Aus welchem Grund auch immer, war ich nicht nach Hause gegangen, sondern lief zwei Stunden später immernoch durch die Straßen. Wahrscheinlich hatte ich Angst davor nach Hause zu gehen. Angst mich mit dem was heute passiert war auseinander zu setzten. Wie konnten sie mir sowas nur antun. Dachten sie nicht an die Konsequenzen die ihr Handeln bei mir auslöst? Sie waren doch meine Freunde gewesen oder hatte ich das immer nur gedacht und sie gaben sich nur mit mir ab weil sie sich neben mir besser fühlten? Stunden später fand ich mich in der Bar wieder. Ich weiß nicht mehr wieso und wann ich dahin gekommen war aber jetzt saß ich nun wieder hier. Diesmal mit verschmierter Schminke, verwirrten Gedanken und Angst.
Ich war total betrunken und spürte das mich diesmal die Leute anders ansahen. Es fühlte sich an, als könnten die Leute direkt durch mich hindurch in meine Seele sehen. Als wüssten sie wie ich mich fühlte. Ich fühlte mich gedemütigt. Zu Beginn des Abends sahen die Menschen in mir eine starke hübsche Frau und jetzt nur noch ein Wrack.
Wie konnte man so schnell und so leicht von dem einem zum andern werden. Oder war ich vielleicht die ganze Zeit schon ein Wrack und hatte es mir nur selbst eingeredet stark zu sein? Schütze meine Mauer mich wirklich oder war das nur etwas, dass ich mir einredete damit es sich für mich erträglicher anfühlte?
Lies ich wirklich niemanden mehr an mich ran oder gab ich einfach niemanden die Chance es überhaupt zu versuchen?
Jetzt wo mir dieser Gedanke kam hatte ich noch mehr Angst nach Hause zu gehen. Noch mehr Angst mich in einem Raum ohne die ganzen Menschen um mich rum, die mir wenigstens das Gefühl gaben überhaupt zu existieren, diesen Gedanken zu stellen.
So beschloss ich so lange es geht hier sitzen zu bleiben.
Obwohl ich schon sehr betrunken war bestellte ich mir immer wieder Drinks, bis ich garnichts mehr fühlte außer den Schwindel und die Übelkeit. Ich schaute mich um und sah, dass bis auf mich nur noch ein anderer Mann da waren. Er saß ein paar Plätze weiter an der Bar. Als er bemerkte dass ich zu ihm schaute, lächelte er mir zu. Ehe ich reagieren konnte, saß er auch schon neben mir. "Wie kommt es das eine so schöne Frau wie du, nachts alleine in einer Bar sitzt" so einen dummen Anmach Spruch konnte ich jetzt am wenigsten gebrauchen dachte ich doch dann führte er seinen Satz fort "mit was haben sie dich verletzt das du mit so einem wunderschönen Kleid in einer Bar sitzt und dich betrinkt?" Ich sah ihn an und lächelte leicht. Wie konnte es sein, dass er mehr in mir sah als nur das Wrack. "sehr viel" antwortete ich. Er schmunzelte. "Hast du Lust heute für eine Nacht diese Frau zu vergessen, die mitten in der Nacht in einer Bar sitzt und sich betrinkt, weil sie Angst hat zu schlafen?" Ich wusste plötzlich nicht mehr was ich denken sollte und hatte das Gefühl, dass er in mich rein sehen konnte, denn er wusste, was ich mir am meisten wünschte und wo vor ich am meisten Angst hatte. Ich wollte eine einzige Nacht all das vergessen. Ich lächelte ihn an und sagte "Wenn du mir dabei helfen würdest sehr gerne". Er schmunzelte wieder und nahm meine Hand, legte Geld auf den Tresen und zog mich aus der Bar. Ich flüsterte ihm zu, dass wir zu mir gehen könnten und zog ihn mit. Ich fing an meinen Schlüssel in der Tasche zu suchen und spürte, wie sich zwei warme Hände um meine Taille legten. Ich atmete tief ein und legte meinen Kopf nach hinten. Ich spürte seinen Atem in meinem Nacken. Das letzte mal war schon etwas her und ich spürte mein Verlangen nach ihm, nach seiner Nähe, nach seinem warmen Körper, der sich an meinen schmiegt. Ich schloss die Tür auf und nahm seine Hand. Kaum hatte ich die Wohnungstür aufgeschlossen, fingen wir an uns zu küssen. Erst ganz vorsichtig, dann immer heftiger. Seine Lippen waren weich und wir spielten mit unseren Zungen. Er fing an mich am Hals zu küssen. Er biss ganz zart in mein ohrläppchen. Dann fing er an meinen Hals abwärts zu küssen, bis er am Dekolleté ankam. Ich spürte wie mein Verlangen immer größer wurde. Er hob mich hoch und setzte mich auf den Tisch. Ich spürte wie seine Hand ganz vorsichtig unter mein Kleid glitt. Ich hatte das Gefühl mich noch nie so geborgen und verstanden bei jemandem gefühlt zu haben. Und obwohl er mir fremd war fühlte es sich vertraut an. Als wüsste er was ich dachte, was ich brauchte. Der Sex war der Wahnsinn. Er ließ mich tatsächlich alles vergessen. Es kam mir so vor als könnte er mir jeden meiner Wünsche von den Augen ablesen. Mal war er ganz zärtlich und wiederum auch ganz wild. Es war der beste Sex den ich jemals gehabt habe. Ich spüre wie mein ganzer Körper beginnt zu vibrieren. Es war ein vollkommenes Glücksgefühl. Ich lasse mich fallen. Doch diesmal nicht um aufzuwachen. Ich werde am nächsten Morgen wach und bemerke das ich alleine bin. Das durfte nicht sein. Er durfte mich nicht auch verlassen. Nicht so. Hatte ich mich so in ihm getäuscht? Ich stand auf und sah nach ob er irgendwo war, doch das war er nicht. Ich ging wieder zurück ins Schlafzimmer und sah auf dem Bett einen kleinen Zettel. Ich nahm in in die Hand und drehte ihn um. Er hatte mir eine Nachricht hinterlassen. Wenigstens war er nicht ohne ein letztes Wort verschwunden. Aber machte das die Situation besser? Ich begann zu lesen.Danke für die Wundervolle Nacht. Ich hoffe ich habe dir geholfen all das zu vergessen was dir zu schaffen macht . Ich will, dass wir diese Erinnerung so bewahren bevor einer von uns verletzt wird. Denn keiner von uns könnte dies ertragen. Vielleicht sehen wir uns irgendwann wieder. Dann ist es Schicksal. Tu dir was gutes! Fahre weg oder sowas.
Ich wünsche dir das du das wieder hin bekommst. Ich habe mein eigenes Päckchen zu tragen genau wie du.
Leb Wohl.Keiner von uns beiden könnte das ertragen? Ging es ihm etwa wie mir? Hatte ich deswegen das Gefühl das er genau verstand was ich dachte und fühlte? Was ist ihm passiert, dass er so verletzt war? Wäre ich vielleicht mit Ihm glücklich geworden? Er kam mir so stark und selbstbewusst vor. Das war seine Mauer. Seine Art sich zu schützen.
Ich werde ihn nie wieder sehen.
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Zerbrochen
Teen FictionÜberarbeitet Jeder Mensch hat schlaflose Nächte doch die wenigsten weil sie Angst haben zu schlafen. Doch bei mir ist das so. Ich habe Angst vorm schlafen weil ich Angst vorm Träumen habe...vor den schlimmen Träumen in denen alles wieder zum Vorsch...