Um ihn herum war es düster und still. Bellamy schaute sich gehetzt nach allen Seiten um aber es war niemand da. Er war verwirrt. Wo war Octavia? Ihren Funkspruch hatte sie von hieraus abgesetzt und er hatte erwartet, dass der Tempel voller wütender Grounder sein würde aber da war niemand.
Was war hier los? Er musste Octavia und Kane finden. Geräuschlos und vorsichtig stieg er die Treppe des Tempels zur Straße hinauf. Schon auf halber Stecke hörte er gedämpfte Geräusche, die ihn nichts Gutes ahnen ließen. Schwertklingen, Schreie, Gebrüll und Getöse. Vorsichtig lugte er um die Ecke.
Es regnete und nur noch wenige Grounder waren in seiner unmittelbaren Nähe unterwegs. Die, die hier umherliefen, beachteten ihn nicht. Sie waren mit sich beschäftigt. Packten eilig ihr spärliches Hab und Gut, oder was auch immer sie brauchen konnten, in Säcke und Karren. Es schien als wollten die Bewohner fliehen. Aber wohin? Es gab nichts wo sie hin gehen konnten. Praimfaya würde sie erreichen. Es war also sinnlos davon zu laufen.
Im Zentrum der Stadt in Richtung Hedafeste schien es noch belebter zu sein. Von dort kamen auch die Schwertgeräusche und das Gebrüll. Es schien Chaos ausgebrochen zu sein. Männer und Frauen der verschiedenen Clans beschimpften sich. Schlugen aufeinander ein. Plünderten. Mordeten.
Bellamy hoffte das Octavia nicht mitten in der Menge war. Er war unbewaffnet und rechnete sich keine großen Chancen aus dort lebend durch zu kommen. Er musste einen anderen Weg finden. Er wollte sich gerade zurückziehen, als ihn schon ein ziemlich wütend aussehender Grounder von hinten am Kragen packte und zu Boden warf. „Teik yo ogud na wan op!" brüllte er und schwang seine Klinge in Bellamy's Richtung. Er reagierte rasch. Rollte sich geschickt zur Seite und stieß mit voller Wucht gegen das Bein des Angreifers. Der Tritt hatte gesessen. Der Bereich des Knies hatte sich unnatürlich verformt und der Grounder fiel schreiend zu Boden. Bellamy nutze die Gelegenheit. Schnappte sich die Klinge und verschwand zügig in einer dunklen Gasse.
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Octavia stand einfach nur da. Sie war bis auf die Knochen durchnässt von Regen und Blut. Sie hatten sie nicht einmal festbinden müssen, denn sie leistete keinerlei Widerstand. Die Schmerzen spürte sie nicht, denn sie war innerlich leer. Die Worte: „Jus drein jus daun" drangen nur dumpf an sie heran. Es war egal. Alles war egal. Sie hoffte nur, dass es bald vorbei sein würde. Sie wollte dieser bestialischen Welt einfach nur noch entgehen. Hier gab es einfach nichts, was Sinn machte. Egal wie sehr man es versuchte. Wie sehr man die Welt verändern, verbessern wollte. Sie entgegnete einem nur mit Hohn und Spott. Mit Gewalt und Grausamkeit. Der nächste Schnitt ließ sie aufstöhnen und riss sie aus ihrer Trance. Ein pochender Schmerz durchfuhr ihren Körper. Aus dem Augenwinkel sah sie wie Kane und Indra verzweifelt versuchten die Mauer aus Groundern zu durchbrechen aber sie hatten keine Chance. Es gab keinen Anführer mehr. Keine Ordnung. Keine Hoffnung.
All dass, was hier gerade geschah, war ein heilloses Durcheinander. Es machte überhaupt keinen Sinn Octavia für etwas zur Rechenschaft ziehen zu wollen für dass sie nichts konnte aber es war der letzte Strohhalm an den sie sich alle klammern konnten. Sie wollten einen Sündenbock und sie war nun mal die letzte, die ihnen falsche Hoffnungen gemacht hatte.
Octavia war bereit. Wenigstens würde sie den Märtyrertod sterben und nicht elendig an der Strahlenvergiftung krepieren oder durch Praimfaya an sich. Es war ein guter Tod. Der nächste Schnitt zwang sie in die Knie. Die Schmerzen schnürten ihr die Luft zum Atmen ab. Als sie sich ihrer Position bewusst wurde, fing sie an bitter zu lächeln. Ironie des Schicksals. Octavia musste unwillkürlich an Lincoln und seine Hinrichtung denken. Bald würde sie ihn wiedersehen.
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Im Schutz der Dunkelheit pirschte sich Bellamy immer weiter in Richtung Hedaturm vor. Auf dem Vorplatz hatte sich eine Traube von etwa dreißig Groundern gebildet. Sie grölten und gestikulierten wild umher. Verdammt. Dort würde er nicht unbemerkt vorbei kommen. Wie sollte er nur in den Turm gelangen. Ein zischendes Dröhnen riss ihn aus seinen Gedanken. Suchend schaute er in den Wolkenverhangenen Nachthimmel. War Praimfaya früher da als erwartet? Nur kalter Wind und nasser Dunst wehte ihm ins Gesicht. Sonst konnte er nichts erkennen. Auch die Grounder schauten von dem Geräusch aufgeschreckt gen Himmel. Dann erkannte Bellamy was die Grounder auf dem Vorplatz trieben. Der Schock ging ihm durch Mark und Bein. Sein Herz begann wild zu pochen. Seine Schwester kniete blutüberströmt in mitten der Menge. Das konnte doch nicht wahr sein. Ohne lange darüber nach zu denken rannte er los.
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The 100 // Beyond our Souls // Bellarke //
FanfictionDie menschliche Rasse steht vor dem Abgrund und nur ein geringer Teil kann Praimfaya im Bunker überstehen. Nur Stunden vor dem Feuersturm entfacht eine Entscheidung, eine folgenschwere Meinungsverschiedenheit zwischen Clarke Griffin und Bellamy Bla...