Die Geister die ich rief

196 10 2
                                    

Beständig zirpten Grillen und sie hörte das leise prasseln eines Feuers. Deutlich spürte Clarke die Wärme der Flammen auf ihren Wangen. Genauso deutlich wie sie seinen Blick spürte. Es war ihr ein so vertrautes und angenehmes Gefühl. So oft hatte sie es schon wahrgenommen. Als sei sein Blick elektrifizierend, verspürte sie ein feines knistern in der Luft, dass ein sanftes Prickeln auf ihrer Haut auslöste und ihr einen wohltuenden Schauer durch den Körper fahren ließ. Jedes Mal, wenn sie bemerkte wie Bellamy sie ansah. Clarke schlug die Augen auf. Von Tannenwipfeln umgeben lag sie an einem Lagerfeuer mitten im Wald. Das gedämpfte Licht der Flammen tauchte das nahe Umfeld in einen warmen, orangenen Schein der von der Dunkelheit der Nacht und dem funkeln der Sterne über den Baumkronen umrahmt war. Ein nahezu unwirklicher Anblick. In ihrer unmittelbaren Nähe saß Bellamy und beobachtete sie nachdenklich. Der unstetige Tanz der Flammen spiegelte sich auf seinem ernsten Gesicht wieder.

Als er Clarkes Blick bemerkte, wandte er seine Aufmerksamkeit hastig den Flammen zu, als wolle er verschleiern dass er sie gerade heimlich angestarrt hatte.

Etwas Vertrautes lag in dieser Situation.

„Das letzte Mal als ich dich gesehen habe..." begann Bellamy nach einer Weile vorsichtig. „...hast du die Bunkertür schließen lassen. Eine Waffe auf mich gerichtet und gedroht mich zu erschießen wenn ich sie wieder öffne. Der Unterschied zum dem mal davor ist nur, dass es diesmal nicht hat sein müssen. Du hattest eine Wahl Clarke. Warum hast du es erst soweit kommen lassen?"

Bei seinen Worten durchfuhr sie ein ungeahnter Schmerz bis in die tiefe ihrer Seele. Unerbittlich kratze er an ihren Gedanken. Sie musste dem umgehend Einhalt gebieten. Sie durfte nicht riskieren, dass ihre Gefühle ihren Verstand vernebelten. Sie wäre nicht Clarke, wenn sie nicht auch jetzt in der Lage wäre diesen Schmerz beiseiteschieben zu können. So wie sie es schon oft getan hatte.

Mit einem betrübten seufzen richtete sich Clarke auf und sah Bellamy bestürzt an. Die Worte die sie ihm jetzt entgegnen sollte, formten sich klar in ihrem Kopf. Sorgsam wählte sie die Worte die sie ihm jetzt sagen wollte.

Sie stand auf und lief langsam zu ihm hinüber. „Bellamy. Ich..." intuitiv strich sie sacht mit ihren Fingern durch seine weichen, dunklen Locken. Ein Funke. Clarkes Fingerspitzen kribbelten. Ihr ganzer Körper reagierte mit einem sanften Schauer auf diese unbedachte Berührung.

Ihre Worte waren auf einmal wie weggeblasen. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Es war nichts weiter zurück geblieben als das prickeln auf Ihrer Haut.

Clarke konnte ihrem rebellierenden Herz nichts entgegen setzen. Zu mächtig war die Magie des Moments. Zu weit entfernt schienen auf einmal die Sorgen und Probleme die sie noch vor wenigen Sekunden in Atem hielten. All jenes wirkte surreal im Vergleich zu dem was sie in diesem Augenblick wahrnahm. Wie Bellamy sich unter ihren Fingern anfühlte. Wie er sie ansah.

Willenlos ihren Gefühlen ausgeliefert schwang sie behutsam ein Bein über seinen Schoß und nahm langsam darauf Platz. Seinem irritierten Blick hielt sie eisern und unnachgiebig stand.

„Bellamy. Können wir einfach über etwas anderes sprechen? Wir haben beide schon Dinge erlebt und getan, die niemand in unserem Alter erlebt oder getan haben sollte und gerade dadurch habe ich etwas gelernt.

Wenn dir hier, in dieser Welt, einen schöner Moment geschenkt wird, dann genieße ihn in vollen Zügen denn so schnell dieser Augenblick der Glückseligkeit gekommen ist, so schnell wird er dir auf grausame Weise auch wieder genommen. Ich bin erschöpft Bell. Ich bin es leid für alles und jeden die Verantwortung zu tragen. Ich bin achtzehn Jahre alt und möchte mich mit anderen Dingen beschäftigen. Mit schönen Dingen, und ich denke dir geht es nicht anders also lass uns nur für einen Moment alles andere vergessen. Was war, was ist und was vielleicht sein wird. Es ist mir gerade egal. Das Leben sollte mehr beinhalten als nur den Überlebenskampf."

The 100 // Beyond our Souls // Bellarke //Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt