1. Kapitel | der Traum

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Heute ist wieder so ein Tag. So ein Tag wo ich nichts gutes an mir sehen kann. Nichts gutes am Leben. So ein Tag wo ich darüber nachdenke was das alles eigentlich für einen Sinn macht und keinen finde.
Es ist nicht so, dass alle Tage schlecht sind. Ich muss sagen, dass ich angefangen habe Fenster in meine Mauer zu bauen. Keine großen Fenster ohne Vorhänge, wo ich Leuten den kompletten Einblick in mein Leben, in meine Privatsphäre gebe sonder Fenster, durch die man einen kleinen Einblick in meine Welt und mein Leben erhaschen kann wenn man sich Mühe gibt. Solche wo ich auch immer noch schnell den Vorhang zu ziehen kann wenn ich wieder Angst davor bekomme und Anzeichen sehe, dass jemand mich verletzen will.
Ich hätte niemals gedacht, dass ich jemals wieder diesen Schritt gehe. Dass ich Leute nochmal einen Einblick in mein Leben gewähre auch wenn er noch so klein ist. Ich muss zugeben, dass ich mit dieser Situation ganz zufrieden bin. So habe ich weiterhin die Kontrolle.
Ich war einsam. So einsam, dass ich es nicht mehr lange ausgehalten hätte. So dass ich samt meiner Mauer eingebrochen wäre und es wäre niemand gekommen um mich wieder aufzubauen.
So habe ich die Möglichkeit wenn ich mich einsam fühle Leuten einen Einblick zu gewähren. Sollte ich aber merken, dass meine Mauer bröckelt habe ich ihnen gegenüber keine Verpflichtung und kann mich wieder hinter meiner Mauer verkriechen.
Bis irgendwann in meinem Leben nochmal der Zeitpunkt kommen sollte, dass ich eine Tür in meine Mauer baue muss noch sehr, sehr viel passieren.
Ich muss wieder lernen anderen zu vertrauen. Ich muss Menschen kennenlernen die mir zeigen das ich wieder vertrauen kann
Denn die Leute die mir wichtig sind haben das nicht getan so dass irgendwann nur noch Hass geblieben ist und selbst davon ist nichts mehr geblieben. Niemand, nicht ein einziger hat sich in den letzten 10 Monaten bei mir gemeldet..
Gerade das waren die Menschen die mich immer belogen und verletzt haben. Die Menschen die dir dein ganzes Leben oder zumindestens Die Zeit die du sie kennst erzählen, dass du ihnen wichtig bist und sie alles für dich tun würden, dass sind die Menschen die dich am Ende am meisten verletzen. Denn nur wem du dein Herz öffnest kann es dir brechen. Das sind die Menschen von denen ich in meinen Träumen verfolgt werde. Die Menschen, die ich an mich ran gelassen habe verletzen mich.
Warum? Das Frage ich mich immer wieder...
Bin ich so naiv, dass sie denken man kann das mit mir machen? Selber Schuld wenn sie immer an das gute glaubt?
Bin ich so nervig, dass man nichts mit mir zutun haben möchte?
Was habe ich ihnen getan, dass sie mich alle so verletzt haben? Jeder auf seine grausame Art und Weise.
Ich Frage mich: Muss man mich anlügen? Wäre ich nicht auch so mit der Wahrheit klar gekommen? Wäre es nicht viel einfacher gewesen mich nicht anzulügen und mir so noch einen weiteren Grund zum hassen zu geben?
Wahrscheinlich wäre ich jetzt nicht einmal in dieser Situatuon wenn mir jeder dieser Menschen die Wahrheit gesagt hätte und ich sie nicht auf anderen Wegen erfahren hätte...Aber dazu komme später.
Jeder dieser Menschen bekommt seine eigene Geschichte von mir. Hier wird keiner verschont oder vernachlässigt. Keine Sorge.
Es gehen mir so viele Gedanken durch den Kopf. Es ist wie ein rauschen. Ein rauschen, dass immer lauter wird je mehr ich versuche meine Gedanken zu sortieren. Ich habe das Gefühl ich verliere die Kontrolle über meine eigenen Gedanken.
Mir wird das alles zu viel...
Ich nehme die Schachtel vom Nachttisch und nehme eine von den Tabletten aus dem Raster. Ich schließe kurz die Augen und Atme einmal tief durch in der Hoffnung, dass das rauschen aufhört aber das tut es nicht.
Eigentlich wollte ich die nicht mehr nehmen. Ich wollte den Schmerz nicht  mehr unterdrücken weil ich lernen muss damit zu Leben denn er ist ein Teil von mir und das wird er immer sein. Aber ich kann es nicht. Das rauschen ist nun so laut, dass ich das Gefühl habe meine eigenen Gedanken nicht mehr zu hören. Und das einzigste was noch schlimmer ist als die Träume, sind die Gedanken die ich manchmal davor habe, so wie heute.
Wenn ich mir die Schuld gebe für alles was passiert ist.
An die Träume habe ich mich mit der Zeit gewöhnt, es ist ja fast immer das selbe. Aber an die Gedanken werde mich nie gewöhnen.
Ich greife nach dem Glas auf dem Nachttisch, und nehme einen kleinen Schlück und spüre wie es beim runter laufen in der Kehle brennt und da fällt mir ein, dass ich mir vorhin Vodka eingeschenkt hatte um meine Gedanken im Zaum zu halten und schneller schlafen zu können.
Also stehe ich auf und laufe in die Küche um mir ein Glas Wasser zu holen.
Auf dem Weg zurück ins Schlafzimmer fällt mein Blick aufden Spiegel im Flur und ich bleibe stehen. Das Gesicht welches mich ansah fühlte sich fremd an, nicht wie die Frau die ich kannte oder die, die ich gerne sein wollte. Ich lief weiter ins Schlafzimmer, nahm die Tablette legte mich wieder in mein Bett und schaltete noch ein bisschen durchs Fernsehprogramm. Ich legte mich hin und sah an der Decke das flimmern des Fernsehers irgendwann schlief ich dann ein.

