Die vierte Erkenntnis

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•Oblivion - Bastille•

Es war Samstag. Mir ging es schlechter, denn je.
Maya hatte mir zu verstehen gegeben, dass keiner von ihnen mehr etwas mit mir zu tun haben wollte.
Ich hasste Wochenenden, an denen ich Zuhause war.
Die Schreie schallten durch die Wohnung. Ich hatte das Gefühl, die Wände würden immer näher rücken.
Ich hatte den Sinn verloren. Den Sinn am Kämpfen, am Leben, den ich schon vor Jahren verloren hatte, ich hatte ihn erneut verloren.
Meine Gedanken machten mich schrecklich wütend, sie waren so laut, lauter als das Gebrüll meiner Eltern.
Ich vergrub mein Gesicht in mein Kissen und schlug auf mein Kopf ein, während ich einige Tränen verlor.
Ich fühlte mich so leer.
Ich fühlte nichts mehr.
Aber ich wollte etwas fühlen. Einen Beweis, für mein Leben. Dafür, dass ich lebte. Irgendetwas, was den leeren Schmerz ausglich, was ihn vergehen ließ.
Dummerweise hatte ich meine Klingen weggeschmissen, also suchte ich nach meinem Spitzer und schraubte ihn auf, um die Klinge darin zu nehmen.
Es war ein systematischer Vorgang, der wie auswendig gelernt in meinem Kopf war und meine Bewegungen steuerte.
Ich sah zu, wie sich die Schnitte langsam mit Blut füllten und das Blut meinen Arm runter lief.
Es war ein Bild, was ich vermisst hatte.
Das Brennen beruhigte mich und ließ mich erleichtert aufatmen.
Ich hatte eigentlich vor gehabt, aufzuhören. Es hatte gut geklappt, bis jetzt.
Es war hoffnungslos.

Ich war hoffnungslos.
Das war meine vierte Erkenntnis.

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