der Hand und führt mir vor, wie man am besten die Schale entfernen sollte.
Dann versuche ich wieder mein Glück und schaffe sogar einen Streifen alleine, doch dann rutsche ich hab und schneide mir in den Finger.
Erschrocken lasse ich alles fallen und starre auf das Blut, das aus meinem Finger quillt.

"Ich bin ein Prinz! Ich sollte so etwas gar nicht tun müssen! Ich will nach Hause!"
Ich breche in Tränen aus, weil ich Angst bekomme zu verbluten.

Schnell stürme ich aus der Küche und renne orientierungslos auf dem Schiff herum.
Plötzlich pack mich jemand am Arm und dreht mich zu sich.
Es war wieder einmal mein Entführer, der mir verärgert entgegen blickt.
"Was denn jetzt schon wieder?"

"Ich brauche Desinfektionsmittel! Und einen Verband! Oh mein Gott, ihr wollt mich tatsächlich umbringen... Ich werde hier entweder verbluten oder durch eure mangelnde Hygiene an einer Blutvergiftung sterben!...-"

"Jetzt komm mal wieder runter, verdammt.", wütend faucht er mich an.
Als ich nicht aufhöre zu heulen, zieht er mich zurück in den Raum mit der zermatschten Spinne an der Wand, wo Chanie abwartend auf dem Bett hockt.
"RUNTER DA!", wird er gleich dort verjagt.

Jetzt drängt er mich aufs Bett und greift nach der Flasche, die auf dem Nachtschrank stand.
"Was ist das?", frage ich vorsichtig.

"Rum."

"WAS? Ich will aber kein stinkenden Alkohol!"
Schnell winke ich ab, bevor er versuchen kann, mir sein Gebräu anzudrehen.
Doch er holt nur das dreckige Tuch, was er mir vorhin schon angeboten hatte, hervor und lässt ein wenig von dem Rum darauf träufeln.
Daraufhin packt er meine Hand und bindet das Tuch fest um meinen blutenden Finger.
"Das ist widerlich.", beschwere ich mich.

"Dein Pech. Und jetzt verzieh dich auf deine Decke und schlaf oder spiel mit deinem komischen Fellhaufen, aber mach die nächsten 5 Minuten mal keine Probleme!"
Damit schließt er wieder die Tür hinter sich und lässt mich allein zurück.
Missmutig starre ich 'meine' Decke an.
Wie viele Flöhe da wohl drin nisten?

Pirate Him Up // B.A.PWo Geschichten leben. Entdecke jetzt