eins

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love will tear us apart - joy division
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"hey mom.", sagte ich und hauchte ihr ein kuss auf die wange. nun liegt sie schon vier wochen hier im krankenhaus und keine besserungen hat sich an ihr gezeigt. "es ist so schön dich zu sehen baby", sie lächelt mich an und versucht möglichst stark zu wirken.

"wie geht's dir denn heute", frage ich sie und lasse mich langsam am bettende nieder. "ich glaube es wird besser, ich konnte heute sogar zwei äpfel essen.", stolz drückt sie meine hand. ich lächle sie breit an und erwidere ihren druck, natürlich nicht zu fest, ich will sie ja nicht verletzen. "wie lief die schule, und wie geht es jerry?", fragt sie und richtet sich leicht auf in ihrem bett.

jerry ist mein cousin, mit dem ich auch zusammen wohne, da meine mom wie bereits erwähnt momentan nicht zu hause sein kann. sowas wie einen dad habe ich nicht, ich habe ihn nie kennengelernt und das verlangen danach dies zu ändern hält sich sehr in grenzen. "ach..", ich hole kurz luft und fahre mir durch die haare, "jerry geht es soweit gut, denke ich. ich rede nicht besonders viel mit ihm, aber er macht einen glücklichen eindruck.", sage ich und schaue ihr dabei nicht in die augen.
ich kann menschen nicht in die augen sehen, das fällt mir schwerer als von einem hochhaus zu springen.
"das freut mich doch zu hören!", sagt sie und hört noch immer nicht auf zu lächeln. "also in der schu-", ich werde unterbrochen von einem klopfen an der tür.
"ja bitte?", ruft meine mutter schwach.

herein kommt ihr arzt und lächelt uns beiden freundlich zu. ich erhebe mich um ihm die hand zu geben. "schön dich wiederzusehen edward!", begrüßt er mich und streckt seine hand aus. "freut mich auch dr. brown", erwidere ich mit einem höflichen lächeln und gebe ihm die hand. "ich müsste deine mom nun mitnehmen, es geht jetzt in die gruppentherapie lyss.", sagt er erst an mich gewendet und am ende des satzes deutet er auf meine mom. "kein problem", gebe ich nur von mir und umarme meine mom noch mal zum abschied.
"bis morgen ed", sagt sie und streichelt meine hand.
"bis morgen mom".

als ich die tür ihres zimmers hinter mir schließe, atme ich einmal tief durch und gehe dann den grell beleuchteten gang des krankenhauses hinunter. ich drücke den knopf für den fahrstuhl und ein leises bling ertönt als er ankommt und schleppend die türen aufgehen. im fahrstuhl steht eine alte dame und ein mädchen, das etwa in meinem alter sein musste.

die dame kenne ich, da ich so ziemlich jeden in diesem krankenhaus kenne, doch das mädchen habe ich noch nie zuvor hier gesehen. ihr blasses gesicht und ihre auffällig dürre figur sehen schon fast gespenstisch aus. als sie merkt wie ich sie mustere räuspert sie sich und sieht mich fragend an. schnell wende ich den blick von ihr und widme mich mrs. winter, der alten dame.

"guten tag.", sage ich freundlich.
erschrocken sieht sie mich an, und ich kann erkennen, wie sie eine weile braucht um mein gesicht zu regristieren. als sie jedoch so weit ist, strahlt sie mich an. "edward, wie schön dich heute wieder zu sehen. geht es deiner mom schon besser?", fragt sie mich langsam und schenkt mir ein warmes lächeln, während sie merklich versucht meinen blick aufzufangen. "ja, ich denke sie macht fortschritte.", gebe ich knapp von mir und schaue auf den boden.

endlich kommt der fahrstuhl im erdgeschoss an. ich steige aus und winke mrs. winter noch einmal zu. das mädchen steigt ebenfalls aus, geht aber mit schnellen schritten den flur entlang und verschwindet in einem der zimmer.
ich begebe mich aus dem krankenhaus und mache vorher noch meine jacke zu.
kalte luft strömt mir von draußen entgegen. mein handy vibriert in meiner tasche:

[jerry]: kommst du nach hause?
ich: bin auf dem weg.

ich stecke mein handy zurück in meine hose und ziehe gleichzeitig eine zigarette heraus, die ich mir gleich darauf anzünde und gierig daran ziehe. gemütlich schlendere ich die straße bis zu meinem geparkten wagen hinunter. er ist nichts besonderes, ich teile ihn mit jerry und meinen ganzen anderen cousins. ich schließe ihn auf und schalte den motor an.

zehn minuten später rolle ich in unsere winzige einfahrt und steige aus.
aus unserem schäbigen haus, in dem wir zu acht leben, dröhnt laut joy division raus. ich muss leicht grinsen und schließe die tür auf.
polly meine tante kommt sofort auf mich zugelaufen und umarmt mich schnell, geht dann aber direkt wieder in die küche, in der auch meine cousine esme und mein cousin toby sitzen.
im wohnzimmer spielen mein onkel martin und meine halbschwester nova schach.
sie ist 7 und stammt von dem ex meiner mom.
ich gebe ihr einen kuss auf den haaransatz und nehme meinem onkel die kippe aus der hand, ziehe einmal daran und gebe sie ihm wieder. "na ed, wie geht es lyss?", fragt er und schaut nichtmal auf. "ganz gut, sie hat schon bisschen mehr gegessen.", sage ich beiläufig und lasse mich auf die zerschlissene couch fallen.

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rückmeldungen sind immer erwünscht!

start: 4.8.2017
ende: ?
uploads: sonntags und donnerstags (kann auch variieren)

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