Nie wieder einen Gedanken an Rache verschwenden

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Wir sitzen alle in einem Jeep vor dem Wald und atmen noch einmal tief durch. Die ganze Bande ist sichtlich nervös. „Okay, Melissa. Bist du bereit?", fragt mich Nora und alle schauen mich ängstlich und erwartungsvoll an. Mein Herz beginnt automatisch schneller zu schlagen und ich weiss, dass die anderen das hören.

Nickend steige ich aus, dicht gefolgt von Riley und Sven. Zirka 100 Meter vor der Hütte halte ich an und schaue den beiden fragend in die Augen. Diese nicken nur und ich beginne einen Zauber auf sie zu legen, den wir gestern die ganze Zeit, bevor wir schlafen gegangen sind getestet haben. Eine Weile sind sie still, da sie sich vermutlich orientieren müssen. Dann packen sie mich beide an den Armen und ich beginne wie wild zu zappeln. „Halt dich gefälligst still! Du dachtest wohl, du könntest einfach so abhauen? Na da hast du die Rechnung aber noch nicht mit Jake getroffen.", sagt Riley.

Warum si so komisch drauf sind? Nun, wir haben uns gedacht, dass Jake Riley und Sven nichts antun wird, legen wir einen Zauber auf die beiden, der ihre eigentlichen Pläne nicht zeigt. Es ist wie eine Hypnose. Bei einem bestimmten Codewort, werden sie wieder normal.

Ich versuche so gut wie möglich zu schauspielern und wehre mich, als würde ich keine Chance gegen sie haben. Eigentlich könnte ich ganz leicht mit einem Zauber die beiden zum Schweigen bringen. Als wir dann am Haus ankommen, werde ich in einen Raum geschleift und achtlos auf den Boden geworfen. In diesem steht ein Stuhl mit Hand- und Fussfesseln daran. Und dann heisst es für mich: Warten.

Ich schaue mich im Raum um und finde einige Schwachstellen, durch die ich ohne grosse Probleme verschwinden könnte. Als immer noch niemand kommt setze ich mich in eine Ecke und gehe innerlich den Plan noch einmal durch. Endlich, nach gefühlten Stunden, höre ich Stimmen und Schritte die sich nähern. Ich stehe auf und versuche so gelassen wie möglich zu wirken.

Die Tür geht auf und Jake kommt mit einer jungen Frau rein. „Sieh an, sieh an. Schön, dass du uns auch mal wieder besuchst. Hast du endlich kapiert, was du mit mir verloren hast?", sagt Jake mit einem Grinsen, welches eher wie ein gestörter Esel aussieht. „Vielleicht liegst du damit richtig, dass ich gekommen bin, weil ich zu dir will, aber ich werde nie verstehen, was ich an dir gesehen habe. Ich meine du siehst so scheisse aus. Gut, vielleicht liegt es auch daran, dass du dir bald in die Hosen pisst, weil du weisst, dass ich aus Rache hier bin. Und dieses wird bitter sein.", sage ich mit meinem süssesten Lächeln, das ich besitze. Sein Gesichtsausdruck wechselt jetzt von ‚Ha, jetzt hab ich's dir gezeigt' zu ‚1 zu 0 für dich', was mich selber zum Grinsen bringt.

Während er langsam durch den Raum geht, beobachte ich seine Freundin. Sie hat blondes langes Haar, trägt ein weisses Sommerkleidchen und hat diese Sandalen an, die momentan so der Hit sein sollen. „Was soll ich nur mir dir machen? Ich könnte...", er tut so, als würde er überlegen, doch bevor er überhaupt noch etwas sagen kann, sage ich: „Du könntest endlich aufhören Spielchen zu spielen. Wir sind erwachsene Menschen, können wir nicht einfach raus gehen und es zu Ende bringen?"

Plötzlich steht Kyle wieder vor mir und verdeckt mir die Sicht auf die Frau. „Oh du willst es also zu Ende bringen? Nun gut. Amanda bring es zu Ende.", sagt er. Auf einmal packt er mich von hinten, sodass ich wieder Amanda sehe. Sofort durchstöbere ich ihre Gedanken. Sie schliesst ihre Augen und fängt an etwas zu murmeln. Vermutlich will sie mir einen Zauber auferlegen. Dafür haben wir gesorgt.

Doch auf einmal spüre ich ein Kribbeln in meinen Füssen. Nicht ein normales Kribbeln, das man hat, wenn der Fuss einschläft, es ist ein verdammt schmerzhaftes. Nach einigen Sekunden fühle ich meine Füsse nicht mehr, weshalb ich auf die Knie falle und ein Schrei aus meiner Kehle dringt.

Während dieses Gefühl immer weiter nach oben zieht und somit auch meine Gliedmassen langsam gefühllos werden lässt, versuche ich mich auf irgendetwas anderes zu konzentrieren. Doch es gelingt mir nicht. Es ist als könnte ich mich nur auf dieses eine Gefühl konzentrieren. Ein weiterer Schrei verlässt meinen Mund.

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