Kapitel 5 -Lola-

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 -Lola-

Wie gebannt starrte ich die Packung mindestens 10Minuten lang an. Es war eine Packung Tampons. Es vergingen weitere 5Minuten ehe ich in der Lage war sie in die Hand zu nehmen. Während ich in meinem Kopf rechnete ließ ich mich gegen den Waschtisch plumpsen. „So ein Mist!“, murmelte ich. Nein, nein, nein, das konnte einfach nicht sein! Ich- oder doch? NEIN!! Aber wenn doch, was sollte ich denn jetzt bitteschön tun?

Mit meinen Gedanken ringend kauerte ich da, vergessen war mein roter Zeh oder der umgekippte  Nagellack.

Nach einer Weile rappelte ich mich auf. Da konnte nur Eine helfen! Schon hatte ich mir meine Hose gegriffen und das Handy aus der Vordertasche geangelt. Schnell wählte ich Lolas Nummer. Es tutete zweimal, dann hob jemand ab.

„Lola hier was gibt’s?!“, meldete sich meine beste Freundin. „Lola“, rief ich und heulte vor Freude schon fast. „June, ach wie schon auch mal wieder etwas von dir zu hören! Also echt, da fliegt meine beste Freundin schon mal um die halbe Welt und sie ruft zwei Wochen nicht an!!!!“, ich musste Lachen bei ihrem beleidigten Tonfall. „Is ja auch egal, was gibt’s? Und“, eine kleine Pause entstand, „müsste es bei dir nicht mitten in der Nacht sein?“, fragte Lol. Wieder lachte ich, „Ja, du Blitzmerker!“ „Okay, dann erzähl mal, wie geht‘s Harry? Was machen die Insekten im Regenwald? Ich will alles wissen!“, verlangte sie. Ich grinste und fing an zu erzählen. Ich erzählt ihr alles bis hin zum kleinsten Detail.

„Haha, oh man is das süß“, kicherte Lol, nachdem ich ihr von einem kleinen Mädchen, dass Harry einfach nicht mehr loslassen wollte, lachend erzählte. Erst mit drei versprochenen Eis und der Hilfe von der Mutter der Kleinen ließ sie Hazzas Bein wieder los.

Ich musste mir vorstellen wie Lola wohl zuhause auf ihrem Sofa saß. Bequem drauf gepflanzt, den Kopf verkehrtherum überm Boden hängend, die Füße hoch an der Wand. So lag sie immer auf dem Sofa wenn wir telefonierten. Obwohl sie älter war als ich, benahm sie sich nicht selten deutlich jünger. Lächelnd machte ich mich daran weiter zu erzählen. Aber als ich dann so ziemlich im hier und jetzt angekommen war stockte ich. Wie sollte ich ihr von meinem Problem erzählen?

„Und es geht dir wirklich gut? Diese Käfer haben dich nicht umgebracht? Immerhin haben die dir Blut ausgesaugt!“, sabbelte Lola einfach weiter und bemerkte mein Zögern gar nicht. „Ja und nein“, murmelte ich. „Und- und du bist dir auch ziemlich sicher dass du kein Geist bist? Oder ein Zombie? Oder -oha- noch besser: ein Vampir?“, beim letzten Wort hörte man das freudige Quicken überdeutlich in ihrer Stimme. Ich schüttelte nur den Kopf und schlug mir mit der flachen Hand gegen die Stirn.

„Das kann aber auch nur dir einfallen, Lola“ „Hey“, beschwerte sie sich. „Is doch so!“, erwiderte ich. „Okay, Themawechsel bitte“, verlangte Lol. „Na gut“, lachte ich. „Gut, dann sag mir mal den wirklichen Grund weswegen du anrufst“ ich seufzte, sie kannte mich einfach zu gut. „Ich ähm- naja also ich äh-“, stotterte ich. „Kurz und schmerzlos, bitte!“, verlangte meine Freundin. „Okay, wie du willst, ich- ich- ich glaube ich bin schwanger!“, sagte ich mit festerer Stimme, als ich gedacht hätte. Kurz darauf hörte ich nur lautes Krachen. Worauf sich vermuten ließ, dass Lola ihr Handy aus der Hand gefallen war.

„Lola? Lola!“, rief ich. „Ja hier!“, schrie sie und jetzt war ich diejenige die das Telefon vor Schreck fallen ließ. Schnell hob ich es auf. „Lola?“, fragte ich wieder, aber diesmal deutlich leiser. „Wie kommst du darauf, dass du schwanger bist?", wollte meine Freundin wissen. „Naja- also ich habe vorhin eine Packung Tampons gefunden und dann ist mir aufgefallen das ich überfällig bin. Fast drei Wochen! Lola, ich habe meine Tage nicht bekommen!“, ich war fast am durchdrehen, „Lola, was soll ich denn jetzt machen?“, jammerte ich.

„Wie was? Wieso fragst du mich? Ich war noch nie schwanger!“, blockte Lola ab. „Aber- aber du weißt doch sonst immer alles. Außerdem bist du meine beste Freundin!“, murmelte ich und ließ meinen Kopf langsam auf den Boden sinken. „Is ja gut, Kopf hoch“, hörte ich es aus dem Telefon. „Mhm“, gab ich nur von mir.

„Sag es Harry!“, schlug Lol nach einer Weile Schweigen vor. Entsetzt sprang ich auf, „WAS? BIST DU IRRE?!“, schrie ich, „Was ist wenn‘s gar nicht stimmt?“ „Ja, dann halt nicht“, rief meine Freundin beleidigt. „Sorry“, entschuldigte ich mich. „Schon okay, ich verstehe dich ja! Ich glaube mit jedem würden die Gefühle in deiner Situation durchgehen.“, erwiderte Lola. „Hilft mir wenig“, maulte ich. „Ist ja gut. Ähm- warte lass mich überlegen.“, bat meine Freundin. „Bitte“, murmelte ich teilnahmslos.

„Kauf dir einen Schwangerschaftstest!“, entschied Lola. „Meinst du?“, fragte ich unsicher. „Ja, so is es am besten. Du erfährst am einfachsten und schnellsten, ob du schwanger bist oder nicht.“ „Mhm“, gab  ich von mir. „Mach dir keinen Kopf“, sagte Lola sanft. „Mhm“, machte ich wiederum.

„June?“, sie zog meinen Namen unnötig in die länge, „Was geht in deinem hübschen Köpfchen gerade vor?“

„Und was ist wenn der Test falsch ist?“, platzte ich mit meinen Gedankten heraus. Lola seufzte, „Dann kauf dir mehrere!“ „Hmm“, erwiderte ich darauf.

Nach einer Weile gab Lola ein langes Gähnen von sich. „Du, ich geh jetzt schlafen“, meinte Lola. „WAS?“, rief ich entsetzt, „Du willst mich jetzt, hier, in dieser Situation nicht einfach alleine lassen, oder?“ „Doch“ „Was bist du denn bitte für eine Freundin?“, fragte ich in das Telefon, „Und ist es bei dir nicht irgendwie mitten am Tag oder so?“ „Jaa“, kam es genervt von Lola, „Ich bin halt die Nacht nicht zum Schlafen gekommen. Ich war mit Tamara auf einem OpenAir Konzert von Imagine Dragons irgendwo außerhalb  von London, bin vor drei Stunden erst zurückgekommen und bin super müde. Sorry Süße, aber du schaffst auch alleine dir einen Test zu kaufen. Mach dich nicht verrückt. Ich ruf dich heute Abend nochmal an. Jetzt gehe ich aber erstmal schlafen. Bis bald Süße“ „Ja bis bald“, ich legte auf und atmete erst mal tief durch.

Lola hatte Recht! Ich brauchte mich noch nicht verrückt machen. Vielleicht stimmte es ja gar nicht.

Mich mit diesem Gedanken tröstend räumte ich Restliche Sauerei weg, brachte meinen Zeh in Ordnung. Anschließend zog ich mir meine blau-weiß-rot gestreifte Pyjamahose und ein graues Top an.

Als ich fertig war, verließ ich auf schnellstem Wege das Bad und kuschelte mich an Harry. Ich schloss die Augen, doch meine Gedanken hielten mich wach. War ich jetzt schwanger oder nicht?

My Little Star [h.s]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt