Love is a ruthless game

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Als meine Eltern die Halle betraten lief es mir eiskalt über den Rücken. Mein Vater, Mikus Engaldon Lestrange war ein großer, hagerer Mann. Er trug sein dunkles Haar immer kurz. Passend zu den dunklen Haaren hatte er ein paar schmale, graue Augen. Sehr zu meinem Bedauern, genau die selben Augen wie ich. Wie meistens trug er einen pechschwarzen Umhang, mit einer silbernen Brosche, in Form einer silbernen Krähe, dem Familien Symbol der Lestranges. Meine Mutter ging wie immer ein Stück hinter ihm. Sie war wie meistens kühl und distanziert gegenüber anderen. Die beiden würdigten mich keines Blickes, auch wenn ich mir ganz sicher war, dass sie mich bemerkt hatte.
Ich versuchte ruhig zu bleiben, sie ignorierten mich, das war schon mal ein Anfang, denn was ich unbedingt hatte vermeiden wollen, war mit ihnen zu sprechen. Aber ganz ehrlich, ich hatte trotzdem panische Angst. Der Klos in meinem Hals schien immer größer zu werden und ich holtr tief Luft, da ich irgendwie das Gefühl hatte zu ersticken.
Sie machten sich direkt auf den Weg zum Slytherintisch. Dawn strahlte ihnen entgegen und auf dem Gesicht meiner Mutter breitete sich eine Art Lächeln aus, das man sonst nur eher selten zu sehen bekam. Dawn war schon immer ihre kleine Prinzessin gewesen. Sie hatte sie schon als kleines Kind in hübsche Kleidchen gesteckt, auf Bälle mitgenommen und stolz als ihre zweite Tochter präsentiert. Dawn hatte diese Veranstaltungen immer geliebt. Das Tanzen, die höflichen Floskeln, die unendlich langen Reden, in denen doch nie wirklich etwas bedeutungsvolles gesagt wurde... Ich war nie so gewesen wie Dawn. Nicht so perfekt, nicht so ein Püpchen. Ich sah nicht aus wie eine Lestrange, ich benahm mich nicht wie eine Lestrange und spätestens, als ich nach Gryffindor gekommen war, war ich bei meiner Mutter sowieso untendurch gewesen.

So unauffällig wie möglich ging ich zu Harold herüber und stellte mich neben ihn. Jetzt stand ich mit dem Rücken zum Slytherintisch. Wütend biss ich mir auf die Zunge, als ich Tränen in mir aufsteigen spürte. Ich wollte nicht weinen, ich wusste selbst nicht was los war, ich war von zu Hause abgehauen, was erwartete ich denn? Ein wundervolles Wiedersehen mit meinen Eltern? Ich war doch eigentlich die, die nichts mit ihnen zu tun haben wollte und trotzdem tat es weh, dass sie mich so ignorierten. Es tat weh, dass sie mich nie verstanden hatten und es tat weh, dass sie Dawn so viel mehr liebten als mich. Ich wollte weg, so weit weg wie möglich von ihnen, es war beinahe unerträglich mit ihnen in einem Raum zu sein, ich wusste einfach nicht was ich fühlen sollte und was nicht. Da gab es so viel, Wut, Hass, Enttäuschung, Trauer, Verständnislosigkeit... Es war einfach zu viel.
,,Ich geh mal kurz frische Luft schnappen" sagte ich leise zu den anderen. Ohne eine Antwort abzuwarten lief ich los. So schnell ich konnte machte ich mich auf den Weg zum Gemeinschaftsraum. Plötzlich schlangen sich zwei starke Arme von hinten um mich. Erschrocken wehrte ich mich gegen den Griff, bekam schon Panik, bis ich erkannte das es nur Sirius war. Ich wusste nicht wie er hier her kam. Vermutlich war er mir gefolgt. So wie ich ihm seit wir Kinder waren überall hin gefolgt war, wenn wir uns nachts aus dem Haus geschlichen hatten, oder die geheimen Zimmer vom Grimmauldplatz Nr 12 erkundet hatten. Irgendwie fanden wir einander immer.

Sirius nahm mich an der Hand und öffnete das große Portal, der Einganshalle. Sofort schlug mir ein kühler Herbstwind entgegen. Die frische Luft tat mir gut, das Zittern in meinen Händen ließ langsam nach, die Tränen, die mir unbemerkt übers Gesicht gelaufen waren versiegten und ich beruhigte mich langsam. Ich hatte mein Gesicht in seinem T-Shirt vergraben und ließ es auch dort. Die ganze Situation überforderte mich komplett. Ich fühlte mich erbärmlich, weil ich so zusammen gebrochen war. Ich wollte nicht immer so schwach sein. Sirius hatte im  Prinzip genau das selbe durchgemacht wie ich und er musste immer stark für uns beide sein. Das war nicht fair, aber ich verstand einfach nicht, wie er es machte.
,,Schh" flüsterte er und drückte mich noch näher an sich. Ich holte tief Luft, ehe ich mich von ihm löste. Ich lehnte meinen Kopf an die raue Steinwand und schloss kurz die Augen. Das klang jetzt vielleicht dumm, aber in letzter Zeit fand ich mein Leben einfach unglaublich anstrengend.
,,Alles okay?" fragte Sirius vorsichtig. Als würde er mit einem verschreckten Tier reden. Naja, das war ich ja auch irgendwie. Bei seiner Frage musste ich trotzdem kurz lachen.
,,Nein."
Er schluckte und sah mich einen Moment an, als wüsste er nicht, was er sagen sollte, dann beschloss er wohl, dass es besser war nichts dazu zu sagen und mir lieber zu zuhören. Meine Stimme klang furchtbar rau und verweint, als ich schließlich weitersprach.
,,Ich weiß einfach nicht, was ich denken oder fühlen soll, ich will sie hassen, aber es geht einfach nicht. Ich sehe sie und denke: Das sind meine Eltern, das sind die Menschen, die mich gemacht haben. Ich hab ihre Gene, ihr Blut in mir, warum bin ich nicht wie sie? Warum verstehen sie mich nicht, wie normale Eltern?"
Sirius sah weg. Er war in letzter Zeit so anders, er erwiderte meine Blicke nicht, war nicht mehr mit mir allein, manchmal konnte er mich nicht mal mehr angucken. Ich holte tief Luft, dann sagte ich, was ich schon eine ganze Weile dachte.
,,Ich kann dich nicht verlieren. Ich brauche meinen besten Freund also was auch immer mit dir los ist, bitte schau mich wenigstens an."
Er drehte seinen Kopf zu mir und starrte mich einen Moment stumm an. Ich wusste nicht was ich noch sagen sollte. Er sah irgendwie verzweifelt aus. Es lag eine ganze Menge Frustration in seinem Blick, aber ich erkannte noch etwas anderes. Wut.
,,Du brauchst mich ja? Es geht immer nur um dich. Was wenn ich nicht immer dein bester Freund sein will? Was ist wenn ich mich nicht immer um all deine Probleme kümmern will? Ich hab auch noch ein eigenes Leben."
Ohne noch ein weiteres Wort zu sagen sprang er auf und ging zurück ins Schloss. Ich sah ihm nach, mehr verwirrt, als verletzt von seinen Worten.

I might be Crazy but at least I'm freeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt