Riley und Jennifer

873 31 2
                                    

Ich versuche mir nichts anmerken zu lassen, dass ich sie gerade 'belauscht' habe. "Sven. Bring Melissa zurück in ihr Zimmer. Riley. Komm, wir müssen etwas erledigen.", sagt Jake in normalem Ton. Die Beiden sind doch draussen, wie können sie ihn da hören? Auf jeden Fall öffnet sich die Tür und Sven packt mich am Arm. Ich entziehe sie ihm und schaue ihn wütend an. "Ich weiss wohin.", sage ich. Er zuckt nur mit den Schultern und gibt mir das Zeichen, ich solle loslaufen. Ich schaue nochmal gezielt Kyle und denke: Kommst du nachher nochmal, um mir alles zu erklären? Dieser nickt nur und ich verschwinde aus dem Raum.

In normaler Geschwindigkeit laufe ich neben Sven zu dem mir bekannten Raum. Ein müdes Lachen geht über meine Lippen, bevor ich ihn dann frage: "Was würde wohl meine Schwester sagen, wenn sie wüsste was du bist?" Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass er grinst. "Ich habe mit ihr Schluss gemacht.", gibt er zurück. Ich muss mir ein Lachen verkneifen. Endlich hat sie mal das bekommen, was sie verdient. „Du magst sie nicht besonders, oder?", fragt er mich. „Nun. Hm.. Wie kann ich das nett ausdrücken. Ich hasse diese blöde Zicke! Sie denkt sie sei die Beste, doch sie ist einfach nur eine naive Marionette der Mode und des Fernsehers. Sobald ein Star eine neue Tasche hat, braucht sie unbedingt genau die Gleiche! Gott, wie ich sie hasse! Sie würde sich bestimmt die Haare abrasieren, wenn dies der neuste Trend wäre.", am Schluss wird meine Stimme immer lauter.

Sven beginnt hemmungslos an zu lachen. Ich schaue ihn verwirrt an, muss aber auch anfangen zu lachen. Langsam nähern wir uns der Tür und ich werde wieder still; komme auf den Boden der Realitäten und Tatsachen zurück.

Wir sind Gefangene. Wir sind in Vampire verwandelt worden. Und wer weiss was noch alles auf mich und Jennifer zukommt. Auch er ist mittlerweile wieder leise geworden und währenddessen schliesst er die Tür auf. Wortlos gehe ich rein und sofort steht Jennifer vor mir und schaut mich erwartungsvoll an. Ich zucke nur mit den Schultern und laufe auf eines der Betten zu.

„Sie haben gesagt, ich sei anders.", sage ich gleichgültig. Sie sieht mich fragend an. „Anders? Wie meinst du das?", hackt sie nach. Wieder zucke ich mit den Schultern. Sie öffnet den Mund, um etwas zu sagen, schliesst ihn dann aber wieder und setzt sich wortlos neben mich. Gott. Was ist wohl los. Wo ist Riley? Er sollte doch schon längst da sein. „Wo ist Riley?", kommt auf einmal aus meinem Mund.

Mist, ich wollte das gar nicht fragen. Sie schaut mich verwundert an antwortet mir aber trotzdem: „Ich weiss nicht. Er hat gesagt, er komme in etwa 10 Minuten wieder." Aus meinem Mund sprudeln die Fragen nur so raus. „Was läuft eigentlich zwischen dir und ihm?", frage ich weiter. Sie schaut mich an und zuckt nur mit ihren Schultern. „Ich mag ihn. Weiss auch nicht warum. Er hat mich auch verwandelt. Vielleicht hat das auch irgendwie einen Zusammenhang.", sagt sie nachdenklich.

Und auf einmal komme ich mir so richtig dumm vor. Wieso bin ich nicht von selbst drauf gekommen? Anscheinend bin ich anders, nicht nur da ich klar denken konnte bei der Verwandlung, sondern dass ich mich nicht in Kyle ‚verliebt' habe. Er hat mich vor dem Biss geküsst. Das sollte wohl bezwecken, dass ich mich auf ihn präge oder so etwas.

Wie zum Teufel kommen die darauf, dass ich mich in jemanden verlieben werde, der mir solche verdammte Schmerzen zufügt?! Ich werde so wütend, dass ich mich selber nicht mehr richtig fühlen kann. Ich laufe an eine Wand und schlage mit geballten Fäusten auf diese ein. Keine Sekunde später steht Jennifer hinter mir, um ihre Hände auf meine Schultern zu legen. Das Sonnenlicht durchdringt durch das Loch. Plötzlich zuckt Jennifer zusammen und beginnt zu schreien. Ich weiss überhaupt nicht was mit ihr los ist.

Gott, was hat sie denn? Sofort steht sie an der gegenüberliegenden Wand. Ihr Schreien verstummt, jedoch sieht sie mich noch schmerzerfüllt an. Die Tür wird aufgerissen und ein verwunderter Riley kommt herein. „Was soll das Geschreie?", fragt er. Doch als er Jennifer in ihrem Zustand sieht rennt er sofort zu ihr und schaut mich wütend an. „Du hast sie an die Sonne gelassen.", stellt er fest. Ich drehe mich wieder um zu dem Loch, durch das immer noch die Sonnenstrahlen, den Raum erhellen. Plötzlich durchzuckt mich ein Schmerz an meinem Arm. Verdammt was ist das? Ich falle auf meine Knie und halte mit der anderen Hand meinen schmerzenden Arm. Das enthüllt sich aber als Fehler. Meine Hand beginnt ebenfalls zu schmerzen. Ich schaue an mir herab und sehe Verbrennungen.

Gottverdammt!

Vampire brennen wenn sie ins Sonnenlicht gehen. Das ist bei jedem dieser Filme zu sehen. Ich werde wütend über meine eigene Dummheit. Wie kann man so etwas nur vergessen? Doch auf einmal vergehen diese Schmerzen. Ich schaue meine Hände an und ich brenne tatsächlich. Aber warum tut es dann nicht mehr weh? Panisch versuche ich das Feuer zu löschen, doch ich werfe nur Flammen durch den ganzen Raum.

Moment.

Ich werfe Flammen? Das ist unmöglich! Oh mein Gott, was ist bloss los mit mir? Auf einmal halten mich zwei starke Arme, damit ich nicht auf das Bett falle und es entzünde. Ich schaue auf und sehe das Gesicht von Kyle. Er sieht immer noch wunderschön aus, doch er ist schuld, dass ich keine Ahnung habe was gerade mit mir passiert. Ich versuche ihn wegzustossen, doch er lässt nicht locker.

Ich will hier weg! Ich schaue wieder zu dem Loch und schaffe es endlich mich von ihm zu befreien. In Vampirgeschwindigkeit schlüpfe ich durch dieses und renne los. Ich laufe durch einen dichten Wald und ohne zu wissen wo ich hinlaufe, beschleunigt sich mein Schritt. Ich finde es ein befreiendes Gefühl, einfach umher zu rennen und alles so klar zu sehen. Ich höre die kleinsten Tierchen und sehe von weitem das Werk einer Spinne. Ich fühle den Wind, der nicht hart, sondern ganz sanft mein Gesicht streift. Es fühlt sich an als würde er mich gern haben und mich nicht wieder loslassen. Ich rieche das Holz der Bäume, die Blätter und noch ein ganz anderer Geruch. Abrupt bleibe ich stehen. Ich ziehe den Duft ein, doch ich kann nicht sagen was es ist. Wieder atme ich stark ein. Dann fällt mir ein was das für ein Geruch ist.

Ein Mensch!

Panisch sacke ich zusammen. Wie reagiere ich jetzt? Werde ich das Bedürfnis haben, mich an seinem Blut zu ergötzen? Ihn vielleicht töten, oder werde ich mich beherrschen können?

Beweg dich einfach nicht! Ich komme. Schallt es Plötzlich durch meinen Kopf. Ich suche eine Person die zu dieser Stimme passt. Ich reisse die Augen auf, als ich herausfinde, wer da in meine Gedanken gesprochen hat. Es ist Jake. Was will der von mir? Ich stehe auf und schaue wieder in die Richtung, von wo der Geruch kommt. Dann renne ich los. Nur so aus Trotz, damit dieser Vollidiot weiss, dass er mir nicht zu sagen hat, was ich tun und lassen soll. Etwa 100 Meter von dem Geruch entfernt, bleibe ich stehen.

RevengeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt