5. Blutiger Schriftzug

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Als Will aufwachte, fand er sich gefesselt an einem Bett wieder. In blinder Panik rüttelte er an den Fesseln, jedoch ohne Erfolg.
Sein Blick war verschwommen und nur mit Mühe konnte er Hannibal erkennen, welcher am Ende des Bettes saß und mit einem Messer herumspielte.
Sofort machte sich Panik in Will breit und er begann zu schwitzen und hektisch zu atmen.

»Sie sind also endlich wach.«

Mit großen Schritten trat Hannibal auf das Bett zu, bis er sich schließlich auf die Bettkante setzte und immernoch mit dem Messer herumspielte.
Will bekam Panik.
Was würde Hannibal jetzt wohl mit ihm machen? Würde er ihn tatsächlich töten?

»Was ist los, Will? Sie sehen so nachdenklich aus.«, fragte Hannibal.

»Ach, nichts... Ich habe nur darüber nachgedacht, ob-«

»-Ich Sie töte?«, beendete Hannibal seinen Satz.

Will schluckte. Hannibal kannte ihn wirklich gut, was gefährlich war.
Doch noch mehr beschäftigte Will die Frage, was genau Hannibal mit ihm vor hatte.

»Was genau haben Sie jetzt mit mir vor?«, fragte Will zögerlich.

Langsam beugte sich Hannibal zu ihm hinunter, bis Will seinen Atem an seinem rechten Ohr spüren konnte.

»Ich werde Ihnen meine Liebe zeigen, wie ich bereits erwähnte. Und wenn ich damit fertig bin, dann werden Sie mich auch lieben, Sie werden schon sehen.«

Will stockte der Atem, dieser Mann war doch krank. Einfach nur krank. Was Will aber noch mehr beunruhigte, war Hannibals Nähe, sowie die immernoch währende Ungewissheit darüber, was als nächstes passieren würde.
In Gedanken versunken merkte Will zunächst nicht, wie eine Hand sein Hemd aufzuknöpfen begann.

»Was zum?!«

Hannibal blieb stumm. Wortlos knöpfte er Wills Hemd auf, bis er fertig war und Wills Brust nun frei lag. Eine Zeit lang ließ Hannibal seine Blicke über seine Haut schweifen, ehe er erneut zu seinem Messer griff, was Will schwer aufatmen ließ.

»Bitte... Nein... Tun Sie das nicht!«, flehte Will.

Hannibals Augen suchten die seinen und als sich ihre Blicke trafen, beugte sich Hannibal so weit zu ihm runter, dass sie fast Nasenspitze an Nasenspitze waren.

»Sie wollten es ja nicht anders, Will. Ich werde Ihnen jetzt meinen Namen in die Brust einritzen, damit Sie immer wissen, dass ich sie gezeichnet habe und Sie zu mir gehören. Und während ich das tue, werde ich mich an ihrem schmerzverzerrten Gesicht ergötzen.«

Will dachte, er hörte nicht richtig. Das konnte Hannibal doch nicht wirklich ernst meinen. Dieser Mann hatte jeglichen Verstand verloren und Will war ihm hilflos ausgeliefert. Er konnte nichts tun. Gar nichts.
In blinder Panik versuchte Will sich zu winden, doch es brachte nichts. Ein verzweifeltes Keuchen entfuhr ihm und als sei es für Hannibal ein Signal gewesen, setzte er das Messer an Wills Brust an. Mit einem letzten Versuch wollte Will Hannibal noch stoppen.

»Bitte... Tun... Sie das nicht!«, rief Will verzweifelt.

Doch Hannibal sah ihn nur kalt an und auf einmal spürte Will einen brennenden Schmerz in seiner Brust, woraufhin er kurz seine Augen schloss.
Als er seine Augen wieder öffnete, war sein Blick verschwommen und er konnte erkennen, wie Blut seine Brust hinunter lief.
Plötzlich spürte er eine Zunge auf seiner Haut und sah, dass Hannibal sein Blut ableckte.

»Sie sind wirklich köstlich, Will. Sie haben Glück, dass Sie etwas Besonderes sind, andernfalls würde ich Sie mit Vergnügen verspeisen.«

Blut tropfte Hannibals Kinn hinunter und er leckte sich das restliche Blut von den Lippen, ehe er fortfuhr seinen Namen in Will einzuritzen.
Erneut stöhnte Will auf und biss sich so lange auf die Lippe, bis auch diese blutete. Hannibal stoppte seine Prozedur und beugte sich zu Will hinunter.
Ein kleiner Blutstropfen von Hannibals Lippe tropfte auf Wills Zunge, was Hannibal zum Grinsen brachte.

»Jetzt können Sie selbst kosten, wie köstlich Sie sind.«, flüsterte Hannibal in einem diabolischen Ton.

Will konnte seine Augen kaum noch aufhalten. Er war der Ohnmacht sehr nahe und sein Kopf schon im Begriff zur Seite zu kippen, doch Hannibal hielt seinen Kopf fest, sodass Will gezwungen war, ihn anzusehen.

»Wagen Sie es nicht sich von mir abzuwenden! Sehen Sie mich an!«

Will konnte nur noch blinzeln und sah Hannibal nur noch schleierhaft. Das Sprechen war ihm ebenfalls versagt, so schwach war er.
Mit letzter Kraft gelang es Will doch noch ein paar Worte zu sprechen.

»K... Krankes... Schwein...«

Hannibal brach daraufhin in schallendes Gelächter aus.

»Haha! Schön zu sehen und zu hören, dass Sie noch etwas Feuer in sich haben. Das gefällt mir.«, raunte er.

Mittlerweile begann Will erneut schwer zu keuchen. Hannibal musterte ihn eine Weile, ehe er sich erneut zu ihm hinunter beugte und seine Nase Wills berührte.
Plötzlich spürte Will, dass etwas in seinem Mund war. Und als er mit größter Anstrengung seine Augen öffnete stellte er erschreckend fest, dass es Hannibals Zunge war, die sich in seinen Mund gedrängt hatte. Er konnte es nicht glauben.
So etwas kaltes habe ich zuvor noch nie gespürt.
Mit letzter Kraft biss Will ordentlich zu und augenblicklich zog sich Hannibal fluchend zurück.

»Verdammt!«

Er hielt sich die Hand vor den Mund und spuckte daraufhin Blut aus. Will tat es ihm nach, nur das dieser auch ein Stück von Hannibals Zunge auf das Laken spuckte. Hannibal, der sich mittlerweile wieder etwas beruhigt hatte, hob eben dieses Stück seiner eigenen Zunge auf und musterte es.

»Das ist aber nicht sehr höflich, Will. Was man einmal im Mund gehabt hat, sollte dort auch bleiben, meinen Sie nicht? Also, sagen Sie, Ah!«

Gewaltsam schob Hannibal Wills Kiefer auseinander und stopfte das abgerissene Stück seiner Zunge in Wills Mund, doch bevor dieser das Stück erneut ausspucken konnte, schob Hannibal das Stück mit seinen Fingern so weit in Wills Mund, sodass dieser gezwungen war, es hinunter zu schlucken. Von Ekel überwältigt, kniff Will seine Augen zusammen und schüttelte seinen Kopf.
War das gerade wirklich passiert? Hatte er gerade wirklich ein Stück von Hannibals Zunge gegessen?
Ja. Jetzt bist du genau wie er. Ein Kannibale.
Will wandte sich unter Hannibal. Er wollte diese Stimme aus seinem Kopf verbannen.
Niemals... Niemals werde ich so sein wie er! Ich verabscheue ihn!

Unterdessen bemerkte Will, dass Hannibal sich nun neben ihn gesetzt hatte.

»Hach... Ich werde Ihre Wunde noch reinigen müssen. Schließlich kann und will ich Sie hier nicht sterben lassen. Jetzt, wo Sie genau so sind wie ich.
Ab jetzt gibt es kein zurück mehr.«

Langsam stand Hannibal auf und ging zur Tür, doch im Türrahmen blieb er stehen und drehte sich noch einmal zu Will um.

»Sagen Sie mir nur noch eines, Will.
Wie habe ich Ihnen geschmeckt?«

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