Was ich gedacht habe, als ich wieder in die Schule gegangen bin?
Ich dachte 'Geil. Du machst jetzt einfach einen Neustart. Lass dir von niemandem anmerken wie es dir geht. Jetzt wird alles besser'
Und mal wieder, hatte ich mich geirrt.
Ich betrat das Schulgebäude und lief langsam den Gang hinunter zu meinem Schließfach.
Natürlich spürte ich sie. Die Blicke auf mir. Ich schaute mich um, und sah wie alle anderen mich musterten. Die Gespräche verstummten und nur noch leises getuschel war zu hören.
"Was zur Hölle?!" was ich dann sah, bestätigte mir noch mal das wirklich nichts in Ordnung war.
Vor meinem Schließfach, standen gefühlt mehrere hundert Menschen...
Natürlich waren es viel weniger, aber, es sah halt echt so aus.
Sie hatten ihre Handys auf meinen Spind gerichtet und schienen Fotos zu machen.
Leider konnte ich auf den Ersten blick, durch all die Kids gar nicht sehen was es da so interessantes zu sehen gab.
Als ich allerdings näher heran ging, fingen manche an mich zu bemerken und platz zu machen. Nach und nach wurde mein Blick frei.
"Ach du scheiße..." ich musste mich selbst daran erinnern meinen Mund wieder zu schließen, der mir voller ungläubigkeit offen stehen blieb.
Meine Mitschüler sahen mich an. Ich erkannte Verachtung in ihren Augen. Aber das interessierte mich eigentlich wirklich recht herzlich wenig.
Auf meinem Schließfach war mit roter Farbe geschrieben:
Wartet nur
Weil ich so ganz vorzüglich blitze,
Glaubt ihr, daß ich nicht donnern könnt!
Ihr irrt euch sehr, denn ich besitze
Gleichfalls fürs Donnern ein Talent.Es wird sich grausenhaft bewähren,
Wenn einst erscheint der rechte Tag;
Dann sollt ihr meine Stimme hören,
Das Donnerwort, den Wetterschlag.Gar manche Eiche wird zersplittern
An jenem Tag der wilde Sturm,
Gar mancher Palast wird erzittern
Und stürzen mancher Kirchenturm!-Heinrich Heine
Natürlich. Ein Gedicht...Von einem meiner Lieblings Schriftsteller.
Der Punkt war aber, mir wurde gedroht. Und für den der sich erinnert, das klang ziemlich stark nach 'Wallflower'.
So von wegen "Ich werde das bekommen was ich will" bla bla bla.
Die einzige Frage die sich mir stellte war aber tatsächlich, ob das schon alles war..
Doch auch diese Frage wurde mir relativ schnell beantwortet.
Ein Lehrer kam vorbei und betrachtete mich, wie ich mein Schließfach anstarrte. Sein Blick viel auf die übrigen Schüler "Ja, was ist denn hier los?! Habt ihr keinen Unterricht?Ab mit euch in eure Klassen!"
Die Schüler zuckten zusammen, und einer nach dem anderen setzte sich in Bewegung.
"Und was sie angeht..." sein Blick lag nun wieder auf mir "Sie sollten wissen, dass das Beschädigung von Schuleigentum ist! Sie werden mich jetzt unverzüglich ins Rektorat begleiten"
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"Sie sagen also, das sie das Gedicht nicht an ihr Schließfach gesprüht haben?"Ich nickte "Nun...das ist ja gut und schön, aber da sie keinerlei Idee haben wer das sonst war, und genauso wenig beweise, müssen sie im Zweifelsfall für den schaden aufkommen."
Ich mochte meinen Direktor irgendwie. Er hatte ein Talent dazu, immer eine Diplomatische Lösung zu finden. Egal was du angestellt, oder wie in meinem Fall nicht angestellt hast, du wirst immer die mildere Strafe erhalten.
"Ich denke wir können uns darauf einigen, wenn sie versuchen diese Sauerei abzuwaschen. Sollte die Farbe abgehen, gibt es für sie keine Konsequenzen...Sollte das nicht der Fall sein, bitte ich sie den Schaden zu bezahlen."
"Das ist eine gute Idee. Danke, Sir" ich hielt ihm meine Hand hin, und er schüttelte sie.
"Jetzt aber mit ihnen ab in den Unterricht, Noah" ich nickte und begab mich wieder zu meinem Schließfach um meine Bücher herauszuholen.
Als ich jedoch die Metalltür aufmachte, fiel mir ein großer Briefumschlag vor die Füße.
Verwirrt hob ich ihn auf. Auf dem Papier stand weder eine Adresse noch ein Absender.
Ich machte ihn auf und holte die Sachen die darin zusehen waren heraus.
Zuerst Zwei Fotos. Sie waren im Großformat ausgedruckt und zeigten. Meine Mutter und Maya.
Auf dem Ersten Bild sah man Maya friedlich in ihrem Bett schlafend unter ihrer Rosa- Hello Kitty Bettdecke. Die Person die das Foto gemacht hatte, hatte aber nicht durch das Fenster fotografiert oder So, nein.
Die Person die das Foto gemacht hatte, stand direkt neben dem Bett.
In der unteren Ecke des Fotos sah man dann noch etwas spitzes, glänzendes. Eine Messer spitze?
Ich konnte es nicht genau erkennen. Aber auf dem Zweiten bild war es ähnlich. Meine Mutter schlafend.
Wie gelähmt, schaute ich mir den Rest aus dem Umschlag an.
Verblieben waren Zwei kästchen. In dem einen war ein USB Stick, und in dem anderen fand ich drei Haarstränen.
Eine in Platinblond, eine Hell- und eine andere Dunkelbraune.
Eine von Carter, eine von Mom, und eine von Maya.
"Omg..." flüsterte ich zu mir selber und lies die sachen zurück in den Umschlag sinken.
Diesen steckte ich in meine Tasche und knallte meinen Spind zu "Ich glaub mir wird schlecht..."
Sofort hielt ich mir die Hand vor den Mund, und sprintete förmlich zum Jungsklo auf dem ich dann erstmal eine gute viertel Stunde verbrachte.
Kann man sich wortwörtlich die Seele aus dem Leib kotzen? Ja, ich denke schon.
Später stand ich vor der großen Spiegelfront bei den Waschbecken und schaute mich an.
Ich war blasser als Sonst, Ich war hager und durch das Übergeben, waren winzige äderchen in meinem Gesicht geplatzt.
Kurz gesagt, ich sah aus als wäre ich von den Toten auferstanden.
Langsam aber sicher bröckelte meine harte Fassade. Und das war auf keinen Fall das was ich wollte, aber ich musste mir selbst etwas eingestehen:
'Wallflower' spielt ein verdammt gutes Spiel.
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Wallflower.
Mystery / ThrillerWorte, die wie Schläge sind, beenden die Stille und brechen herein über meine kleine Welt. Gelübde werden abgelegt um dann doch gebrochen zu werden. Gefühle sind intensiv, Worte sind oberflächlich. Freuden bleiben, genau wie der Schmerz und Worte we...