Wendung

4.4K 192 22
                                    

Mein Immunsystem war anscheinend sehr angeschlagen, weil ich es nicht schaffte länger als 2 Stunden wach zu bleiben, ohne entweder einzuschlafen, oder die Kopfschmerzen des Todes zu bekommen. Die nächste Woche verbrachte ich also mehr schlafend als wach. In den wachen Stunden redete ich mit Jacob, Amy, Jule, Cindy und ab und an auch mit Eloise, sie hatte leider nicht so viel Zeit, weil sie sehr mit ihren Aufgaben beschäftigt war. Jacob und ich schauten auch öfters einen Film, den ich leider nie bis zum Ende schauen konnte, und einmal versuchte er mir sogar Schach beizubringen, aber es ging komplett in die Hose, weil ich mich darüber aufregte, dass der König wichtiger war, als die Königin.

Als ich an dem nächsten Donnerstag aufwachte, stand Jacob an meinem Fenster und starrte hinaus.
"Guten Morgen Sonnenschein", sagte er, als ich ihn von hinten umarmte. Er drehte sich zu mir um und gab mir einen Kuss. "Hast du gut geschlafen?"
"Ja, ich glaub schon und du?"
"Perfekt. Schau Mal aus den Fenster. Es hat geschneit", sagte er und ging beiseite, damit ich raus schauen konnte. Tatsächlich. In dem Schlossgarten lag mindestens ein Meter Schnee.
"Wow!", staunte ich. " Aber...wie lange bin ich denn dann schon im Palast? Das kann doch gar nicht sein."
"Wir haben Anfang November. Vor fünf Monaten etwa seid ihr hier eingetroffen. Leider hast du den letzten Monat fast komplett verschlafen."
"Es wird so langsam Zeit, dass ich wieder zu den anderen aus der Elite hinzu stoße, oder?", fragte ich.
Jacob schüttelte den Kopf. "Du bist noch nicht gesund, also nein. Ich sollte mich aber so langsam wieder blicken lassen...auch wenn ich dich ungerne alleine lass. Würdest du es mir denn verzeihen?"
Ich nahm ihn in den Arm und drückte ihm einen Kuss auf den Mund. "Na klar."
"Ich verspreche dir, dass ich bald wieder bei dir bin mein Engel."
"Ich komme zurecht, keine Sorge", versicherte ich ihm.
"Darum mach ich mir ehrlich keine Sorgen", sagte er und legte seine Stirn in Falten. "Aber wie soll ich das so lange ohne dich aushalten?"
"Ich werde auch ganz sicher hier auf dich warten!"
"Na hoffentlich", grinste Jacob und gab mir noch einen letzten Kuss, bevor er sich verabschiedete und aus meinem Zimmer ging.
Ich ging zu meinem Bett und betrachtete die Zeitschriften, welche daneben lagen. Cindy brachte sie mir täglich.
Ich schlug eine auf. Es ging wie immer um die Elite und ich wurde wieder einmal kritisiert, dass ich mich nur krank stellen würde. Schnell zu machen und gar nicht weiter beachten.
Die nächste halbe Stunde spielte ich ein wenig auf meiner Bratsche, bis ich mich schließlich ins Bett legte und bis zum Abend schlief.

"Aufwachen!", raunte Cindy mir ins Ohr. "Das musst du dir anhören."
Ich rieb mir die Augen und setzte mich hin. "Was gibt's?", nuschelte ich.
"Man munkelt, dass Felicitas raus geflogen ist. Sie hat anscheinend gesagt, dass du gar nicht krank wärst und als Zoe dich verteidigen wollte, ist sie handgreiflich geworden!"
"WAS?", sofort war ich hellwach. Ich ging im Zimmer auf und ab. Wenn das stimmen würde... ich ging auf das Badezimmer zu.
"Cindy, ich will mich so richten, dass ich morgen früh wieder vor Leute treten kann!"
"Aber...Lauren! Du bist noch nicht gesund! Außerdem ist es schon Abend! Draußen ist es dunkel..."
"Ich weiß doch", sagte ich und lächelte sie an. "Aber wenn ich morgen früh wieder dabei sein will, dann muss ich noch heute Abend ein Bad nehmen."
"Na gut, aber bitte übernimm dich nicht! Du musst nicht mit aller Gewalt allen zeigen, dass du durchhalten kannst."
"Cindy, das Volk mag mich nicht und wir sind nur noch zwei Kandidatinnen. Ich muss etwas unternehmen, sonst habe ich keine Chance!"
Cindy ließ mir ein Bad ein und ich versuchte währenddessen nicht einzuschlafen. Ich blieb fast zwei Stunden in der riesigen Wanne und erst als das Wasser eiskalt war, ging ich raus. Cindy hatte für mich ein frisches Schlafkleid neben die Wanne gelegt. Es war fast bodenlang und ging an der Teille war es etwas besser. Trotzdem war es unheimlich bequem und über und über mit Rüschen besetzt. Es war weiß mit roter Verziehrung und es sah umwerfend schön aus. Hätte ich nicht gewusst, dass es sich um ein Schlafkleid handelt, hätte ich es auch draußen angezogen. Ich ließ meine nassen braunen Haare über meine Schulter fallen und ging wieder in mein Zimmer. Cindy war verschwunden, aber sie hatte das Licht davor noch gedämmt. Es war ein bisschen wie Kerzenlicht. Ich öffnete meine Balkontür, aber blieb an der Tür stehen. Es war draußen eiskalt.
Da plötzlich umarmte mich jemand von hinten und ich erschrack, bis ich bemerkte, dass es Jacob war.
"Hey, wie geht's dir?", fragte er mich und ich konnte sein Lächeln hören.
"Besser und wie geht es dir? Wie war dein Tag?"
Er atmete laut aus. "Ich würde es als Ereignis reich beschreiben. Aber mir ist heute einiges klar geworden...", sagte er und trat vor mich.
"Und was?"
"Naja...ich muss mich auf die wichtigen Dinge konzentrieren und mein Leben nicht so leicht nehmen. Eloise macht morgen beim Bericht ihre Verlobung offiziell und dann wird sie den Palast verlassen. Ihre Aufgaben werden also nicht mehr erledigt werden. Außerdem sind Mailo und Coady keine Hilfe. Sie werden zwar immer Prinzen bleiben, aber sie hatten nie die gleiche Ausbildung, wie ich als Kronprinz. Sie werden einen guten Job bekommen, aber sobald sie alt genug sind, werden sie ihr eigenes Leben leben. Und mein Vater schwächelt leider. Meine Eltern haben sehr sehr spät Kinder bekommen. Sie sind beide schon über 60, auch wenn man es ihnen nicht immer anmerkt, sind sie sehr besorgt, wegen der Zukunft. Sie wollen endlich Gewissheit haben, wie es nach ihnen mit Illea weiter geht. Ich muss mich meinen Aufgaben widmen. Das Casting ist Zeitverschwendung...vor allem...vor allem, weil ich mir längst sicher bin, was ich will...", er senkte den Blick, um mir kurz darauf so fest wie noch nie in die Augen zu schauen. "Ich will dich. Und ich will ein Leben mit dir führen. Ich will dich an meiner Seite haben und an deiner Seite alt werden. Du bist der außergewöhnlichste Mensch, den ich kenne. Du bist offen und freundlich, aber auf gewisse Weise auch verschlossen und geheimnisvoll. Du bringst mich zum Lachen und stützt mich, wenn ich dich brauche. Ich liebe dich über alles und würde alles für dich tun." Jacob kniete sich vor mich hin und mein Atem hörte auf. Er zog eine kleine Schachtel hervor und öffnete sie. "Willst du mich heiraten?", fragte er mich leise mit zitternder Stimme.
Mir blieb der Mund offen stehen. Eine Träne rollte mir über die Wange. "Ja...ja, will ich!", rief ich und fiehl ihm um den Hals.
Draußen versank die Welt gerade im Schnee, aber mir war es egal. Alles war perfekt.

--------------------------------------
😍😍😍
Schreibt mir, wie ihr es findet und lasst mir ein Stern da, wenn ihr wollt. Wenn nicht, dann nicht 😘
Carmen

Selection FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt