Kapitel 8

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Die Zeit schien plötzlich stehen geblieben zu sein. Seine Augen, so tiefblau und wunderschön, betrachteten sie aufmerksam. Sie spürte die kleinen Bartstoppeln an seiner Wange, konnte den Geruch riechen, den Männer nach dem Aufwachen verströmten. Er sah noch immer erschöpft, und doch nicht mehr so krank aus, wie sie sein Gesicht in Erinnerung hatte. Was geschah in diesem Moment zwischen ihnen? Was war das für eine Verbindung, die sie plötzlich zwischen ihnen spürte? Sie konnte ihren Blick nicht von seinem Gesicht abwenden. Langsam wanderten ihre Augen über seine sanft geschwungenen Augenbrauen zu seinen strahlend blauen Augen bis zu seinem wohlgeformten Mund. Langsam nahm sie ihre Hand von seiner Wange und fuhr lächelnd die Konturen der Wangenknochen und seiner Oberlippe nach. Ihr Kopf näherte sich seinem, ganz langsam, ohne das sie den Blick von ihm abwandte. Sanft kitzelten sie seine Bartstoppeln, als sie ihre Lippen auf die seinen legten. Zunächst vorsichtig, dann intensiver erwiderte er ihren Kuss. Mit der einen Hand strich er über ihre Wange, sanft und zärtlich. Sie schloss ihre Augen und genoss diesen Moment, doch plötzlich…

„Nein…nein,nein,nein…ich kann das nicht.“ Zutiefst durcheinander wich sie von seinem Bett. Ihr eigenes Verhalten erschreckte sie zutiefst. Sie kannte diesen Mann nicht, zumindest nicht gut genug um ihm so nahe zu sein. Was würde ihre Familie dazu sagen?

Tristan blickte zu ihr hinauf, ebenso verwirrt wie sie. „Es tut mir leid…“, im nächsten Moment drehte sich das schöne Mädchen um und lief aus dem Zimmer. Den Gang entlang und aus dem Haus. Ihre Gedanken schienen ohne einen Sinn in ihrem Kopf zu kreisen. Dieser Kuss, er hätte nicht sein sollen. Das spürte sie instinktiv.

Vor ihrem inneren Auge sah Rhaenys immer wieder seine schönen Augen. Er schien so verwirrt. Über ihr Verhalten, doch das wäre sie auch.

Rhaenys wusste nicht wohin sie gelaufen war, denn ihre Gedanken ergaben noch immer keinen Sinn. Erst das Gefühl des kühlen Nasses an ihren Füßen ließ die junge Frau aus ihren Gedanken aufschrecken. Sie hatte den kleinen Bach völlig übersehen und war mitten in ihn hineingelaufen. Sanft schlängelte sich das Wasser zwischen ihren Füßen hindurch und suchte sich den Weg zwischen das Flussbett. Es war ein wundervoller und sehr idyllischer Ort, ein klein wenig erinnerte er sie an die Lichtung. Auf einem großen Stein nahe des Baches setzte sie sich, die Füße noch immer in dem kühlenden Nass.

Eine ganze Weile saß sie so da, und beobachtete einfach nur den kleinen Bach. Die Blätter, die darauf schwammen und die Steine, die mit der Zeit langsam abgerundet wurden. Es war ein wundervolles Stück unberührte Natur, und selbst wenn sie selbst schon lange tot sein würde, würde es diesen Fluss noch geben.

Langsam begannen sich ihre Gedanken zu lichten.

„Dieser Kuss, so etwas habe ich noch nie gefühlt. In diesen Augenblicken schienen alle Sorgen und Probleme von mir abzufallen. So als…hätte es sie nie gegeben. Ich wusste bisher nicht, dass ein einziger Mensch so etwas bei mir hervorrufen könnte. Seit Mutters Tod habe ich mich immer so …leer und ohne jegliche Chance gefühlt, jemals so etwas spüren zu dürfen.

Was wird er jetzt nur denken? Für ihn muss es wie eine klare Zurückweisung ausgesehen haben. Doch das war es nicht…nein, das war es ganz und gar nicht. Hervorragend Rhaenys…wenn ich mir diese Szene noch einmal durch den Kopf gehen lasse, dann hätte ich an seiner Stelle wohl genauso gedacht.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 15, 2014 ⏰

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