Brad rieb sich kurz über das Gesicht und musste erst einmal seine Gedanken sortieren, bevor aus seinem Mund irgendetwas wertvolles hervorkommen konnte. Es würde wahrscheinlich nur ein Gebrabbel, vergleichbar mit Babygeräuschen erklingen. Das Ergebnis von viel zu vielen Gedanken auf der Festplatte von Bradford Phillip Delson.
Hat sie wirklich gesagt, sie wäre sein Schutzengel? Der stille Begleiter eines Menschen, den es aus Erzählungen gab. Den man jemanden zuschrieb, um dessen Gemüt aufzubessern.
Die heilig waren und als Helfer an der Seite des Allmächtigen standen. Zu hell in ihrer allgegenwärtigen Präsenz, um sie anzusehen.Doch niemals war es Wirklichkeit. Niemals saß ein Engel neben ihm. So etwas konnte nicht wahr sein. So etwas konnte er nicht glauben.
Doch wenn er so nachdachte, sich langsam beruhigte und in das Blau ihrer Augen sah, scheint er es langsam in seinen Verstand sickern zu lassen. Alleine das Überleben nach diesem Unfall zeigte ihm doch die Möglichkeit der Wahrheit.
Schlagartig füllte sich das Loch in sein Kopf mit Fragen, die es alle zu beantworten galt. Die Lucy hoffentlich beantworten konnte.
Er musste ehrlich gestehen, hat er sich seinen Beschützer nicht mit blauen Augen und hellbraunen Haaren vorgestellt. Keinesfalls wie einen leicht zurückgebliebenen Teenager, der mehr auf dem Kasten hat, als man ihm beim ersten Blick zuschrieb.
"Wie, ich meine", stotterte er hervor und fuhr sich durch die Haare, "wie kannst du ein Engel sein?"
"Ich bin gestorben und wieder auferstanden", grübelte sie kurz, hat ihr doch noch niemand diese Frage gestellt. "Damals bei der Army habe ich mich für einen Freund geopfert und wegen dieser tapferen Gabe, durfte ich als Engel wieder auf die Erde und wurde dir zugeteilt. Ich bin manchmal bei euch am Esstisch gesessen, ihr habt es nur nicht bemerkt", kicherte sie kurz und beendete ihre Worte, die knapp an einer Rede vorbeigeschrammt waren, mit einem sanften Lächeln.
"Aber ich", seufzte er und konnte es noch nicht wirklich realisieren, was ihm wohl Lucy nicht verübelte. Es war wirklich zu viel für seinen Verstand und unter diesen Umständen noch schwerer zu verarbeiten. Doch sie trug keine Flügel, was ihr vielleicht den nötigen Flair an Himmelsgeschöpf nicht gab, was ihm wiederum auf die Sprünge helfen könnte, es zu glauben.
Lucy hielt nun die Luft an und hatte vollste Aufmerksamkeit von Delson. Er wusste nicht, was nun passieren würde. Aber er hoffte nicht, dass sie nun starb. Neben ihm. Dies würde er sich nie verzeihen können.
Allein das viele Blut welches auf seiner Jacke, ihrem Pulli und ihrer Hand war, erschreckte ihn. Es war zu viel, um noch am zu leben.
"Er kommt gleich", hauchte sie Brad zu und rappelte sich auf, eine Hand um ihren Bauch geschlungen, "dann rennst du gerade aus und über die Treppe bis zur Haustür, ohne stehenzubleiben, verstanden?"
Langsam rappelte er sich auf und schaltete seinen Verstand ab, der ihm nur zu Last fallen würde in seiner verwirrten Weise. Er stützte Lucy leicht und erkannte ihre ernste Mimik.
Nun sah er nicht mehr die normale sondern die Soldatin Lucy vor sich stehen, deren Worte er nur ein kurzes Nicken schenkte und er die Waffe sah, die sie aus ihrer Jacke hervorzauberte. Ein Utensil, welches sie bei ihren unzähligen Folterausflügen wohl einmal mitgehen hat lassen müsste.
"Lauf' einfach Brad", hauchte sie, während jedes der vielen Schlösser sie immer näher dem Start der versuchten Flucht brachten, "egal was passiert."
Mit einem Schrei sprangen sie auf ihn los und brachten den Koloss zu Fall. Er war zu überwältigt gewesen, um irgendwie zu handeln, um nicht zu Boden gerissen zu werden. Dort nun leicht benebelt zu liegen, während Delson Lucy wieder auf die Beine zog. Beide nun den Flur entlang hasteten, der unendlich wirkte. Jeder Schritt nachhallte in dem Kellerabteil, der Brad nur eine Gänsehaut bescherte. Mit einer Hand krallte er sich an die ndkante, um in seinem Tempo noch die Kurve zur Treppe zu kratzen, während ein paar Schüsse ihn erschaudern ließen. Doch er blieb bei seinem Wort und rannte.
Als würde der Himmel auf ihn herabstürzen.
Lucy ließ sich es nicht nehmen, zurückzuschießen und nahm sich etwas Deckung im nächsten Türrahmen, bevor sie wieder Brad folgte. Die Treppe führte in einen weiteren Gang, an dessen Ende zu ihrer beider rechten sich die Haustür erstreckte. Lucy warf die Tür zu und stemmte sich etwas dagegen, als Delson das Wohnzimmer durchforstete. Auf der Suche nach einem Schlüssel, da sein vorheriger Versuch, die Tür zu öffnen, vergebens gewesen war.
Seine Geduld war am Ende und seine Kräfte langsam auch, als er mit einem kräftigen Tritt die Fensterscheibe eintrat und ihnen somit Freiheit verschaffte. Ein Ruf nach ihr war genug, als sie auf ihn zu rannte. Doch sie hatten keine Zeit, langsam aus dem Haus zu steigen. Stattdessen packte sie ihn an der Taille und warf sich mit dem Rücken gegen das Fenster, durch dessen alten Holzgitter sie brach und mit einem Knall und knirschenden Glassplitter auf den ächzenden Bodendielen der Terrasse aufkamen.
Brad schüttelte leicht benebelt den Kopf, worauf er von ihr kroch und sie auf die Füße zog. Das Smartphone aus der Tasche holte und versuchte, trotz der zitternden und schmerzenden Händen eine richtige Nummer wählen zu können, die ihn zu Mike führen sollte.
Die schweren Schritte waren noch außerhalb des Hauses zu vernehmen, die langsam aber sicher auf die Haustür zustürmten. Lucy verlangte dies nur ein hartes Schlucken und das noch festere Umklammern der silbernen Faustfeuerwaffe.
Ihr Blick war starr auf die Tür gerichtet, die jeden Moment aus den Angeln gerissen werden müsste. Sekunden darauf, flogen Holzsplitter in alle Richtungen ab. Thanatos war mit Schulter voraus und beachtlichem Tempo gegen die Tür gestürmt, die es nun nicht mehr gab.
Schnell hat er seine Waffe gehoben und schoss geübt auf Lucy, die nur ins Nichts traf. Der Blutverlust machte ihr und ihren Fähigkeiten zu schaffen, sonst immer ins schwarze getroffen zu haben. Doch jetzt versuchte sie nur noch krampfahft ihre Augen offen zu halten und wenigstens einen Teil des Körpers des Riesen zu treffen.
Mit Leichtigkeit hat er mit einer Kugel ihr die Waffe aus der Hand geschossen und sah nur zu, wenn immer wenige Meter die beiden entfernten und der Lauf genau auf sie gerichtet war. Ein Blick zurück verriet, dass ihre Waffe zwischen dem knöcheltiefen Gras verloren gegangen war und es nicht mehr Optionen gab, als wie vor den vielen Jahren.
Augen zu und einsehen, dass es vorbei war.
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keep running like the sky is falling × LINKIN PARK × b.delson
FanfictionEr hätte rennen sollen. Hat es aber nicht getan. Er hätte sie alleine lassen sollen. Konnte es aber nicht. Also was versuchte die Welt ihm zu sagen, mit immer wieder in Blut getränkter Kleidung, was so wichtig war. Was hat er übersehen. Und warum wa...