(M)Ein blonder Engel. [23]

2.4K 135 39
                                    

Ich sitze neben seinem Bett und halte seine Hand. Das Piepsen der Geräte, die ihn bei mir halten, blende ich längst aus.

Deidara sieht so friedlich aus, als würde er schlafen... Nicht, als läge er im Koma. Es ist eigenartig still und leer geworden, seitdem er nicht mehr lacht, redet, weint sondern einfach nur noch still da liegt. Seitdem er nicht mehr bei mir ist.

Seit viel zu langer Zeit liegt er jetzt so da und gibt kein Lebenszeichen von sich. Es tut mir weh ihn so zu sehen. Ich war jeden Tag bei ihm und habe immer dafür gesorgt, dass die Blumen um ihn herum nicht welken und hübsch aussehen, damit er sich freut, wenn er aufwacht. Wenn er jemals aufwachen sollte. So langsam verliere ich die Hoffnung.

Er liegt seit mehreren Monaten unverändert im Wachkoma und es scheint sich einfach nichts zu verbessern. Die Ärzte wollten ihn aufgeben und wenn ich Deidara nicht bei uns aufgenommen hätte, würden ihn die Geräte nicht mehr am Leben halten. Weil Deidara keinen Verwandten hatte und Sasori...

Sie hätten die Maschinen einfach abgeschaltet und Deidara wäre tot. Es wirke für sie nicht so, als würde er jemals wieder erwachen. Er müsste nur einmal seinen Arm leicht anheben, seinen kleinen Finger bewegen oder einfach mit einem Zeh zucken, dann wäre wenigstens klar, dass er noch da ist. Dann wäre klar, dass er noch kämpft.

Sie sagten, es wäre, als wolle er nicht wieder aufwachen. Stimmt das, Dei? Hast du dein Leben schon aufgegeben? Hast du dich aufgegeben? Hast du... mich aufgegeben? Ich bin doch hier! Du darfst uns nicht aufgeben...

Ich kann dich nicht verlieren. Ich schaffe das nicht.

Er wäre tot, wenn ich nicht dafür gesorgt hätte, dass er auf unser Anwesen kommt. Dieser Gedanke ist so furchtbar.

Die besten Ärzte haben Deidara für hirntot erklärt und manchmal frage ich mich tatsächlich, warum ich noch hoffe, dass er aufwacht. Doch dann sehe ich sein hübsches schlafendes Gesicht, spüre seinen schwachen Puls, höre seinen leisen Herzschlag und in meinem Kopf höre ich seine Stimme und sein wundervolles Lachen und direkt weiß ich, warum ich ihn nicht gehen lassen kann.

So oft hatte Deidaras Herz nun schon aufgehört zu schlagen... Als die Ärzte ihn aufgeben wollten, war es grauenvoll. Erst dachte ich, dass ich Deidara reden gehört hätte.

"Ich gebe auf", hatte er geflüstert.

Zumindest habe ich das so vernommen. Dann hat er aufgehört zu kämpfen; sein Herz hatte Ruhe gegeben und... nachdem die Ärzte ihn stabilisiert haben, sagten sie, Deidara wäre nicht mehr da. Sie wollten die Geräte wirklich endgültig abstellen, doch das konnte ich nicht und darum nahm ich ihn mit zu mir. Die Ärzte waren sich sicher, dass ich mir seine Stimme nur eingebildet hatte.

Sind Deidaras Herzstillstände ein Zeichen gewesen? Vielleicht sollte ich ihn aufgeben. Aber das kann ich einfach nicht. Außerdem hat sich seitdem er bei mir ist nichts mehr an seinem Zustand verändert. Das muss ein gutes Zeichen sein, oder? Andererseits...

Ich bereue es, dass ich nichts tun konnte für ihn, wie zum Beispiel an meinem Geburtstag. Aber hätte ich ihn mit zu mir genommen, nachdem er von Sasori zum Strippen gebracht wurde, wären meine Eltern nicht sonderlich begeistert gewesen.

Selbst jetzt kann er nur hier sein, weil ich ihnen gesagt habe, dass er ein guter Freund wäre. Mein Vater würde es niemals verstehen, wenn ich ihm erzählen würde, dass auch ich schwul bin. Das hat ihm bei Sasuke schon gereicht, als dieser unseren Eltern Naruto als seinen festen Freund vorgestellt hatte und wenn ich ihm jetzt auch noch so etwas in die Richtung erklären müsste, würde es ihm den Rest geben. Eigentlich erlauben sie mir Deidara hier zu halten nur, weil ich für sämtliche Arztrechnungen aufkomme.

Die Medizin, die Deidara über einen Katheter erhält, die Stromrechnungen bezüglich der laufenden Gerätschaften und sämtliche Hausarztbesuche oder fachmedizinische Untersuchungen der besten Ärzte. Außerdem lasse ich Dei jeden Tag frische Blumen herbringen und ein paar weitere Kleinigkeiten. Er scheint Schokolade geliebt zu haben und mittlerweile hat er einen ganzen kleinen Kühlschrank voll mit Pralinen nur für sich allein.

Ich sorge dafür, dass er jeden Tag frisch gemacht wird und bloß nicht zu lang die gleichen Kleidungsstücke trägt. Ich sorge dafür, dass seine Haare immer weich gebürstet sind und ihren leichten goldenen Glanz nicht verlieren. Wenn er aufwacht, soll es für ihn so unkompliziert wie möglich sein.

Er wird wieder aufwachen, oder? Ich bin verzweifelt... ich weiß einfach nicht weiter und dass ich nichts für ihn tun kann, macht es noch so viel schlimmer. Ich bin so gefühlsduselig, ich erkenne mich selbst nicht mehr wieder. Was tut dieser hübsche Junge nur mit mir?

Ich will, dass Deidara sicher ist und dass ihm nichts passiert.

Ich meine einst irgendwo gelesen zu haben, dass es helfe mit Komapatienten zu reden. Bin ich so tief gesunken, dass ich jetzt schon mit jemandem rede, der mich nicht mal verstehen kann? Außerdem war Naruto doch schon so oft hier und hat mit Deidara geredet, sogar Sasuke war einige Male hier. Soll ich es auch mal versuchen? Ich meine, es sieht mich ja sonst keiner und wenn das Deidara helfen könnte, sollte ich keine Möglichkeit außer Acht lassen.

"Deidara? Ich weiß nicht, ob du mich hörst, aber... Ich habe gehört, sowas soll helfen. Ich weiß nicht, was ich sagen soll oder was ich machen soll."

Ich fühle mich lächerlich. Ich kann nicht gut mit anderen Menschen umgehen und reden schon mal gar nicht. Das ist auch kein großes Geheimnis, aber da ich generell eher schweige und beobachte, fällt es anderen wahrscheinlich nicht direkt auf.

"Ich wollte nur, dass du weißt, dass ich dich wirklich liebe. Ich werde nicht zulassen, dass dir jemals wieder irgendjemand weh tun kann. Als ich dich das erste Mal gesehen habe, dachte ich, dass du irgendwie eigenartig wirkst und unglücklich. Ich wusste nicht woran das lag, aber erst als wir mehrfach mit der Gruppe unterwegs waren, ist mir aufgefallen, dass du sehr ungewöhnlich still warst und dich immer mehr zurückgezogen hast."

Er wurde immer ruhiger und anfangs wirkte er ungezähmt und frech. Er ließ sich von nichts unterkriegen und wenn jemand was sagte, war es ihm egal. Er konnte beleidigt werden und gab nur harschere Beleidigungen zurück – dafür waren seine Auseinandersetzungen mit Hidan das beste Exemplum. Doch ein Wort von Sasori hatte ihm genügt, um sich komplett umzukrempeln.

"Du bedeutest mir so viel, bitte stirb nicht. Ich will dich nicht verlieren, ich habe dich doch gerade erst gefunden."

Und wenn etwas stimmt, dann das. Bei meinen eigenen Worten steigen mir Tränen in die Augen. Zu wem hast du mich da gemacht, du blonder... Engel.

Anders könnte es nicht besser zu ihm passen.
Deidara ist mein kleiner Engel.

"Ich liebe dich doch, Deidara!"

Engel ohne Flügel gibt es und sie zerbrechen viel zu schnell.

#RIPJonghyun

Save Me, un. [SasoDei & ItaDei | Yaoi!]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt