8. Die Zwiebeln und ich

110 17 7
                                    

Himchan Pov 🐰

Nachdem Jongup mich bei diesem Koch in der Kombüse wie eine traurige Vase mit verwelkten Blumen abgestellt hat, herrscht erst einmal peinliches Schweigen.

"Ähem...  Habt ihr hier Desinfektionsmittel? Meine Hände fühlen sich hier dauerhaft so beschmutzt an.", stelle ich die Frage aller Fragen, die mir seid viel zu langer Zeit auf der Seele brennt.

"Ne. Aber du kannst die Zwiebeln da drüben schälen und schneiden.", bekomme ich trocken zur Antwort.
Unerhört.
Wieso lasse ich mir das überhaupt gefallen?
Ich bin ein Prinz und einen Prinzen hat man mit Respekt zu behandeln!

Ich verschränke die Arme vor meiner königlichen Brust und schaue beleidigt zur Seite. Ein demonstratives "Nein!" gehört auch noch mit dazu.

"Was soll das denn jetzt werden? Ist das etwa ein Streik? Du weißt schon, dass du unser Gefangener bist?", weist er mich freundlich auf meine missliche Lage hin.
Dennoch bleibe ich standhaft.
Was sollen sie auch machen? Wenn sie mich töten, können sie mich nie gegen das Gold meines Vaters eintauschen.
Das können sie sowieso nicht, weil meinem Vater sein Gold wichtiger als alles auf der Welt ist, aber das habe ich ihnen schon gesagt.
Wieso hört hier eigentlich nie jemand auf mich?

"Was hälst du von einem Deal?", setzt Youngjae vielversprechend an, "Wenn du mir jetzt mit den Zwiebeln hilfst, gebe ich dir nachher einen Eimer mit sauberen Wasser direkt hier aus meiner Küche. Es ist das reinste Wasser dieses Schiffes,  dafür lege meine Hand ins Feuer."

Kennt ihr diesen Blick von kleinen süßen Kätzchen, deren Augen immer größer werden, wenn man mit einem köstlichen, nach Fisch duftendem Leckerlie vor ihrer Nase herumwedelt? Genau so würde ich meinen Gesichtsausdruck in diesem Moment beschreiben.
Meine Neugier ist definitiv geweckt.
Aber sich so leicht ködern zu lassen?
Ich hebe eine Augenbraue und überlege, das Angebot anzunehmen, ohne dabei meinen Stolz zu verlieren.
"Ich möchte sauberes, warmes Wasser und Seife."

Er lacht.
Wieso lacht er denn? Ich meine klar, ich bin eine sehr humorvolle Person, aber einen Witz habe ich in diesem Moment gar nicht gerissen. Das wüsste ich.

"Seife?", noch immer kichert er äußerst amüsieren,
"Sowas findest du auf DIESEM Schiff nicht. Hier ist dein Schweiß deine Seife!"
Jetzt kringelt er sich regelrecht vor Lachen und hält sich den Bauch.
Ich muss ja sagen, ich empfand seine Worte gerade weniger lustig als außerordentlich ekelerregend.

"Pass auf. Ich koche dir ein wenig Wasser, damit dein königlicher Arsch nicht abfriert. Deal?"

"Deal", murre ich.
Besser werde ich wohl nicht davonkommen können.
Aber jetzt Mal ganz im Ernst: Wer besitzt denn bitte keine Seife? Sie sollten mich bei meinem Vater nicht gegen Gold eintauschen, sondern einen Berg voll Hygieneartikel und Feuchtigkeitscreme! Ihre Haut wird sonst in ein paar Jahren aussehen wie Schnörkelpapier bei dieser salzigen Luft.

Widerwillig mache ich mich an die Zwiebeln und denke dabei über den Lauf meines tragischen Lebens nach. Werde ich wohl je wieder in meinem gemütlichen Himmelbett nächtigen dürfen? Eine schöne Erdbeer-Gesichtsmaske tragen und mit Chanie in der Sonne spazieren gehen?
Hach, ich vermisse mein altes Leben so sehr, ich könnte weinen.

Oh...
Warte Mal...
Da kommt ja schon eine Träne! Ich hab gesagt ich könnte weinen, nicht dass ich es will! Gesicht, hör auf damit! Weinen trocknet doch nur meine perfekte Haut aus!

"Na, brauchst du ein Taschentuch?", fragt Youngjae mit einem belustigten Grinsen auf den Lippen.

"Ja...", schluchze ich.

Er reicht mir einen dreckigen Stofffetzen aus seiner Hosentasche und meint:
"Ich weiß, die Zwiebeln sind etwas heftig."

Lauter Fragezeichen erscheinen in meinem Blickfeld.
"Warum sind die Zwiebeln hef-..."

"Youngjae, wie sieht's aus? Hast du dem Landstreicher in der Zelle sein Brot gebracht?"
Plötzlich steht Jongup in der Tür. Als sein Blick durch den Raum schweift, bleibt er sofort an mir kleben, wie eine Fliege im Spinnennetz.
"Was ist denn mit dir wieder los? Hast du einen neuen Pickel bekommen, oder wieso heulst du schon wieder?"

Sehr nett.
Ich starre ihn nur böse an. Nur leider funktioniert das mit zwei stürmischen Ozeanen als Augen nicht so gut.

"Das sind nur die Zwiebeln.", kommt mir der Koch zur Hilfe.
Warte Mal, was hat der denn nur immer mit den Zwiebeln? Spritzen sie mir unauffällig Wasser in die Augen oder was haben die Dinger damit zutun, dass meine Augen brennen und auslaufen wie undichte Rohre?

Jongup nickt nur desinteressiert und wartet auf eine Antwort bezüglich seiner ersten Frage.

"Ist schon erledigt. Ach, Captain? Ich hab vielleicht der Prinzessin einen Eimer mit warmen Wasser zum Waschen versprochen, dafür dass sie mir mit den Zwiebeln hilft.", erklärt Youngjae.

"Ist nicht dein Ernst... Willst du ihm den Hintern gleich mit Feuchtigkeitscreme einschmieren?"
Sonderlich erfreut scheint der Captain ja nicht zu sein...
Obwohl mein wunderschöner Hintern zu Feuchtigkeitscreme nicht Nein sagen würde.

Jongup wendet sich wieder zu mir:
"Wenn du nachher deinen Dreck von dir spülst, machst du das an Deck hinter den Klos."

"Aye aye, Captain!", demonstrativ hebe ich eine Hand zum Salutieren, woraufhin er mit einen Kopfschütteln den Raum verlässt.

Ich und die Zwiebeln setzen unser emotionales Stummgespräch unter Tränen fort, bis sie endlich alle geschält und in kleine süße Ringe sortiert im Topf gelandet sind.

"Gute Arbeit. Dann setze ich Mal dein Wasser auf.", lobt mich der Chefkoch und wärmt mir etwas Wasser auf.

Überglücklich hopse ich wenige Minuten später mit meinem Eimer voller warmen Wasser nach oben an Deck und trenne mich von meinem rosa Bademantel.

Wasser...
Warmes Wasser...
"Wie schön!"

Kurz illere ich nochmal an den Toiletten vorbei, doch es scheint niemand in der Nähe zu sein. Gut.

Meine Hände gleiten durch das wundervolle Wasser, wie die einer zauberhaften Wassernixe.
Noch nie habe ich Wasser so sehr zu schätzen gewusst.
Nun schöpfe ich das Wunderwasser mit beiden Händen aus dem Eimer und lasse es an meinem Körper hinab fließen. Wundervoll!
Mit jeder Hand voll Wasser fühle ich mich reiner und befreiter von diesem Dreck, Staub und Unrat dieses Schiffes. Ein Traum!

"Hey!"

"AHHHHHHH!", ein hoher Schrei entgleitet mir vor Schreck, als plötzlich Jongup vor mir steht mit einem Stoffhaufen in der Hand.

"Hier hast du was zum Anziehen."
Er legt die Sachen an die Seite, doch macht danach keine Anstalten wieder zu gehen, sondern mustert mich einmal von oben bis unten.

"Privatsphäre?", weise ich ihn auf sein aufdringliches Verhalten hin, während ich mit meinen Händen meine königlichen Juwelen versuche zu verbergen.

"Tschuldigung...", murmelt er und wendet sich ab.

Gerade als ich mich erneut meinem Wassereimer widmen will, packt er mich am Arm und drückt mich gegen die Toilettenwand, seinen Körper dicht an meinen gepresst, sodass ich seinen Herzschlag an meiner Brust spüre.

"Was wird das, wenn's fertig ist?"
Etwas unsicher blicke ich in sein Gesicht, welches meinem gefährlich nah ist. Seine Augen durchdringen meine mit solch einer Kraft, dass mir schon fast schwindelig wird.
Meine Knie werden ganz schwabbelig und ich schwöre, wenn er mich jetzt loslässt, sacke ich auf den Boden wie ein Klecks rote Grütze.

Ich spüre, wie sein Herz rast.
Oh halt! Das ist ja meins! Wieso rast denn mein Herz auf einmal so? Ich glaube ich bekomme gerade einen Herzinfarkt, jemand muss mir helfen!

"Hilf-...!"
Zwei perfekte Lippen ersticken mein Hilfeschrei, ohne meine lebendsbedrohliche Situation auch nur im Geringsten zu beachten.

Mein Herz setzt nun ganz aus.
Wahrscheinlich bin ich tot.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 26, 2019 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Pirate Him Up // B.A.PWo Geschichten leben. Entdecke jetzt