6. The SPIDER!

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Himchan POV  🐰

Nachdenklich streichle ich Chanie und lasse mir die überaus mitreißende Geschichte über Zelo, die mir Jongup gerade freundlicherweise erzählt hat, durch den Kopf gehen. Das Verwunderlichste an der ganzen Sache ist, dass dieser Jongup heute so gesprächig schien. Das ist ja fast schon gruselig!
Aber wahrscheinlich hab ich das dem Alkohol im Rum zu verdanken.

Ein Schlitzohr ist der Zelo also.
So scheint er auf den ersten Blick gar nicht!
Er macht eher den Eindruck, wie ein viel zu groß geratenes Baby!
So kann man sich also in Menschen täuschen.
Aber auch wenn ich den Bruder des Captains, Yongguk, bisher kaum zu Gesicht bekommen habe, scheint er mir hier am sympathischsten zu sein, wenn er Zelo als kleinen Jungen so großherzig aufgenommen hat.

Vielleicht sollte ich fragen, ob ich mit in seine Kajüte ziehen darf?
Dieser Jongup ist mir irgendwie unheimlich. Fehlte nur noch, dass er ein Holzbein und eine schwarze Augenklappe tragen würde!
Ich glaube dann wäre ich schon längst über Bord gesprungen und davon geschwommen.
Obwohl...
Mist.
Ich kann nicht schwimmen.
Ach, bestimmt würde mich ein Delphin zurück zu meinem Königreich bringen.

Ein wenig Heimweh habe ich schon.
Zu Hause gibt es so köstliches Essen!
Und alles duftet so wundervoll...
Alles ist sauber und hygienisch...
Und es gibt warmes, sauberes Wasser zum duschen!
Apropo:

"Captain Jongup?", flüstere ich.

Keine Reaktion.
Er schläft doch nicht etwa schon?

Ich räuspere mich kurz:
"... Jongup?"

Plötzlich höre ich ein verdächtig laut und genervtes Ausatmen.

"HA! Du bist also noch wach!", freue ich mich.
Er freut sich glaube ich nicht so sehr, denn seine gereizte Stimme lässt eher das Gegenteil schlussfolgern:
"WAS IST?"

"Sag mal, wie ist das denn hier mit den Duschen?", erkundige ich mich vorsichtig.

"Wenn du duschen willst, spring ins Meer.", stöhnt er genervt.

Was ist denn das bitte für eine unnötige Aussage? Ein wenig hilfreicher könnte er schon antworten!
"Aber ich kann nicht schwimmen!", werfe ich ein.

Er murmelt nur:
"Dann binden wir dir ein Seil um und befestigen dich an der Rehling, da kannst du nicht untergehen."

"So hab ich mir das aber nicht vorgestellt!"
Diese Zustände, die hier auf dem Schiff herrschen, sind doch nicht mehr human!

"Wir sind kein Luxusdampfer!", schimpft er,
"Und jetzt schlaf oder halt den Mund."

"Du kannst doch einem Prinzen nicht den Mund verbieten oder Befehle erteilen!"
Langsam mach er mich wirklich wütend!

"Wenn du nicht sofort dein königliches Sprachrohr hälst, sag ich unserem Koch morgen, er soll alle Möhrchen für dein dämlichen Fusselball über Bord werfen!"

Jetzt bedroht er auch noch Chanie!
Wie unverschämt.
Dennoch bin ich lieber mal leise, bevor er seine Drohung noch wahr macht!

Weil mir nichts anderes übrig bleibt, versuche ich die Augen zu schließen um ein wenig zu schlafen.
Doch irgendwie wird die Vorstellung von tausend Bakterien, Insekten und Ratten bekrabbelt zu werden immer realer und ich muss die Augen wieder öffnen.
Keine Ratten und keine Insekten.
Puh!

Plötzlich hopst Chanie erschrocken auf meinen Bauch und tippelt unruhig darauf herum.
Was hat er denn?
Ich werfe einen Blick auf das Plätzchen, auf dem er vor ein paar Sekunden noch ruhig gesessen hat.

"AHHHHHHHHHHHH!!!!"

Ohne zu Zögern springe ich auf, als hätte mir eine Hummel in den Hintern gepiekst, und flüchte mich auf das nächst höher Gelegene und starre auf dieses RIESIGE Etwas vor mir auf dem Boden.

Zitternd weiche ich nach hinten zurück...

"AUA! VERDAMMT was machst du da?!", schreit plötzlich ein wütender Jongup, auf dessen Bein ich gerade versehentlich sitze.

Ich deute nur mit zittrigen Finger auf das krabbelnde Ding am Boden, das sich immer weiter nähert.
Er verleihert nur genervt die Augen:
"Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?"

Verzweifelt nicke ich.
Das ist total mein Ernst!
Dieses Etwas mit diesen acht langen, gruseligen Beinen sieht lebensbedrohlich aus!

"Könntest du mal rutschen?"
Doch bevor ich Gelegenheit habe, meinen Hintern von seinem eingequetschten Bein zu bewegen, packt er mich und schiebt mich einfach beiseite.
Frechheit!

Schlaftrunken rappelt er sich aus dem Bett und schlüpft in einen seiner Schuhe um damit zu diesem Krabbeltier zu gehen.

"Sei vorsichtig!", flüstere ich besorgt.

Er wirft mir einen Ist-das-dein-Ernst-Blick zu, mit dem er mich in letzter Zeit immer ansieht.
Er sollte sich geehrt fühlen, dass ein Prinz sich um ihn sorgt!

Mit einem lauten Knall hat er plötzlich auf das Wesen draufgelatscht und es auf dem Boden neben dem Kopfende meiner Schlafdecke breitgeschmiert.

Zitternd hocke ich noch auf dem Bett und starre ihn ehrfürchtig an.
"Wow..."

"Komm runter, das war nur eine Baby-Spinne..."
Versucht er seine Heldentat bescheiden niederzureden.

"Außerdem ist dein Mädchen-Bademantel verrutscht.", bemerkt er und deutet auf meinen freigelegten Oberkörper.

"Hach, wie peinlich!"
Hastig richte ich meinen Bademantel wieder und hoffe, dass man mein hochroten Kopf in dieser nächtlichen Dunkelheit nicht erkennt.

"Und jetzt wieder runter auf deine Decke!", befiehlt Jongup.

Verzweifelt blicke ich zwischen ihm und dem Matschfleck auf dem Boden hin und her.
Die Vorstellung, dass noch mehr von diesen Monstern da unten herumkriechen, macht es mir nicht einladender.

"Mein Gott, dann rutsch aber ganz an den Rand und wehe du kommst mir zu nah!", gibt er nach.

Weil ich froh bin, überhaupt in seinem Bett schlafen zu dürfen, tu ich wie mir geheißen und rutsche an den äußersten Rand des Bettes, um ihm nicht zu nahe zu kommen.

"Gute Nacht!", flüstere ich noch, dann höre ich schon das gleichmäßige Atmen neben mir.
Ist er etwa so schnell wieder eingeschlafen?

Langsam beginne ich zu zittern, denn es ist unfassbar kalt.
Neidisch starre ich auf Jongups Bettdecke, aber ich trau mich nicht sie anzufassen.
Wer weiß, wie Piraten reagieren, wenn man sie im Schlaf stört?

Wäre wenigstens die Kerze noch an! Die würde wenigstens ein klein wenig Wärme spenden...

Vorsichtig bewege ich meine Hände und meine Füße, um zu überprüfen, dass sie mir noch nicht erfroren und abgestorben sind.
Alles noch dran.
Zum Glück.

"Was hast du denn nun schon wieder?", brabbelt es neben mir.

"Es ist kalt... ", murmle ich leise.

"Hoffentlich tauscht der König deinen verwöhnten Prinzenarsch gegen das Gold... ", nuschelt er und hält mir den Zipfel seiner Bettdecke hin.

Sofort krieche ich unter die warme Decke und mummel mich schön ein.

Ich glaube Jongup würde jetzt am Liebsten wieder etwas meckern, doch er hat scheinbar aufgegeben. Er dreht sich um und schläft diesmal wirklich.
Auch ich werde tatsächlich langsam müde und schlafe unerwarteterweise ein...

Pirate Him Up // B.A.PWo Geschichten leben. Entdecke jetzt