Suche nach der Halbschwester

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Nach langem Nachdenken, habe ich mich entschlossen, Nora zu suchen. Kyle ist bereits im Bett und schläft.

Normalerweise würde ich so etwas nie machen, doch hier geht es auch um seine Gesundheit. Auf dem Nachttisch liegt sein Handy. Vorsichtig nehme ich es und laufe so leise wie nur möglich in die Küche.

Zum Glück hat er kein Passwort. Ich gehe auf seine Kontakte und suche Nora. Doch leider ist das Glück dieses Mal nicht auf meiner Seite. Schnell lege ich das Handy zurück und nehme meine Jacke. Neben der Haustüre hängen verschiedene Schlüssel und da ich keine welcher der für das Boot ist, nehme ich einfach alle mit. Der Steg liegt ziemlich weit weg vom Haus also renne ich in Vampirgeschwindigkeit zum Boot. Ich steige auf und suche verzweifelt nach dem Schlüsselloch, oder sonst irgendeinen Weg in die Stadt zu kommen. Nach meinen unendlich vielen Versuchen das kleine wackelige Ding anzulassen, steige ich aus dem Boot und setze mich wütend in den Sand. Was könnte es noch geben, wie ich dort rüber komme? Ich lege mich hin und schaue einfach nur in den Himmel. Die vielen glänzenden Sterne, scheinen auf mich herab.

Augenblicklich denke ich an Dad. Ich wünschte ich könnte einfach in den sorgenfreien Himmel gehen und ihn umarmen. Ihm sagen, wie sehr ich ihn liebe. Ich schüttle den Kopf um wieder zurück in die Realität zu kommen. Die einzige Realität ist, dass mein Vater nie wieder zurückkommen wird, dass Jake sich nie ändern wird, dass ein starker Fluch auf Kyle liegt, den nur Nora, meine Halbschwester, auflösen kann und dass ich irgendeine komische Macht habe, die vier Elemente zu steuern.

Moment. Das ist es!

Schnell stehe ich auf und laufe mit vollem Selbstbewusstsein zum Meer. Ruhig dastehend und mit geschlossenen Augen, lausche ich dem sanften Geräusch der Wellen. Ich atme tief ein und aus, was mich sehr beruhigt. Hoffend, dass ich es schaffe das Meer irgendwie zu einem Weg zu formen, öffne ich die Augen. Ich atme noch ein letztes Mal tief ein und versuche dann mit meinen Händen irgendetwas zu Stande zu bekommen.

Ich denke an das Meer, wie es sich nicht bewegt und somit eine feste Oberfläche entsteht. Das Wasser wird immer ruhiger und je sanfter die Wellen werden, desto grösser wird meine Hoffnung, dass es funktionieren könnte. Und tatsächlich, als ich einen mutigen Schritt mache, werden meine Schuhe nicht nass und ich stehe nicht mehr auf dem Sand.

Mein nicht mehr schlagendes Herz nimmt einen freudigen Satz und ich renne sofort los, um keine wertvolle Zeit mit meinem inneren Jubeln zu verlieren. Immer noch bin ich konzentriert darauf, dass die Oberfläche, mein einziger Halt, übers Meer unter meinen schnellen Beinen nicht bricht. Meine Arme halte ich weit nach Aussen, damit mein provisorischer Weg nicht zu eng wird.

Plötzlich kommt eine grosse Welle, die die Oberfläche bricht. Ich gebe mir alle Mühe das Wasser, an dem Punkt, an dem ich stehe, still zu halten. Ich drehe mich um und alles was ich sehe ist Wasser. Auch der Weg, von dem ich gekommen bin, ist nicht mehr da. Ich stehe nur noch auf einem kleinen Fleck still stehendem Wasser, was die Nervosität, gleich ins Wasser zu fallen, dazu bringt, sich in meinem ganzen Körper zu verbreiten. Ich drehe mich wieder um, doch dummerweise habe ich jetzt völlig die Orientierung verloren.

Verdammter Mist!

Was soll ich denn jetzt machen? Verzweifelt drehe ich mich im Kreis, immer noch in der grösser werdenden Angst, gleich ins Wasser zu fallen. Ich spüre wie die Kraft in mir schwindet und mein Körper müde wird. Ich falle auf die Knie und versuche immer noch meinen Boden zu halten.

Bevor ich komplett mein Bewusstsein verliere, sehe ich ein Licht. Ein wirklich helles Licht, welches sogar einem Blinden mit Sonnenbrille auffallen würde. Ich kneife die Augen ein wenig zusammen, da es mich blendet. Vor mir erscheint wieder eine feste Oberfläche. In meinem momentanen Zustand, kann nicht ich diejenige sein die das macht, aber egal wer oder was das ist, ich könnte dieses Etwas zu Tode knuddeln.

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