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Als wir diesen Nachmittag wieder Zee besuchten, wusste ich gar nicht wirklich, wie ich mich jetzt Hunter gegenüber benehmen sollte.

Also versuchte ich die ganze Zeit Zee abzulenken, um mich selbst abzulenken.

Normalerweise hätte sie wohl bemerkt, dass etwas nicht stimmte, aber sie war ganz seltsam drauf.

Laufend stopfte sie Eis in sich rein und fing an zu weinen. Dann wurde sie wütend und ... na ja, sie hatte auf jeden Fall Stimmungsschwankungen.

Aber das war schon ok, dafür hatte man ja beste Freunde.

Hunter warf mir immer wieder kurzr Blicke zu und versuchte sich durchgängig in meiner Nähe zu halten.

Und das hilft mir gerade kein bisschen!

Als wir schließlich gingen, weil Zee ungestört weiter was-auch-immern wollte, musste ich wieder mit Hunter mitfahren.

"Ich sollte wohl mal nach Hause", murmelte ich, als das Auto sich in Bewegung gesetzt hatte.

Hunter warf mir einen kurzen Blick zu. "Ok, sagst du mir die Adresse?"

Er klang beinahe gleichgültig. Wieso regte mich das jetzt so auf?

Aus zusammengebissenen Zähnen zischte ich sie kurz.

Dafür bekam ich einen verdutzten Blick zu geworfen.

Pfft. Sollte der doch denken, was er wollte!

War ja nicht mein Problem!

Als er endlich anhielt, stieg ich mit vor der Brust verschränkten Armen aus und stampfte auf die Haustür zu.

Das Auto meines Vaters stand in der Auffahrt. Und die Haustür ... war offen?

Seltsam.

Da hörte ich hinter mir eine Autotür zuknallen. Als ich mich verwirrt umdrehte, entdeckte ich Hunter, der auf mich zugelaufen kam.

Was sollte das jetzt bitte wieder?!

Kaum war er neben mich getreten, ertönten aus dem Haus laute Stimmen.

Vorsichtig trat ich ein.

Hunter folgte mir und blieb dann hinter mir stehen, als ich abrupt stehen blieb.

Meine Eltern standen mich gegenüber und schrien sich gegenseitig an.

"Ach ja?! Was hast du denn jemals getan, Alejandro?!" Meine Mutter klang fast schon hysterisch.

"Zumindest mehr als du!", brüllte er zurück. Wenn mein Vater sauer war, klang sein spanischer Akzent immer gleich viel ausgeprägter.

Aber da meine Mutter sich weigerte, Spanisch zu können, brüllte er natürlich nicht auf Spanisch.

"Ach wirklich ja?" Jetzt klang sie plötzlich täuschend sanft. "Und wieso bemerkst du dann nicht einmal, wenn deine Tochter keine Anforderungen erfüllen kann!" Zum Schluss hin fing sie wieder an zu kreischen.

¡Dios mío!

Vorsichtig legte Hunter eine Hand auf meine Schulter, als mein Vater wieder zurückbrüllte, dass ich keinerlei Anforderungen erfüllen müsse.

"Vielleicht sollten wir lieber gehen." Er klang ungewöhnlich sanft.

"Wieso?", fragte ich und sah kurz über meine Schulter hinweg zu ihm.

Als er in meine Augen sah, holte er scharf Luft und schlang dann die Arme um mich.

Was war denn jetzt schon wieder los?

Erst als ich mir mit der Hand genervt eine Strähne aus dem Gesicht strich, bemerkte ich die Tränen, die mir wohl seit geraumer Zeit übers Gesicht liefen.

Mierda.

best wishes, CamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt