Kapitel 20

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POV JIMIN

In mir staute sich unbändige Wut. Ich sah nur noch rot und konnte die Umgebung nicht mehr fühlen. Meine Gefühle spielten wild. Ich rannte durch den Bungalow und suchte etwas, was ich kaputt machen konnte. In der Küche wurde ich fündig. Ich riss die Schränke auf und griff mir alle möglichen Tassen und Teller, um sie auf dem Boden zu zerschmettern. Ich schrie laut auf.
Er war an allem Schuld.
Er war es, der uns diesen Schmerz zugefügt hatte.
Er hatte unser Leben zerstört. Ich schrie abermals und kniff die Augen zusammen. Ich trat gegen einen Stuhl, bis eines seiner Beine abbrach. Das nahm ich mir und wollte schon zur Haustür herausrennen, als sich ein wimmernder Taehyung mir in den Weg stellte.

Ich blickte mich um. Mein Wut fiel in sich zusammen. Ich nahm den Arm herunter, der schwach an meiner Seite baumelte. In der Küche hatte ich so ziemlich alles Geschirr zerstört, im Wohnzimmer die Essgarnitur verstümmelt. Tae stellte sich vor mich, mit Tränen in den Augen. Ich sah mich immer noch verwirrt um. Das war ...ich gewesen?
"Tae..." fing ich an.
"Du hast mir Angst gemacht, Jimin" sagte er zittrig und reckte seinen Arm zu mir, zögerlich, als könnte ich ihm etwas antun. Er griff nach dem Stuhlbein und zog es mir aus der Hand und warf es zur Seite.

"Das- du hast dich nicht mehr beruhigt" sagte er tonlos.
"W-wie...?"
"Das hast du eine ganze viertel Stunde gemacht" sagte Tae und sah mich an.
"Was war los? So kenne ich dich gar nicht!"
"Ich... Ich habe schwarz gesehen. Nur der Gedanke daran, dass er die ganze Zeit in deiner Nähe war, lässt mich verrückt spielen. Ich konnte dich nicht mal beschützen! Ich will nicht, dass er dir etwas antut. Ich will dich nicht verlieren, Tae..." rief ich verzweifelt. "Ich kann so ein Leben nicht wieder durchmachen. Du stirbst und alles beginnt von vorn. Und daran ist nur Jungkook schuld. Am liebsten würde ich zu ihm gehen und..." ich brach ab, weil 1. ich schon wieder einen Schrei loswerden musste und 2. wir immer noch auf Hawaii waren. Er hatte Tae's und mein Leben in den Händen, hatte über alles Kontrolle. Er hatte uns ein normales Leben verwährt.

Taehyung nahm meine Hände. Sie waren wie immer angenehm kühl. Er sah mir tief in die Augen und nahm mich in den Arm. Er drückte mich fest an sich, als wollte er mich vor etwas schützen. Nach einiger Zeit hörte ich mich schluchzen. Ich wollte doch nur, dass es Tae gut ging, und ein normales Leben mit ihm. Und jetzt war Taehyung eine tickende Zeitbombe. Um die Zeit war er in den letzten Leben gestorben.

"Jimin, wir werden dem ein Ende setzten. Ich verspreche es. Es wird seine Zeit dauern, aber wir werden es beenden. Ich weiß zwar nicht, aber es muss einen Weg geben..." flüsterte Tae in unsere Umarmung. Meine Tränen fielen auf seinen nackten Rücken, wir hatten beide nur Hosen an.
"Tae, vielleicht ist es zu spät, aber ich wollte mich entschuldigen..." fing ich an.
Tae löste sich von mir.
"Warum?"
"Dafür, dass wir hier sind. Für den Fluch, der war meine Schuld. Dafür, dass du so oft, zu oft, gelebt hast, dass du zu oft sterben musstest. Ich- nur ich bin daran Schuld. Hätte ich vor 500 Jahren das nicht alles angefangen, wären wir nicht hier". Ich hatte mich in dieser langen Zeit noch nie so schuldig für das alles gefühlt.

Tae sah mich überrascht an.
"Jimin, das ist doch nicht deine Schuld. Jedenfalls warst du es nicht allein. Du hast um mich, deinen Seelengefährten, gekämpft, um deine große Liebe. Und du bist über die Jahrhunderte an meiner Seite geblieben. Ich kann mir keinen anderen vorstellen, mit dem ich das durchgemacht hätte. Du bist unglaublich stark geblieben und solltest es auch jetzt, besonders jetzt, sein. Wir müssen einen Fluch brechen!" sagte Tae und lachte am Ende. Auch ich musste schmunzeln, wenn auch unter Tränen.
"Ich kann mir auch keinen besseren Seelengefährten vorstellen" hauchte ich.
"Saranghae, Jimin" sagte Taehyung.
"Na... Nado saranghae, Taehyung!" Ich sah ihn an, er lächelte. Und er hatte recht: wir mussten einen Fluch brechen! Wir mussten uns der Person, die dies alles über uns gebracht hatte, stellen. Und diesmal mussten wir gewinnen. Ich drückte Tae an mich und spürte auch seine Tränen auf meinem Rücken. Wir waren beide sehr erschöpft. Arm in Arm schliefen wir im Himmelbett des Bungalows ein.

Am Morgen wachte ich auf, Tae lag neben mir. Ich beobachtete, wie sich seine Augen unter seinen Lidern bewegten. Besah mir sein ganzes Gesicht, seinen Körper. Er war wunderschön. Seine haselnussbraunen Haare fielen in leichten Wellen über sein Gesicht und verdeckten halb seine Augen. Sein Mund war leicht geöffnet und ich horchte auf seinen Atem. Schmerzlich wurde ich mir bewusst, dass das alles bald vorbei sein könnte. Wieder rann eine Träne über meine Wange. Wie hatte ich dieses Heulen satt!

Ich stand leise auf und fing an mich vorzubereiten. Auf alles. Ich übte neue Schutzzauber und schrieb mir eine Liste mit Dingen, die Tae noch machen müsste. Wenn wir wieder zu Hause waren, würden Tae und ich uns Jungkook und seinem Helferchen Yoongi gegenüber stellen. Taehyung musste den perfekten Zeitpunkt herausfinden und ich musste mich auch auf alles gefasst machen. Wir würden dem allen hier ein Ende setzten und endlich normal leben! Ich musste ein paar Besorgungen machen und Tae so oft wie möglich in die Zukunft sehen und jedes Zeichen beachten. So wie ich sie kannte, waren mit Yoongi und Jungkook nicht zu spaßen. Yoongi war gnadenlos, ich konnte mir gar nicht vorstellen, die ganze Zeit mit ihm befreundet gewesen zu sein, und Jungkook hatte unglaubliche Kräfte. Aber ich wusste nicht, das auch unsere Kräfte gewachsen waren...

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Das Ende naht! Danke für 100Reads!
Das Schreiben macht mir wirklich Spaß und ich könnte mir vorstellen, noch andere FF's zu schreiben. Danki an alle Leser!
Bb ~Sophie

The Boy in my Dreams {VMIN}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt