Die Erbin

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Pünktlich um 15Uhr ging ich in den Damensalon. Meine Füße zitterten ein wenig und meine Nervosität stieg mit jedem Schritt. Als ich die Tür öffnen wollte stoppten meine Finger kurz vor der Klinke. Ich könnte das nicht. Es war nie ein gutes Zeichen von der Königsfamilie unter die Lupe genommen zu werden. Ich fragte mich gerade, welche anderen Mädchen noch da sein würden, als sich jemand von hinten bei mir einhakte. Prinzessin Eloise lächelte mich freundlich an.
"Na, alles gut?"
"Ähhhm...ja...ich...ähhhm..."
"Du musst dir keine Sorgen machen. Wir werden euch nicht auseinander nehmen. Meine Mutter und ich wollen euch nur ein bisschen kennenlernen​. Jacob ist zu nett um jemanden aus dem Kasting raus zu schmeißen, was natürlich nicht heißen soll, dass wir euch rausschmeißen werden!"
"Aber...,wir sind doch nur noch 10 Mädchen nach allein einer Woche", stellte ich fest. Was meinte sie damit?
"Jaa..., aber bei den meisten Mädchen mussten wir ihm einen kleinen Schubs geben. Er sieht nur das Gute in anderen Leuten und viele der Mädchen waren eindeutig ungeeignet für ihn", flüsterte sie geheimnisvoll. Ich staunte nicht schlecht. Deshalb ging das alles so schnell.
Eloise öffnete die große Tür und wir gingen hinein. Drinnen warteten schon die Königin und die andere Mädchen. Christina war auch hier und sie staunte nicht schlecht, als sie sah, dass Eloise mit mir herein kam. Außer uns waren es noch drei andere Mädchen. Eloise lächelte mich an und ging auf ihre Mutter zu. Ich stellte mich zu den anderen Mädchen dazu. Außer Christina kannte ich noch keine von ihnen und ich war froh, dass sie da war.
"Meine Damen", begrüßte die Königin uns sehr freundlich. "Ich freue mich sehr, dass Sie alle erschienen sind. Meine Tochter und ich wollen sie nur etwas besser kennen lernen, aber das haben sie durch unseren Brief sicher schon erfahren."
Brief? Welcher Brief? Mir wurde ganz warm. Was wussten die anderen, was ich nicht wusste?
"Bitte, meine Damen. Setzten Sie sich zu uns", sagte Eloise, als ihre Mutter und sie sich in die Sofa Ecke setzten. Wir gehorchten brav und verteilten uns auf die verschiedene Sitzmöglichkeiten. Ein paar Zofen kamen vorbei und brachten Tee und Kekse.
"Fühlen Sie sich denn alle schon wohl im Palast? Es war ja schon eine aufregende Woche mit vielen Damen, die uns verlassen mussten. Das tut uns allen sehr leid, aber die Umstände wollten es so."
"Eure Hoheit. Ich will nicht unhöflich sein, aber es klingt fast so, als wäre es beabsichtigt, dass das Kasting nach nur einer Woche so weit vorangeschritten ist."
"Sie sind Lady Christina, nicht wahr", sagte die Königin. "Ja, es ist wahr, dass es mit Absicht so ist. Wir sind gezwungen das Kasting schnell zu beenden. Wegen der Regierung. Wir brauchen feste Fakten, wie wir in Zukunft mit der Besatzung der Regierung rechnen können und da die Kronprinzessin einiges mit zu bestimmen hat, müssen wir in Erfahrung bringen, welche diese sein wird."
Ein Mädchen rechts von mir räusperte sich. Sie hatte wunderschöne blonde Haare und sah einfach umwerfend gut aus. "Aber Prinz Jacob hatte ja noch nicht mal eine Möglichkeit viele der Mädchen kennen zu lernen. Wie soll er so schnell die Richtige finden?"
"Wir als Familie steht voll und ganz hinter ihm und unterstützt ihn dabei in jeglicher Hinsicht, Lady Zoe."
Das Gespräch ging noch eine Weile so weiter und nach ein paar Minuten wissen ich von jedem Mädchen den Namen.
Die blonde Schönheit hieß Zoe. Sie war locker einen Kopf größer als ich.
Links von mir saß ein Mädchen in einem frosch-grünem Kleid und nach ihrem Verhalten passte das Giftgrün sehr gut zu ihr. Ihr Name war Melissa.
Christina saß mir gegenüber und neben ihr saß ein eher unscheinbares Mädchen. Erst sehr spät erfuhr ich ihren Namen. Jane. Sie hatte orangene Haare und sehr viele Sommersprossen. Sie war wirklich sehr schön, aber leider konnte ich sie durch ihre ruhige Art sie nicht sehr gut einschätzen. Weder ob sie freundlich, witzig oder gemein wäre.
Die Königin musste sich leider schon sehr früh verabschieden, da sie eine viel beschäftigt Frau war. Dafür kamen nach und nach aber ein paar Kamerateams, die uns auch etwas genauer unter die Lupe nehmen wollten, aber ihre Anwesenheit bemerkten niemand, weil sie sich sehr im Hintergrund aufhielten. Eloise blieb noch bei uns und wir führten Gespräche über unsere Kindheit, das Leben im Palast und diskutierten dabei auch über die Existenz von Einhörner, was mir Eloise nur noch sympathischer machte, weil sie, genau wie ich, stark betonte, dass Einhörner real waren.
"Nur weil wir etwas noch nie gesehen haben heißt es ja nicht, dass es nicht existiert", sagte sie und lächelte mich dabei sehr freundlich an.
Plötzlich ging auf der anderen Seite des Zimmers, wo sich Zoe und Melissa aufhielten, lautes Geschrei los.
"DU DUMME ZIEGE, WAS FÄLLT DIR EIN? ICH BIN DIE WAHRE UND EINZIGE PRINZESSIN HIER! MEIN NAME IST WASHINGTON​! HAST DU EIGENTLICH EINE AHNUNG, VON WEM ICH ABSTAMME!?" Ich drehte mich um und sah, wie Melissa Zoe an den Haaren gepackt hatte und an schrie. Eloise handelte sofort und schritt zwischen die beiden, während Christina, Jane und ich noch viel zu geschockt waren. Trotz dem schnellen Handeln von Eloise konnte sie die Kamerateams nicht zurückhalten, welche sich alle um die beider herum aufbauten und alles live mit filmten.
"Meine Damen! Das musst doch nicht sein. Was geht hier vor sich?", versuchte Eloise die Situation zu verstehen.
