Kapitel 2.3

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Ich spürte die kühle Nachtbrise, wie sie meine kalten Wangen und Hände streichelte. Beth und ich trabten schon eine Weile und ich wusste, dass es noch ein wenig dauern würde, bis ich zum Hafen gelangte. Wenn ich mich nicht irrte, sollte das nächste Schiff bald ablegen und es würde mich auf jeden Fall mitnehemen. Ein paar Sonnenstrahlen fingen an, den Horizont zu überqueren, während ich über den Kieselweg das weite Meer riechen konnte. Mir blieb nicht viel Zeit. Mit einem "Hüha" beschleunigte Beth ihr Traben und stieg um zu rennen. Immer näher und näher kamen wir durch den Markt und dann zum Hafen. Meine Adern waren voller Adrenalin gepumpt, ich konnte meine Aufgregung und Angst nicht unter Kontrolle halten. Ich spürte die Euphorie und die Furcht zugleich. Bald, bald kam ich an.

Mit einem befehlhaberischem Ton brachte ich Beth dazu, langsamer zu werden und zu stoppen. Jetzt bewegte sie sich nur noch im Schritttempo und blieb stehen, als ich sie leicht an den Zügeln zog. Mein Augen betrachteten den Morgentrudel. Viel war noch nicht los, dennoch  wusste ich, dass das nicht lange halten würde. Ich stieg behutsam ab und ging zu einem großen Schiff mit vielen Menshcne zu. Ein Mann, wahrscheinlich der Kaptain des Passagierschiffes, deutete mit einer Handbewegung darauf, dass ich anhalten sollte. Ich vergrub mein Gesicht so gut, wie ich konnte und blieb vor dem Mann stehen. 

"Was willst du Knabe?", fragte er müde und mürrisch zugleich.  Mit meinem Kopf zeigt ich aufs Schiff.

 "Könnt ihr mich mitnehemen?" 

Der Kaptain sah mich misstrauisch an. Mist. Hoffentlich war meine Stimme nicht zu hoch. Ich räusperte mich. Der Kaptain zuckte mit den Schultern. 

"Weißt du überhaupt, wo die Reise hingehen soll, mein Junge?" 

Innerlich führte ich einen Freudnetanz auf. Ja, werter Herr, ja das wusste ich. Mit einem Nicken beantwortete ich seine Frage. 

"Wenn das so ist, sehe ich keinen Grund, dich hierzulassen, außer du willst dich nicht von deiner Stute trennen."

 Ich schüttelet den Kopf und betrachtete Beth. Sie war mir so ein treues Pferd gewesen, aber ich wusste, dass sie mir meine Reise nur erschweren würde. Ich konnte sie nicht mitnehmen. Schmerz und Traur weigerten sich über meine Entscheidung, ber ich musste schnell und rational denken oder meine Freiheit verwandelte sich in ein wenig Freizeit, wenn meine Mutter die Antwort aus mir herausprügeln würde.

"Für die Überfahrt biete ich ihnen meine reinrassige Stute an, wenn es recht ist." Verblüfft über mein Angebot starrte er mich  an. 

"Du willst mir eine reinrassige Stute als Bezahlung geben, dafür, dass ich dir eine Überfahrt  leiste?" Ich schüttelte den Kopf. "Nur wenn Sie mir auch ihr Wohlergehen versprechen und mir zehn Goldmünzen zur Verfügung stellen, sowie Narhung bereitstellen. Dann bekommen Sie auch die Ausrüstung." Immer noch starrte er mich ungläubig an. Das Brüllen eines Mannes, das zum Startzeichen andeutete, riss ihn aus seiner Schockstarre. Benommen über mein Angebot nickte er jedoch  und überreichte mir zehn Goldmünzen, sowie ein Ticket.

 "Dein Essen kriegst du während der Überfahrt."

Ich dankte ihm und wandte mich zu Beth. Kurz schloss ich die Augen und legte meine Stirn gegen ihre. 

"Danke", hauchte ich ihr entgegen und küsste sie auf den Nüstern. Mit einer Handbewegung überreichte ich dem Kaptain die Zügel und drehte mich zum Schiff. "Sie gehört ihnen, aber versprechen Sie mir kein Sterbenswörtchen über das Pferd an irgendjemanden zu geben, bitte ja?" Ein kurzen Nicken und ich ging ab.

Wieder brüllte der Mann, dass das Schiff abfahrbereit war. Ich stieg hastig an Bord und machte es mir zwischen den Menschen bequem. Langsam fing das sSchiff an, sich zu bewegen und endlich war ich kurz davor meine Heimat zu verlassen und das Fetsland zu erreichen. Nach einer Zeit verscwand der Hafe und ich atmete erleichtert auf -ich konnte mich noch so gerade halten-, als ich vor Erschöpfung die Wand runterschlitterte und einschlief.

Irgendetwas stieß mich an, weshalb ich die Augen stöhnend aufschlug. Ein großer schlanker Mann hielt mir stumm eine Schüssel mit etwas hin. Ich bedankte mich und versuchte dieses Etwas zu identifizieren. Es sah aus wie Haferschleim, aber ich könnte mich nie daran erinnern, sowas... ekliges gesehen oder gegessen zu haben. Ich senkte meinen Kopf, um es zu beschnuppern, was eindeutig ein Fehler. Das stank ja nach totem Fisch! Verstand der Kaptain das etwa als Essen? Angeekelt stellte ich die Schale so weit wie möglich von mir entfernt.  Den Kopf an der Wand und den Hut in meinem Gesicht verschaffte mir einen Ausblick auf die anderen Leute. Es waren einfache Menschen, die sich wahrscheinlich nicht darum scherten, wie sie aussahen. Mein Blick blieb bei einer dreiköpfigen Familie mit wenig Gepäck hängen. Der alte Mann starrte erschöpft Löcher in die Leere, während sich die Frau mit dem Kind beschäftigte. Den Stress konnte man förmlich an ihrem Gesicht sehen. Das Kind jedoch schien sich keine Sorgen zu machen und machte sich über den Haferschleim her. Sofort schoss meine Hand vor dem Mund hoch und mein Magen fing an zu krampfen, denn das Kind aß es in genuss. Ich schluckte, was wieder ein Fehler war, denn ich fühlte mich noch schlechter, als zuvor. Gott, wie konnte sie es nur genießen?

Den Rest der Zeit verbrachte ich mit Magenschmerzen und dem Anstarren von anderen Menschen. Eine Glocke riss mich aus meiner Trance und ließ alle Menschen aufsehen. Sie drehten sich alle in eine Richtung und schauten mit Freuden auf das Meer. Ich erhob mich, sah in dieselbe Richtung, als auch mein Gesicht anfing zu grinsen.

Das Festland. Es dauerte bestimmt noch zehn Minuten, aber die würden auch in Sekundne verfliegen. Staunend erblickte ich die Sonne, die schon hoch am Horizont strahlt. Wegen ihr hatte ich fast den Anschein gehabt, dass Festaland würde funkeln und nur so auf mich warten.

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