Kapitel 1.2

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 Als die Gestalt näher kam, sah ich die Sommersprossen und die kleinen Augen. Unwillkürlich fing ich an zu grinsen. Will.

"Na meine Schöne.", begrüßte er mich hämisch. Seine Haare waren verwuschelt und er trug einen Lederbeutel mit sich. Ich streckte die Zunge raus. Will ist mein bester Freund. Seit wir Kinder waren, sind wir immer zusammengewesen. Wir gehen durch dick und dünn. Immer. "Hallo, du Ratte." 

Er kicherte, wie ein Mädchen.

"Wann kommt denn endlich der Stimmenbruch der Dame?", hakte ich nach.

Er schubste mich zur Seite und ich sah ihn hämisch an. "Komm schon, du musst zugeben, er ist schon da." Er zeigt mit seiner Hand auf seinen Hals. "Da ist was männliches."

Sofort prustete ich los, weshalb er mich ärgerlich anschaute. Ich boxte ihn in dem Arm  und wandte mich zu Florella. Sie war immer noch total baff von meinem Geschenk. Will räusperte sich. "Was ist denn mit der los?" Grinsend richtete ich meine Augen zu ihm: "Tja, sie durfte meine Barmherzigkeit spüren. " Will hob die Braue. "Du und gütig?" 

Ich funkelte ihn wütend an. "Ja, ich und gütig. Ein Problem damit, Hakennase?" Lachend hob er die Hände und schüttelte den Kopf. Einige Sekunden blieben wir so, bis Will mich flüsternd fragte: "Kommst du noch heute?" Ich blieb erstarrt und nickte sofort. Ein schiefes Lächeln machte sich auf dem Gesicht breit. "Gut, denn meine Schwester schwimmt nicht gerne allein." Da stimmte ich ihm zu.

Will hatte eine vier Jahre jüngere Schwester, die viel Zeit im Wasser mit mir verbrachte. Ich hatte ihr das Schwimmen beigebracht. Sie ist  jedoch einmal fast ertunken, als sie sich alleine versuchte. Hätte ich sie nicht getroffen, wäre sie nicht mehr am Leben. Nach einer Zeit hatte sie sich geweigert auch nur in die Nähe des Wassers zu gehen,  weshalb Will und ich alles taten, um sie zu überzeugen. Es war schwer sie zu überreden, aber das war es Wert. Jedoch wollte sie nicht alleine sein. Seit dem schwamm sie nur noch mit mir. 

Ich schaute zu Will, der immer noch verwundert Florellas Fröhlichkeit beäugte. "Kommst du dann auch?", fragte ich. Er zuckte mit den Schultern. "Wahrscheinlich nicht, aber bestimmt ein anderes Mal. Das wird nämlich nicht das Letzte mal sein, nicht wahr?"



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