Kapitel 7

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,,Rhaenys…“, schwach drang ihr Name über seine Lippen, ehe der junge Prinz das Bewusstsein verlor. Sein Körper sackte gegen den ihren, und Rhaenys stieß einen erschrockenen Schrei aus. „Tristan!“ Vorsichtig drehte sie sich einmal auf dem Pferderücken um und schlang die Arme um ihm, damit er nicht von der jungen Stute kippte. „Tristan!“, ihre Stimme zitterte. „Bitte bleib bei mir, denk an deine Familie…“ Zitternd legte sie die Hand auf seine Brust. Sein Atem ging wieder sehr flach und schnell, er könnte jederzeit aussetzen. Sie drehte ihren Kopf in Richtung des Hauses, die Arme noch immer um den bewusstlosen Tristan geschlungen. „Bitte helft uns! Er braucht dringend Hilfe…Bitte!“ Die Tür blieb zunächst geschlossen, dennoch vernahm sie eine Bewegung an einem der Fenster. Im nächsten Moment öffnete sich die Tür und ein junger und ein älterer Mann traten heraus. Schnell erkannten sie, dass von der jungen Frau keine Gefahr ausging, bevor sie zu ihnen geeilt kamen. „Junge Frau, wie können wir euch helfen? Was macht ihr in diesem Teil des Waldes? Es geschieht nicht alle Tage, das wir hier zwei Menschen entlangreiten sehen.“ Rhaenys steckte die Angst noch immer in den Knochen, während sie schnell antwortete: „Ich werde euch alle Fragen beantworten so gut ich kann, doch bitte helft vorher meinem Begleiter. Er ist schwer verletzt und nicht bei Bewusstsein.“

Eine ältere Frau mit einem freundlichen Gesicht kam in diesem Moment mit einer Trage unter dem Arm zu ihnen geeilt. „Jared, hilf deinem Vater den jungen Mann nach drinnen zu bringen, ich werde mich um ihn kümmern. Habt keine Angst Mylady, ich bin gewandt in der Kunst des Heilens.“ Mit zitternden Beinen stieg Rhaenys von der Stute, musste sich jedoch an der Stute festhalten um vor Erschöpfung nicht umzukippen. „Ganz ruhig Rhaenys, einatmen und ausatmen, es wird alles gut. Tristan ist in Sicherheit, er wird nicht sterben. Eine Frau darf nicht  schwacher wirken als sie ist.“ Warum dachte sie in diesem Moment an eine der Weisheiten ihrer Tanten?

Langsam beruhigte sich Rhaenys Kreislauf wieder. Nun wandte sie sich der Frau zu, die noch immer auf der Wiese vor ihrem Haus stand und sie besorgt anblickte. „Ich danke euch dafür, dass ihr euch um meinen Begleiter kümmert. Ich habe nur leider nichts, was wir euch als Dank schenken könnten…“ , doch die Frau winkte ab. „Kommt erst einmal mit mir herein, ich erwarte nichts dafür, das ich einen jungen Mann vor dem Tod bewahre. Ich habe mich als Heilerin ausbilden lassen, um anderen Menschen zu helfen, das ist meine Bestimmung.“ Sie lächelte freundlich und deutete Rhaenys an, mit ihr hinein zu kommen. „ Ich habe sicher noch ein Kleid von meiner Tochter, was ihr anziehen könnt. Sie war ebenso zart wie ihr.“

Das kleine Haus war zwar einfach, und doch liebevoll eingerichtet. Linkerhand der Tür befand sich eine offene Küche mit einem Ess- und Wohnzimmer, rechts ging ein Flur mit mehreren Türen ab. Die ältere Frau brachte sie in eines der Zimmer. Es musste einst ihrer Tochter gehört haben, Rhaenys erkannte es an dem kleinen Frisiertisch und dem alten Puppenhaus. „Probiert dieses Kleid an, meine Liebe. Ruht euch dann ein wenig in diesem Bett aus, ihr seht sehr erschöpft aus. Ich kümmere mich um euren Gefährten.“ Dankbar nickte Rhaenys ihr zu, hielt jedoch noch kurz inne. „Darf ich euren Namen erfahren, gütige Frau?“ Sie lächelte und nickte. „Nennt mich Ellara.“ Dann schloss sie die Tür. Rhaenys schälte sich aus ihrem schmutzigen Kleid und zog stattdessen das Kleid von Ellaras Tochter an. Mit der Bürste kämmte sie mehrere Male durch ihr Haar und legte sich dann in das weiche Bett.

Bereits einige Minuten später war sie eingeschlafen. Sie träumte weder einen guten noch einen bösen Traum, sondern schlief ruhig und ohne jegliche Störungen. Ihr war die Last und Angst ein Stück abgenommen wurden, man würde sich hier bis zu Tristans Genesung um sie kümmern.

Sie schlief den ganzen Tag und den darauffolgenden halben Tag durch, ohne einmal wach zu werden. Später konnte sie sich nicht erinnern, jemals so lange so traumlos und ruhig geschlafen zu haben. Als sie am nächsten Nachmittag jemand sanft an der Schulter rüttelte, öffnete sie verschlafen die Augen und blickte…in die schönsten dunkelbraunen Augen die sie jemals gesehen hatte. Erschrocken über ihren intensiven, gold-grünen Blick, trat er einen Schritt zurück. „Meine Mutter bat euch nachzusehen, ob ihr jemals wieder aufwacht. Bitte entschuldigt, ich wollte euch nicht erschrecken.“ Rhaenys gähnte damenhaft hinter vorgehaltener Hand und setzte sich dann auf. „Bitte nenn mich nur Rhaenys. Wie…lange habe ich geschlafen?“ Sie hatte jegliches Gefühl verloren, welche Tageszeit gerade sein mochte. „Beinahe anderthalb Tage. Euer Begleiter hat nach euch gefragt.“ Nun war die junge Frau wach. „Er ist wach? Kann ich zu ihm?“ Beides bejahte der junge Mann, während sie aufstand und ihr Haar aus dem Gesicht strich. Er zeigte ihr den Weg zu dem Zimmer, in das sie Tristan gebracht hatten. Leise öffnete er die Tür, und sie trat hinein. Im Zimmer war es dank eines Kamins sehr warm. In einem Bett nahe dieses Wärmespenders lag er auf dem Bauch, den Kopf zur ihr gedreht. Leise trat Rhaenys an das Bett und kniete sich davor. Durch die geschlossenen Lider konnte sie seine ozeanblauen Pupillen nicht sehen. Ein leichter Schweißfilm lag auf seiner Stirn, doch sie konnte hören wie gleichmäßig sein Atem ging. Auf dem kleinen Tisch neben ihr standen einige kleine Tinkturen, Tücher, Wasser, doch auch einige Kräuter waren darauf zu finden. „Tristan?“ Ihre Stimme war nur ein Flüstern. ,,Vielleicht schläft er auch…ich sollte ihn nicht wecken. Er hat wahnsinnig viel durchgemacht, warum wird mir das erst jetzt im vollkommenen Ausmaße bewusst? Er war unglaublich tapfer und stark, er hat mich in den Gängen beschützt, ohne zu wissen was auf ihn zukommt und was er für Schmerzen erleiden muss. Wäre ich so stark gewesen? Hätte ich diese Strapazen über mich ergehen lassen?“

Zunächst regte er sich nicht, doch dann…seine Lider begannen zu flattern, und dann schlug er sie auf. Die ozeanblauen trafen die grün-goldgesprenkelten Augen. Es war dieser eine Moment, als sich ihre Blicke trafen und sich ein unwiderstehliches schiefes Lächeln auf seine Lippen legte. Dieser Moment, als sie sanft ihre zarte Hand an seine Wange legte.

Dieser Moment ändert ihr beider Leben von Grund auf für immer.

||Inspirierndes Lied dazu –„ heart to heart“ James Blunt||♥

If you need a hand to hold
I’ll come running, because
You and I won’t part till we die
You should know
We see eye to eye, heart to heart

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Dies ist ein etwas ruhigeres Kapitel, was sagt ihr dazu?

Über Votes und Kommentare würde ich mich total freuen.

XO, FlowersInOur_Hair

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