Ich Träume. Wieder der selbe Traum der mich so viele morgende schweißgebadet aufwachen lässt.

Ich bin in einem kleinen Raum mit Mauern um mich rum. Es ist dunkel und kalt.
Ich fahre mit meinen Händen die Wände entlang und versuche verzweifelt irgendeinen Ausgang zu finden, doch da ist keiner.
Ich spüre wie langsam die Verzweiflung in mir hoch steigt und werde panisch. Ich rufe um Hilfe, doch niemand hört mich. Ich werde immer panischer und spüre wie mir die Angst die Kehle zu schnürt, so dass ich kaum noch Luft bekomme. Ich spüre wie meine Kniee nachgeben und sacke auf den Boden. Die Tränen laufen mir über die Wange und ich schnappe verzweifelt nach Luft. Ich Versuche die Tränen runter zu schlucken und stark zu bleiben und spüre wie meine Kehle anfängt zu schmerzen und je mehr ich versuche stark zu bleiben umso mehr tut es weh. Doch plötzlich höre ich Stimmen. Sie kommen mir bekannt und auf irgendeine Art so vertraut vor. Ich schaffe es mich zu konzentrieren. Ich rufe weiter um Hilfe.
Plötzlich ist die Mauer verschwunden und ich bin am Wasser, an einem Fluss. Um mich rum ist Wald, ich höre Vögel zwitschern. Ich fühle mich plötzlich so alleine, erdrückt von der Leere aber es fühlt sich auf eine gewisse Weise auch vertraut an. Wo waren die ganzen Stimmen hin?
Ich laufe den Fluss entlang.
Es ist immer der selbe Weg. Früher musste ich ihn immer wieder suchen, doch jetzt kenne ich ihn auswendig, so oft bin ich ihn schon gegangen.

Da ist er endlich.
Der Wasserfall!
Wie immer kletter ich auf den Stein und Schaue auf's Wasser. Wie es in den Strahlen der Sonne glitzert und an den Felsen hinab nach unten fällt und sich auf dem Weg nach unten an den Steinen teilt und doch unten wieder zu einem wird. Ich würde mich am liebsten Fallen lassen. Nur um zu sehen ob ich fliegen kann. Ob ich wie das Wasser bin, dass geteilt wird und doch wieder zu sich selbst findet.
Sagt man nicht man kann im Traum alles was man möchte?
Aber ich wusste es würde nicht funktionieren, da dieses Ende nicht vorgesehen war. Weder für den Traum noch für mich. Als ich aus meinen Gedanken erwache merke ich das ich mich schon bis ganz nach vorne gelehnt hatte. Ich drehte mich langsam um und auf einmal waren sie alle wieder da. Sie hielten mich fest und zerrten an mir. Doch nicht um mich vorm Fallen zu hindern sondern vorm aufwachen. Denn wenn ich aufwachen würde dann könnten sie mich nicht mehr verletzen. Sie hätten keine Kontrolle mehr über mich oder meine Gefühle.
Sie sagen sie wollen mir was zeigen. Ich vertraue ihnen, ich gehe mit.
Auf einmal sind sie alle verschwunden und ich bin wieder alleine. Ich sehe mich um. Auf einmal kommt mir nichts mehr bekannt oder vertraut vor.
Ich laufe durch den Wald.
Ich fange langsam an zu rennen, wohin weiß ich nicht. Ich lasse mich von meiner Angst und meiner Wut treiben. Ich spüre wie die Zweige der Bäume gegen meine Arme und Beine Peitschen. Eigentlich sollte es weh tun, doch ich renne einfach immer weiter. Der Schweiß tropft mir von der Stirn und läuft mir übers Gesicht. Ich merke wie ich nur schwer Luft bekomme aber das ist mir egal.
Nach gefühlten Stunde sinke ich zusammen. Ich falle auf den Boden und spüre das weiche Gras und die feuchte Erde an meiner Haut. Ich blicke an mir herunter und sehe, dass ich komplett nackt bin. Mein Ganzer Körper ist übersäht mit roten Striemen von den Ästen und erst jetzt spüre ich am ganzen Körper wie meine Haut brennt. Als hätte all die Wut und der Hass mich meine Schmerzen vergessen lassen.
Ein warmer Tropfen fällt mir aufs Gesicht und läuft mir die Wange herunter..
Erst jetzt bemerke ich das ich weine.
Ich stehe auf und laufe langsam weiter. Ich spüre den Schmerz in den Beinen. Ich muss mich an einen Baum stützen um nicht wieder hinzufallen.

Plötzlich sehe ich ihn. Dahinten war er, der Wasserfall.
Ich laufe langsam weiter und setzte mich wieder auf den Stein in der Mitte des Wasserfalls und schaue zu wie das Wasser unten aufkommt.
Ich setzte mich bis ganz nach vorne an den Rand und lasse mich fallen.

Zerbrochen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt