Dem Sturm entflammt

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Ihr Blick verfolgte das riesige Frachtflugzeug dass mit ohrenbetäubendem dröhnen, tief über Polis hinweg flog. Es würde 6 Kilometer außerhalb der Stadt landen. In einem Tal, dass ausreichend Platz für den Start und die Landung bot. Bevor Octavia wieder zurück schaute. Hinunter zu den erschrocken und verängstigt blickenden Menschen auf dem Vorplatz des Heda Turms. Die Kämpfe hatten sich weitestgehend beruhigt. Diesbezüglich hatte Gaia's Hornsignal zumindest Wirkung gezeigt. Jedoch waren weit weniger Grounder auf das Signal hin zurückgekehrt als sie gehofft hatte. Vermutlich schenkten viele den Flammenhütern keinen glauben mehr. Es hatten sich nur etwa 700 Grounder versammelt. Darunter überwiegend Familien mit Kindern. Die, die noch nicht aufgeben wollten. Die, die die Hoffnung noch nicht verloren hatten. Sie alle blickten zu ihr hinauf und warteten. Octavia schnürte es die Kehle zu. Dass sie sich jetzt in dieser Situation befand, in der Position eines Anführers, machte ihr Angst. Sie verstand nicht wie es eigentlich dazu gekommen war und zweifelte daran dieser Anforderung, dieser Bürde gerecht werden zu können. Sie war doch nur das Mädchen unter dem Boden. Das Mädchen, dass immer Still und Leise hatte sein müssen.

Wie war sie von dem Mädchen, dass nie jemand zu Kenntnis genommen hatte, plötzlich zur Heda eines ganzen, vom Aussterben bedrohten, Clans geworden.

Der Anstieg der Radioaktivität war nicht mehr von der Hand zu weisen. Man merkte es den Groundern deutlich an dass sie an den Kräften aller zerrte. Kinder quengelten. Immer wieder hörte man es Husten. Nur noch wenige Menschen waren ohne Brandblasen auf ihrer Haut zu entdecken und immer wieder übergaben sich Personen in der Menge. Die Zeit wurde knapp.

Octavia tauschte einen zögerlichen Blick mit Gaia und Indra, die sich hinter ihr postiert hatten und ihr mit einem Nicken bedeuteten die Menschen nicht länger warten zu lassen. Sie schluckte kaum merklich und ballte nervös ihre Hände zu Fäusten. Sammelte ihre ganze Zuversicht. Streckte ihren Rücken durch und fokussierte ein kleines Mädchen das in der vordersten Reihe stand. Ängstlich klammerte es sich an das Bein ihres Vaters. Sie war vielleicht 5 Jahre alt und schaute Octavia aus großen Augen an. 

„Das ist es. Der letzte Ausweg. Wir haben noch eine letzte Chance erhalten Praimfaya zu überleben. Ich weiß, die Flugzeuge machen euch Angst aber sie sind unsere letzte Hoffnung. Sie werden uns auf die andere Seite des Kontinents bringen. Dorthin wo noch keiner von euch war. Zu einem Clan, der unbekannt ist. Ich werde euch nicht anlügen... Ich habe keine Ahnung was uns dort erwartet. Ich habe keine Ahnung wie sie uns empfangen werden aber wenn dies der letzte Funke Hoffnung ist Praimfaya zu überleben, dann ist es das Risiko und die Ungewissheit allemal wert. Wenn wir das Überstehen. Wenn wir zusammen halten... Dann verspreche ich euch.... Werden wir hierher zurückkehren. Wir werden von der Asche auferstehen. Polis wird wieder auferstehen. Oso gonplei nou ste odon!"

Die Menge schwieg. Skepsis spiegelte sich auf ihren Gesichtern wieder. Ein Gefühl der Unsicherheit breite sich plötzlich rasend schnell in Octavia aus. Ihr Herz klopfte wild. Hatte sie ihren Clan überzeugt? Würden sie ihr folgen? Wollten sie überhaupt gerettet werden? Eine gefühlte Ewigkeit stand Octavia der schweigenden Menschenmasse gegenüber. Bis plötzlich der kraftvolle Ausruf einer Frauenstimme am anderen Ende des Platzes die Stille durchbrach und sie ein Echo ihrer letzten Worte über den Platz zurück hallen hörte.  Erst eines. Dann noch eins. Gefolgt von vielen weiteren.

„Oso gonplei nou ste odon!" schallte es über den Platz. Octavia atmete erleichtert auf.  Für einen Moment hatte sie die lärmende Stille an den Rand der Hoffnungslosigkeit geführt und sie an allem Zweifeln lassen, woran sie je geglaubt hatte. 

Mit einem nicken wandte sich Octavia ab und überließ Gaia das Wort, die die Grounder instruierte und ihnen letzte Anweisungen für die Evakuierung gab, bevor sich diese schwerfällig und abgeschlagen auf den Weg zum Landeplatz machten.

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