"SIE WAGT ES MICH ZU VERSPOTTEN! ICH BIN DIE WAHRE THRONERBIN! ICH BIN EINE WASHINGTON! FRÜHER WAR MEIN VORFAHR DER ERSTE PRÄSIDENT UNSERES LANDES! NICHT EINMAL DU PRINZESSCHEN KANNST MICH UM MEINEN THRON BRINGEN!", schrieb Melissa Eloise vor laufender Kamera an. Sie war den Tränen nahe und auch Zoe heulte wie ein kleines Kind, weil sie immer noch in Melissa festem Griff gefangen war. Es Wachen kamen zur Hilfe, aber sie wussten nicht so Recht, wie sie hätten eingreifen sollen. Zwei Zofen tuschelten kurz miteinander und eilten dann schnell aus dem Damensalon. Wir standen alle ziemlich ratlos da und nur die Leute von der Presse stellten aufgeregt Fragen, während Eloise verzweifelt versuchte Melissa wieder zur Vernunft zu bringen.
Nach kurzer Zeit kamen die Zofen wieder. Eine hatte die Königin geholt und eine Prinz Jacob. Ihm folgte eine Mädchen, dass ich bereits kannte. Sie hieß Alice und ich konnte meine Eifersucht nicht zurückhalten. Es war mehr als offensichtlich, dass sie mit ihm Zeit verbracht hatte.
Als Melissa Prinz Jacob sah fing sie entgültig an zu weinen und rannte an ihm vorbei aus dem Raum, nicht bevor sie Zoe unsanft auf den Boden fallen ließ. Schnell rannte Jacob zu ihr hin, half ihr auf und ging auch mit ihr aus dem Raum, um sie vor den Blicken des Kamerateams zu schützen. Die Königin hatte die ganze Situation sehr schnell unter Kontrolle und brachte auch die Fotografen dazu abzubauen. Eloise kam zu uns rüber und gemeinsam ging sie mit Christina, Jane, Alice und mir raus in den Park.
"Es tut mir leid, dass Sie das Spektakel miterleben müssten meine Damen. Wir haben uns den Nachmittag eindeutig entspannter vorgestellt", sagte sie und atmete laut aus.
"Was passiert jetzt mit Melissa und Zoe? Also wenn das alles wahr ist, was sie sagt, dann muss doch etwas unternommen werden", fragte Christina vorsichtig.
Eloise runzelte die Stirn. "Ich bezweifle, dass daran etwas Wahres dran war. Wir werden natürlich noch genauer überprüfen, worum es sich dabei handelt, aber nach dieser Aktion ist nicht zu erwarten, dass Sie noch lange hier im Palast bleiben wird. Was Lady Zoe angeht müssen wir auch noch schauen, wie sie daran beteiligt war, aber an sich trifft sie keine Schuld. Sie wird hier bleiben dürfen, wenn ich das richtig sehe. Bitte entschuldigen Sie mich. Ich werde Mal meiner Mutter unter die Arme greifen. Bleiben Sie ruhig noch ein wenig draußen und wenn Sie sich wieder von dem kleinen Schock erholt haben, dann gehen Sie bitte auf Ihr Zimmer. Wir werden uns sicher beim Abendessen wieder sehen. Auf Wiedersehen."
Eloise ging die riesigen Treppen wieder hinauf und verschwand hinter den großen Türen des Palastes.
Alice schnaubte hörbar auf. " Was für eine Frechheit! Ich und Prinz Jacob waren gerade eben noch auf einem Date und da kommt die dumme Kuh von Zofe und nimmt ihn mir einfach weg. Es hätte garantiert keine zehn Minuten mehr gedauert und er hätte mir einen Antrag gemacht, wären glücklich bis an unser Lebens Ende gewesen und..."
"Jetzt komm mal runter Blondie!", fiehl ihr Christina ins Wort. "Es gibt ganz andere Probleme! Außerdem glaub ich nicht, dass Prinz Jacob auf eine wie dich reinfällt. Er will keinen Showclown, sondern eine Gemahlin, die Königinnen Potenzial hat."
"Oh, ich bin dazu geboren Prinzessin zu sein. Schon mein Vater nannte mich immer seine kleine Prinzessin..."
"Ganz sicher, dass du dich nicht verhört hast", konterte Christina und ich konnte das spöttische Lächeln auf ihren Lippen erkennen.
Schnell packte ich ihren Arm und zog sie ins Schloss rein, bevor auch noch hier draußen eine Prüglerei stattfand."Komm mit Christina. Wir gehen lieber auf unsere Zimmer, wie es Eloise gesagt hat."
"Was für eine dumme kleine Tussi. Ich hätte sie ganz sicher fertig gemacht!", sagte sie, als wir außer Reichweite waren.
Dazu schwieg ich, aber ein wenig könnte ich ihre Abneigung gegen Alice verstehen.
Ich stellte sicher, dass Christina wirklich in ihrem Zimmer blieb und sagte ihren Zofen, dass sie sie bitte ablenken sollten, bevor ich zu meinem Zimmer gehen wollte. Als ich jedoch um die nächste Ecke bog sah ich ganz hinten im Flur Jacob, wie er sich um die verstörte Zoe kümmerte. Schnell versteckte ich mich hinter einer Säule. Zoe weinte immer noch und Jacob versuchte verzweifelt sie zu beruhigen. Ich konnte nicht anders. In mir kochte die Eifersucht schon Todestränke für Zoe.
"Ich kann Sie gut verstehen, aber bitte beruhigen sie Sie sich. Es ist nun alles wieder gut und Lady Melissa wird dafür geradestehen müssen, für was sie getan hat. Das verspreche ich Ihnen", sagte Jacob und berührte Zoe dabei vorsichtig am Arm und spätestens jetzt wär ich am liebsten dazwischen gegangen.
Jacob hatte offenbar eine Idee und ich wünschte, dass er diese nicht gehabt hätte. "Was halten Sie davon, wenn wir heute Abend etwas unternehmen? Ich würde Sie gerne besser kennen lernen."
Zoe hörte schlagartig auf zu weinen und schaute ihn mit großen Hundeaugen an. "Sie wollen etwas mit mir unternehmen?", flüsterte sie schon fast.
"Ja, was halten Sie davon, wenn wir uns einfach mal zusammensetzten und plaudern? Sagen wir 20Uhr in dem kleinen Saal. Ist das in Ordnung?", fragte er sie.
"Ja...Ja!", sagte Zoe und war auf einmal wieder super fröhlich. Schnell wischte sie sich ihr Tränen weg.
"Na dann bis heute Abend." Jacob gab ihr einen leichten Handkuss und Zoe knickste leicht.
Schnell drehte ich mich um und ging denn Gang zurück, um einen anderen Weg zu meinem Zimmer zu nehmen. Mir war kotz übel und das verflog auch nicht bis zu dem Abendessen.

Bei Abendessen stellten wir fest, dass nicht nur Melissa fehlt, sondern auch, zu Christinas Freude, Alice nicht mehr da war und es war kein Geheimnis, dass das Treffen mit Jacob wohl seiner Meinung nach nicht so gut gelaufen ist. Also wären wir Mädchen wohl nur noch zu acht. Christina, Danielle, Shimmer, Zoe, Jane, Felicitas, Sophie und ich.
Nach dem Abendessen ging ich noch kurz unauffällig an Danielle vorbei und steckte ihr einen kleinen Zettel zu, bevor ich mich auf mein Zimmer verzog.
Beim Abendessen fehlte nicht nur Melissa, sondern auch, zu Christinas Freude, Alice und es war kein Geheimnis, dass Jacob das Treffen nicht so gut, wie sie selbst fand. Jetzt waren wir nur noch acht Mädchen. Christina, Danielle, Shimmer, Zoe, Felicitas, Jane, Sophie und ich. Nach dem Essen ging ich auf mein Zimmer, aber davor schob ich Danielle noch unauffällig einen kleinen Zettel zu.

20.05Uhr
Vor dem kleinen Saal
Komm pünktlich
Wir haben eine Mission

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Hey Leutiiiis 😘
Wie findet ihr das Kapitel? Hoffe es gefällt euch
Carmen

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