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"Du siehst gestresst aus, Harold." Ich ziehe die Luft scharf ein und kneife die Augen zusammen. "Nenn mich nicht so. Ich bin nur hier, um dir eine Frage zu stellen. Nur eine Frage, dann gehe ich wieder." Ein fieses Grinsen legt sich auf diese unglaublichen Lippen und er steuert langsam auf mich zu. "Dann frag mich, Harry." Erst kurz vor mir kommt er zum Stehen. Er sieht an mir hinab und dann wieder zu mir auf. Seine Lippen stehen einen Spalt offen. Geschickt öffnet Louis meinen Mantel und schiebt seine Hände darunter. Dann packt er meine forderen Gürtelschlaufen und zieht mich noch näher. Ich spüre seinen minzigen Atem und höre mein Herz, das mir bis zum Hals schlägt. Ich bin schon wieder nicht fähig einen klaren Gedanken zu fassen. Alles, was ich spüre, sind die Hormone, die sich bemerkbar machen. Ich schlucke kräftig.

"Was ist los, Harold? Habe ich dir die Sprache verschlagen?" Seine Frage ist kaum mehr als ein Flüstern. Seine Stimme ist so einzigartig, ich kann kaum glauben, dass es echt ist. "Hast du den Mann entführt?", frage ich leise, doch meine Stimme bricht. "Du weißt es doch schon, sonst wärst du nicht hier." Seine Antwort lässt mich entgültig erstarren. Ich trete zurück und sehe ihn so entsetzt an, wie ich nur kann.

"Du bist also doch der Täter?!"

"Harry, bitte. Schrei nicht so."

"Louis, ich erwarte von dir, dass du dich auf der Stelle stellst! Ich kann nicht glauben, dass du mich belogen hast!"

Louis legt den Kopf schräg.

"Ach ja? Und warum überrascht es dich? Dachtest du wirklich du kannst mir vertrauen?"

Aus irgendeinem Grund verletzt es mich. Ich weiß nicht warum und es ärgert mich zutiefst. Aber ich hatte gehofft es sei alles anders.

"Was willst du von mir, Louis?"

Er hebt beide Augenbrauen.

"Was ich von dir will? Das spreche ich jetzt besser nicht aus. Es passt nicht so zum Thema."

Wieder grinst er mich an.

"Du willst also nur mit mir schlafen, hab ich recht?"

"Falsch."

Verwirrt runzle ich die Stirn.

"Harry, ich will dich verdammt nochmal ficken! Seit dem Moment, in dem du durch meine Haustür gekommen bist, bin ich dein schwanzgesteuerter Sklave. Also bitte, erlös mich endlich!"

Ich starre ihn mit leeren Augen an, während seine blauen Augen aufgeregt leuchten. Dann schüttle ich den Kopf. 

"Selbst wenn ich wollte ..."

"Du willst es, Harry, du willst es!"

"... wird es nicht passieren. Ich habe dir erklärt warum. Ich werde es nicht riskieren. Und nach diesem Vorfall ..."

Louis senkt den Blick, doch seine Hände sind zu Fäusten geballt. Er atmet tief durch.

"Es tut mir leid, aber wenn du nicht zur Polizei gehst, mache ich es. Die Beweise sprechen klar gegen dich. Dieses Mal wird dich kein Anwalt der Welt freisprechen können."

Er sieht mich wieder an, doch ich drehe mich nur zur Tür. Er sagt dazu nichts mehr. Und das ist auch nicht schlimm. Denn jedes weitere Wort kann und wird gegen ihn verwendet werden. Das weiß er ja.


Am nächsten Tag nehme ich mir zwar vor zum Amt zu gehen, doch ich komme einfach nicht aus dem Bett. Um zwei Uhr nachmittags ruft Niall dann an. Ich verschweige ihm meinen Disput mit Louis vom vergangenen Abend, erkläre ihm aber, dass ich am Fall dran bin und es ziemlich gut läuft.

"Hast du dir schon eine Katze zugelegt?", fragt er, kurz bevor wir auflegen.

"Denken Sie wirklich ich habe dafür Zeit?"

The Cold Case ➳ L.S. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt