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Ich hielt seine Hand und spürte seinen warmen Atem auf meiner Haut.

Ich schloss für einen Moment die Augen um mir sicher zu sein, dass ich nicht träumte. Mein ganzes Leben war von einer Sekunde auf die andere umgestellt worden, aber als wir uns küssten war es so, als wäre die Zeit stehen geblieben und alles wäre für einen Moment wieder normal.

Wie gerne hätte ich diesen Moment immer und immer wieder erlebt. Aber ich hatte im Gefühl das sich mal wieder alles ändern würde. Irgendwas würde passieren.

Machte es mir Angst? Ja. Sehr große. Aber ich schätze, das was mir da Angst machte, war die Ungewissheit.

Was passiert als nächstes? Mit wem? Wann? Wo? Und wer zur Hölle ist der Täter?

Fragen die mir nicht mehr aus dem Verstand blieben. Wenigstens jedoch, fühlte ich mich in Momenten wie diesen sicher.

Leider wurden wir von etwas unterbrochen.

Mein Handy vibrierte. Das zeichen für eine Nachricht. Nun entsperrte ich den Bildschirm und musste schlucken.

Mir hatte eine anonyme Nummer per SMS ein Bild gesendet. Auf dem Bild sah man mich und Carter, wie wir uns küssten. Darunter stand ein einfacher Satz.

Einfach, aber wirksam.

'Du wirst sehen was du davon hast'

Vorsichtig lies ich mein Handy sinken und setzte mich. Auch Carter tat dies nachdem er die Nachricht gelesen hatte. "Noah...Du musst was unternehmen...das wird immer schlimmer...Der oder die Stalkt uns..." sagte er flüsternd, um sicher zu gehen das niemand außer ich ihn hörten.

Kein Wunder das man bei so was Paranoia entwickelt.

"Ich...ich hab Angst...Was wenn es dann nur noch schlimmer wird? Ich will nicht das dir oder-"

In diesem Moment klingelte mein Handy. Da es keine Anonyme Nummer war, ging ich dran.

Es dauerte keine paar Sekunden, da konnte ich ahnen was los war, und mir stiegen die Tränen in die Augen.

Am Telefon war das örtliche Krankenhaus. Sie hatten ein paar Minuten vor dem Anruf eine Frau und ein kleines Mädchen eingeliefert. Die beiden waren wohl verwickelt in einen Verkehrsunfall.

Der Mann erzählte mir dann noch das ich als Kontaktperson genannt wurde. Kein Zweifel wer die Zwei Patienten waren.

Als ich auflegte, überkamen mich meine Gefühle und meine kleine Welt, schien nun endgültig zerbrochen.

Carter hatte alles mit angehört, da ich den Lautsprecher anhatte und starrte erschrocken und fassungslos, ja fasst schon wie gelähmt auf den Boden, während er mich in seinen Armen hielt.

Ich verstand die welt nicht mehr. "Wie kann jemand einem nur sowas antun?!;"

Es war fast unmöglich für mich die Worte auszusprechen. Carter schüttelte den Kopf "Ich weiß es nicht..." sagte er dann leise.

Ein paar Minuten vergingen, und als ich wenigstens etwas aufgehört hatte zu Weinen, machten wir uns sofort auf den Weg ins Krankenhaus.

Intensivstation.

Ich konnte die Ärzte überreden Carter mit hinein zu lassen. Ich wusste nämlich nicht was ich dort ohne ihn machen würde.

Nachdem wir im Wartezimmer gewartet hatten, trafen wir auf den behandelnden Arzt "Ihre Mutter und ihre Schwester haben ein Schädelhirntrauma erlitten. Sie saßen wohl im Auto. Passanten haben dann beobachtet wie ein anderes Auto sich frontal näherte, und ihre Mutter, Vermutungen nach, beim versuch auszuweichen einen Baum erwischt hat. Wir haben die beiden nun zuerst in ein künstliches Koma versetzt, damit sich die Vital funktionen und generell der Körper wieder erholen können, und die Medikamente aktiv wirken kann. Zu der Kopf sache kommen dann noch ein paar Knochenbrüche und ein riss im Rückenmark. Allerdings können wir über die Folgen erst sprechen, wenn die anderen sachen in Ordnung sind. Fakt ist die beiden hatten sehr sehr großes Glück, und ich denke mal, sofern alles gut läuft, werden die beiden auch wieder gesund. Bei weiteren Fragen stehe ich ihnen natürlich zur Verfügung" er lächelte freundlich.

Ärzte können einem ja wirklich einen Knopf an die Backe labern wenn sie es wollen. Aber das war mir in den Moment egal.

Ich freute mich bloß noch darauf endlich zu meiner Familie zu können.

Als Carter und ich den Raum mit den zwei Betten betraten, stockte mir der Atem. Einerseits war ich verunsichert wegen der ganzen Kabel und Schläuche an die die beiden angeschlossen waren, andererseits war ich total erleichtert zu wissen, dass ihnen jetzt nichts mehr passieren konnte, vorallem aber war ich froh, dass sie wieder gesund werden würden.

Wir nahmen uns jeder einen Stuhl und setzten uns zwischen die Betten, so das wir beide gleichzeitig ansehen konnten. Ich hielt eine Hand von Maya und eine Hand von Mom. Es war beruhigend ihren Puls zu fühlen, unberuhigend, dass ihre Hände so eis kalt waren.

Ich hielt ihre Hände fest in meinen und schaute sie abwechselnd an. Carter hatte von hinten die Arme um mich gelegt, und schaffte es so mich zu beruhigen.

Dann flüsterte ich ''Es tut mir so unendlich leid..." eine Träne floss über meine Wange "Ich hätte es bestimmt verhindern können...Ich hätte etwas tun können...Aber gleichzeitig auch nicht und...und ich bin so verwirrt. Ich hätte nie gewollt das ihr da mit hinein gezogen werdet. Es tut mir ehrlich leid...."

Dann stockte ich und machte eine Pause. "Aber egal was passiert, ich werde hier sein und euch zur Seite stehen. Ich werde kämpfen. Und ich werde herausfinden wer euch das angetan hat. Zusammen sind wir stark. Und das wird auch für immer so bleiben. Weil wir eine scheiß Familie sind!"

Wallflower.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt