Kapitel 6

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So schnell ihn seine Beine trugen rannte er aus seinen Räumen heraus. Er musste Hermine finden. Zuerst rannte er in den Slytheringemeinschaftraum in dem Ginny und Draco saßen, aber keine Hermine. „Wisst ihr wo meine Frau ist?“, fragte der Tränkemeister und seine Augen huschten nervös durch den Raum. „Wir haben sie nach dem Tee bei McGonagall zurück in eure Räume begleitet. Ist ihr etwas passiert? Hat sie wieder geweint?“, fragten die Freunde besorgt.

„Wieso wieder geweint?“, stutzt Severus und sieht die Freunde seiner Frau nun das erste Mal an. „Was auch immer du im Eberkopf gemacht hast, du hast sie zum Weinen gebracht. Ich habe wirklich lange gebraucht sie zu trösten“, berichtet Draco seinem Paten und sah ihn dabei streng an. Severus zuckte leicht zusammen.

‚Den ganzen Tag hast du alter Narr sie schon verletzt. Du hättest wirklich mehr achtgeben sollen. Sie ist deine Frau und du solltest ihr gerade jetzt in der Schwangerschaft nur Gutes tun, aber du versagst auf ganzer Linie! Draco musste sie trösten, dabei hätte sie gar keinen Grund zum Weinen haben sollen. Wo kann sie denn bloß stecken?‘, grübelte Severus.

„Ich werde sie weiter suchen. Habt ihr vielleicht einen Tipp, wo ich Hermine finden kann?“, brummte er. Draco zuckte mit dem Schultern. „McGonagall hat ihr angeboten, wenn irgendetwas ist, dann kann Hermine jederzeit zu ihr kommen“, berichtete Ginny. „Aber wenn du sie suchst, nur damit es ihr wieder schlecht geht, dann lass es bleiben“, warnte die rothaarige Hexe. Der besorgte Tränkemeister nickte und verschwand aus dem Gemeinschaftsraum.

Im zweiten Stock lief ihm Minerva über den Weg und er verdrehte innerlich die Augen. Doch die Direktorin lächelte ihn nur freundlich an. „Guten Abend Severus. Wie kommt es, dass du durch das Schloss rennst?“, fragte sie neugierig. „Ich suche meine Frau. Weißt du wo sie ist?“, fragte er grimmig. „Hermine war vorhin noch bei mir. Wir haben zusammen mit Mr. Malfoy und Miss Weasley einen Tee getrunken und nett geplaudert. Ich freue mich sehr für euch, dass ihr nun ein Kind bekommt. Herzlichen Glückwunsch“, grinste die alte Hexe. „Du scheinst alles richtig zu machen. Hermine hat vor Glück gestrahlt.“

‚Ich habe ihr das Strahlen gerade wieder genommen, weil ich nicht alles richtig mache. Ich bin ein alter verschrobener Idiot, der nicht einmal seine Ehefrau glücklich machen kann‘, dachte er, obwohl er das niemals vor seiner Chefin zugeben würde.

„Danke für deine Glückwünsche. Wir freuen uns wirklich sehr auf unser Kind. Aber nun muss ich weiter. Vielleicht habe ich meine Frau ja an die Bibliothek verloren“, meinte er sarkastisch und schritt an Minerva vorbei. Er war etwas zwiegespalten. Einerseits hatte er gehofft, dass Hermine bei ihr ist, dann hätte er nicht weiter suchen müssen, andererseits war er froh, dass Minerva nichts von dem Krach zwischen ihnen mitbekommen hatte.

Es waren gefühlte Stunden vergangen und es blieb nur noch ein Ort an dem Severus suchen könnte. Immer zwei Treppenstufe auf einmal nehmend lief er den Astronomieturm hinauf. Er stieß die Tür zur Plattform auf und dort stand sie. Sein kleiner Engel, den er so verletzt hatte.

‚Es ist auch ironisch, dass ich mich wieder hier bei ihr Entschuldigen muss‘, seufzte er innerlich und ging auf sie zu. Sie sah sich nicht einmal zu ihm um. Sanft legte er seine Arme um ihren Körper und zog sie an seine Brust. Hermine zuckte unter der Berührung etwas zusammen und sein Herz zog sich zusammen. Doch er ignorierte es und vergrub seine Nase in ihrem Haar.

„Was wollen Sie hier, Sir?“, fragte Hermine kalt und ließ ihren Blick auf den Horizont gerichtet. „Bitte nenne mich nie wieder so und hör auf mich zu siezen“, bat er mit brüchiger Stimme. Darauf antwortete die junge Hexe nicht. Severus seufzte einmal leise und zog sie noch dichter an sich. „Es tut mir leid, dass ich dich so angefahren habe, aber ich habe es wirklich nicht böse gemeint. Ich hatte nur solche Angst um dich. Ich liebe dich und es ist das wundervollste Gefühl mit dir verheiratet zu sein. Wenn einer das Recht hat sich für diese Ehe zu schämen, dann bist das du. Du bist schließlich mit einem alten Narren verheiratet. Ich wollte dich nicht verletzen. Weder vorhin in unseren Räumen noch im Eberkopf. Aber in mir ist die Panik hochgestiegen. Adams hatte schon ein Auge auf dich geworfen, als du herein kamst, aber jetzt weiß er, dass du zu mir gehörst und dass er nun einen Trumpf gegen mich im Ärmel hat. Ich hatte solch eine Angst, dass dir etwas geschehen ist, als du nicht in unseren Räumen warst… Ich bin einfach durchgedreht und das tut mir wirklich leid. Ich hätte dich nicht so anfahren sollen“, versuchte Severus sich zu entschuldigen und zu erklären.

Leicht entspannte sie sich in seinen Armen, drehte sich aber immer noch nicht zu ihm herum. „Mir passiert nichts. Ich bin Erwachsen und ich habe gegen den schrecklichsten Magier gekämpft, als ich noch ein Kind war. Ich kann wirklich auf mich aufpassen, Severus. Du brauchst mir nichts verbieten und mir auch nicht gegenübertreten, als hätte ich dein komplettes Tränkelabor in Schutt und Asche verwandelt. Ich hatte wirklich Angst vor dir. Solche Angst hatte ich nicht einmal, als ich nur deine Schülerin war“, murmelte sie leise in den Abend hinaus.

„Du bist wirklich eine fähige und geschickte Hexe, aber James Adams ist gefährlich! Du musst dich vor ihm wirklich in acht nehmen. Ich könnte es mir niemals verzeihen, wenn dir etwas zustoßen würde. Bitte halte dich von ihm fern!“, bat er und Hermine konnte das leichte Zittern in seiner Stimme hören.

‚Wenn dieses James so gefährlich ist, wie Severus es sagt, weshalb trifft er sich dann mit ihm? Was heißt Auge auf mich geworfen? Ich bin doch keine Trophäe. Wenn der Typ es auch nur versucht mich anzugraben, dann lernt er mich erst so richtig kennen!‘

„Was hast du denn mit ihm zu tun? Du sagst er ist gefährlich, aber weshalb triffst du dich dann mit ihm?“, hakte sie misstrauisch nach. „Schließlich sagst du, dass James Adams gefährlich ist. Was verstehst du in diesem Punkt als gefährlich?“

Severus seufzte schwer und sah flehend auf seine Frau hinab. Doch war ihm bewusst, wenn er sie wirklich schützen wollte und ihre Vergebung einheimsen, dann musste er ehrlich sein. „Es ist schwer und wäre eine sehr lange Erklärung, aber ich werde dir so viel erzählen, wie ich kann. Bitte höre mir einfach nur zu“, bat er. Als Antwort bekam er ein stummes Nicken.

„Also gut. James Adams und ich waren so eine Art Waffenbrüder. Schon zu Schulzeiten. Er ist damals nicht dem dunklen Lord beigetreten, einfach weil er sich niemandem unterordnen wollte. Doch auf dem rechten Weg war er nie. James Adams entführt, vergewaltigt, stielt und mordet zu seinem eigenem Vorteil. Irgendwann hat es sich so ergeben, dass er meinen Besitz auch als seinen ansieht, deshalb habe ich ihm das mit unserer Ehe verheimlichen wollen. Er fand dich schon hinreisend, als du durch die Tür kamst, aber da konnte ich euch noch als unnütze Kinder abtun. Aber du kamst an unseren Tisch und hast dich dadurch, dass du dich als meine Frau kenntlich gemacht hast, zu offenen Beute erklärt. Ich habe seit Jahren nichts mehr mit ihm zu schaffen, weil ich sein Verhalten nicht gut finde und seine Methoden abscheulich sind.

Ich musste jedoch wieder Kontakt zu ihm aufnehmen, da Kingsley mich darum gebeten hat, seine neuen Pläne auszukundschaften. Deshalb hat er mir einen zwielichtigen Auftrag gegeben für denn ich die Hilfe von Adams brauche. Jetzt muss ich leider nur den Schutz meiner Familie höher stellen und werde King sagen, dass er einen anderen Mann braucht. Ich werde diesen natürlich mit James vertraut machen und mich dann aus der Affäre ziehen. Denn ich werde nicht zulassen, dass James an dich oder unser Kind kommen wird“, erklärte er und hielt seine Hermine fest in den Armen, als würde er fürchten, dass sie ihm jeden Moment entrissen wird.

„Weshalb redest du vorher nicht mit mir?“, fragte sie und sackte ein wenig in sich zusammen. „Ich wollte das alles gerade jetzt in der Schwangerschaft von dir fernhalten, Liebste. Du sollst dich nicht aufregen“, erklärte er. „Aber mich dann zu behandeln, wie eine dumme Schülerin, wird mir sicherlich gut tun“, zischte sie immer noch erbost. „Es tut mir wirklich ehrlich leid… Dir ist kalt, lass und in unsere Wohnung zurück, Liebling“, schlug er vor. Er wusste, dass sie ihm noch nicht verziehen hatte, aber vielleicht hatte er ja Glück und ihre Hormone waren dieses Mal auf seiner Seite.

Also gingen sie zusammen zurück in die Kerker.




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