Ex-Freunde

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Ich geniesse dieses Gefühl. Ich suche nach dem Gesicht, zu dem die Hand gehört.

Wie ich es mir erhofft habe, ist es Kyle. Seine Augen sind immer noch grün, was mich dazu bringt diesen Moment noch mehr zu geniessen. Ich seufze wohlig auf und schliesse mein Augen.

Kyle legt sich wieder neben mich und ich höre ihn dabei lächeln. Er streicht mir durch meine braunen Haare. Lächelnd sagt er dann: „Weisst du eigentlich, dass du wunderschön bist?" Ich öffne wieder die Augen und schaue ihn jetzt unverständlich an. Er lächelt mich nur weiter an und er beugt sich immer näher zu mir.

Mit jedem Zentimeter der er sich mir nähert, beginnt mein Herz ein wenig schneller zu schlagen. Er gibt mir einen Kuss auf die Stirn.

Gott sei Dank!

Wenn er versucht hätte mich auf den Mund zu küssen, wüsste ich nicht wie ich reagiert hätte. „Du hättest gar keine Chance gehabt. Du hättest ihn erwidern müssen. Doch ich will dich zu nichts zwingen. Ausser Morgen. Ich schwöre, ich will dir nicht wehtun, doch Jake will es so.", antwortet er auf meine Gedanken.

Moment! „Was ist Morgen?", hacke ich nach. „Morgen wird dir das Gleiche wiederfahren wie Jennifer heute.", sagt er dann. Ich will weiterfragen, doch er schüttelt leicht mit dem Kopf und legt seinen rechten Arm um mich. Normalerweise würde ich nicht aufgeben, um herauszufinden was Morgen passieren wird. Doch wieder kommt das warme Gefühl in mir auf und ich falle sanft in meinen Schlaf.

Die Tür wird aufgerissen, was mich zu erwachen bringt. Ich öffne meine Augen und starre eine verwirrte Jennifer an. Sie steht an einer Ecke und schaut panisch umher. Ich versuche mich aufzusetzen, auch wenn es immer noch schmerzt. Inzwischen starrt sie mich an und ich bemerke etwas, was ich nicht für Gut halte.

Sie hat rote Augen!

Wurde sie verwandelt? War es wirklich so schmerzhaft, wie es in den Filmen gezeigt wird? Doch dann schiesst mir ein Gedanke durch den Kopf: Morgen wird dir das Gleiche wiederfahren wie Jennifer heute. Das heisst also ich werde heute verwandelt? Sofort stehe ich auf, die Schmerzen ignoriere ich, und laufe zu Jennifer. Sie will immer weiter zurückweichen, doch da sie bereits an einer Wand steht, geht das nicht.

„Bitte. Komm mir nicht zu nahe. Ich will dich nicht verletzen. Bitte, ich habe mich noch nicht unter Kontrolle.", sagt sie mit zusammengebissenen Zähne. Es ist mir egal, immerhin bin ich schon einmal gebissen worden. Ich laufe weiter zu ihr hin, bis ich etwa einen Meter Abstand zu ihr habe. Ich will sie in die Arme nehmen, also strecke ich meine nach ihr. „Ich sagte, du sollst mir nicht zu nahe kommen!", schreit sie mich auf einmal an und wirft mich an die gegenüberliegende Wand. Das sind etwa 6 Meter, die ich gerade geflogen bin. Mit einem dumpfen Knall erreiche ich die Wand und falle zu Boden.

Warum verdammt nochmal haben alle das Bedürfnis mich an eine Wand werfen zu müssen?!

Schreiend liege ich auf dem Boden, unfähig mich zu bewegen. Ich verstumme, als die Tür aufgerissen wird. Zwei Gestalten kommen auf mich zu. Mir entfährt ein Keuchen von dem Schmerz, als sie mich hochheben.

„Lasst mich runter ihr Mistkerle!", fluche ich sie an. Wir gehen durch einen Flur in einen hellen Raum. In der Mitte steht ein leicht gepolsterter Tisch. Sie legen mich dort drauf. Ein schmerzhaftes Stechen durchfährt meinen Körper. Das liegt daran, dass die zwei Idioten an meinen Armen zerren. Ich versuche mich zu wehren, doch vergebens. Sie sind einfach zu stark. Auf einmal spüre ich Fesseln an meinen Handgelenken. Und es hat nicht einmal eine Sekunde gedauert.

Verdammt!

Es war mühsam zu wissen, dass du als ‚Normalsterbliche' keinerlei Chancen hast. Diese Drecks Vampire sind einfach viel zu stark und zu schnell. „Ihr könnt jetzt gehen. Schickt Kyle erst 10 Minuten herein, ich will noch etwas mit der Kleinen besprechen.", sagt dann eine mir bekannte Stimme. Jake. Als die beiden Vollidioten draussen sind, beginne ich schon mit den Sticheleien: „Warum brauchst du denn noch zehn Minuten? Um meine Mum umzubringen, hast auch innerhalb von 10 Sekunden hingekriegt." Er lacht kurz auf. Ich bin selber ein wenig geschockt, was ich gerade gesagt habe.

Naja, jetzt ist es auf jeden Fall schon draussen und ich kann es nicht mehr ändern. „Du versuchst immer noch, mich mit deinen frechen Worten fertig zu machen. Das ist nach wie vor süss.", stichelt er zurück. „Warte erst einmal darauf bis ich ein Vampir bin, denn dann werde ich dich nicht nur mit Worten fertig machen.", gebe ich selbstsicher zurück. Er lacht wieder auf und sagt: „Nun. Wie es aussieht, weisst du was Kyle mit dir machen wird."

Kyle. Er hat mir gestern gesagt, dass er mir wehtun würde. Aber wenn ich dann eine, wenn auch nur geringe, Chance gegen Jake habe, soll es mir recht sein. Wehren kann ich mich so oder so nicht. Einige Minuten ist es totenstill. Diese Stille ist schrecklich. Es ist wie man es vom Krieg hört. Die endlose Stille vor dem tobenden Angriff. Es macht mich nervös. Ich liege da, gefesselt und bin mit meinem Ex-Freund / Mörder meiner Mutter alleine in einem Raum.

Jake bricht die Stille, mit seiner tiefen Stimme: „Also. Kyle wird in ein-zwei Minuten hier sein. Hab keine Angst. Die Verwandlung ist nicht so schlimm wie du denkst.", er macht eine kleine Pause, „Sie ist noch viel schlimmer. Du wirst denken, dass du brennst, aber du kannst nichts dagegen machen." Er versucht mir also Angst zu machen? Ich nenne das eher eine Vorbereitung, auf das was mich gleich erwartet.

Danke, Mistkerl.

RevengeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt