•Murder Song (5,4,3,2,1) Acoustic - Aurora•
27.Oktober 2015
[am Vormittag]Ich hatte Justin eine Nachricht geschrieben und ihm grob erklärt, was ich vor hatte. Elli hatte ich auf Facebook geschrieben, aber sie war lange nicht mehr aktiv gewesen.
Nachdem ich zwei Stunden mit der Straßenbahn sinnlos durch die Stadt gefahren bin, noch mal kurz am Hauptbahnhof war und dort eine halbe Stunde verbracht hatte, beschloss ich gegen zehn, zum Saufhaus zu fahren.
Vielleicht könnte ich dort übernachten.Also fuhr ich mit der Bahn bis zu Haltestelle, an der ich früher immer ausgestiegen bin, als ich noch auf meine alte Schule ging.
Ich lief den kleinen Weg entlang, der zwischen alten, verwachsenen Häusern führte.
Ich wusste, wann ich nach rechts biegen musste.
Ich hätte mich gar nicht verlaufen können, das Saufhaus war wie mein Zuhause.
Als ich den bekannten, mit Müll und Steinen vollen Weg, in den großen Raum lief, kullerte mir die erste Träne des Tages runter.
Die grüne, abgeranzte Couch stand da, wo sie immer stand. Ich fand die Bierflaschen vom letzten Mal im Raum verteilt.
Die Chipstüte, die ich gekauft und entleert hatte, lag unter dem Holzkasten, der unseren Tisch darstellen sollte.
Ich ließ mich auf das Sofa fallen und fing an zu weinen.
Ich weinte, bis mir übel wurde und ich raus rennen musste, weil ich diesen Ort nicht beschmutzen wollte.
Welch eine Ironie, dieser Ort lag förmlich im Schmutz.Als ich fertig war, lief ich wieder zur Couch. Meinen Rucksack ließ ich dort stehen und lief das ganze Haus ab. Zuerst war ich oben auf dem Dach.
Es war zu verlockend. Viel zu verlockend, aber es war vermutlich nicht tief genug, um dem ein Ende zu setzen.
Also setzte ich mich bloß an den Rand und ließ meine Beine herunter baumeln.
Ich hatte noch eine Zigarette, die ich aus meiner Jackentasche rauskramte und anzündete.
Der Rauch in meiner Lunge beruhigte mich und trocknete meine Tränen. Dieser Ort war etwas magisches. Ich hatte ihm die Magie genommen. Die Leute, mit denen ich aus meiner alten Schule noch Kontakt hatte, waren sauer auf mich.
Ich hatte diesem Ort seine Magie genommen, weil ich in meiner neuen Klasse beliebt sein wollte. Ich dachte, sie würden mich cool finden, wenn ich ihnen das Saufhaus zeigen würde.
Es wurden immer mehr und irgendwann waren hier immer mehr Leute drinnen.
Jeden Tag immer mehr, die kifften, sauften und die Wände besprühten.
Dass sie hier dank mir waren, war nebensächlich.
Ich war nebensächlich.
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Oktobertrauer
Short StoryIm Oktober 2015 kam die Welle der Trauer und ich rannte davon. - #134 in kurzgeschichten -30.juli 2017 #406 in depressionen - 1.oktober 2018 #574 in mobbing