Die Wanderung

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"Ich möchte mal auf einen richtigen Berg wandern."

Anscheinend regten die Hausaufgaben Luna immer wieder zu neuen Ideen an. Eigentlich nicht schlecht, aber die ersten Versuche waren dann doch immer noch recht unkonkret, um sie sofort in die Tat umzusetzen.
"Was ist denn deiner Meinung nach ein richtiger Berg?", fragte Professor Krombach.
"Ein hoher Berg, auf den man nicht so leicht hochkommt. Am besten der höchste Berg."
Professor Krombach lachte: "Aber der Mount Everest muss es hoffentlich nicht sein. Dafür müsstest du noch ein paar Dinge üben."
"Welches ist denn zum Beispiel der höchste Berg in Deutschland? Kann man da hochlaufen?"
"Auf die Zugspitze kann man laufen. Das sind vielleicht 20 km. Aber natürlich gibt es da auch einige Steigungen. Es kommt halt immer darauf an, wieviel man in seinem Leben schon gewandert ist. Gute Kondition und Erfahrung machen solche Vorhaben erfolgreicher. Natürlich gibt es unterwegs Hütten zum Übernachten. Reicht die Kraft nicht, legt man halt eine Pause ein. Aber der Weg bleibt trotzdem anstrengend."
"Ich war mit der Klasse schon öfter wandern, oder in den Ferien. Wenn das an einem Tag geht, dann möchte ich das auch an einem Tag machen. Oder schaffst du das nicht?"
Professor Krombach wusste schon, worauf das hinauslief. "Sprich mal mit deiner Mutter, was sie dazu meint. Auch, wenn man das an einem Tag macht, muss man vorher und hinterher übernachten. Man kann nicht früh morgens mit dem Wandern beginnen und vorher noch die Anfahrt bewältigen."

"Meine Mama hat mir 50 Euro gegeben. Können wir das mit der Wanderung jetzt planen?" Freudestrahlend kam Luna am nächsten Tag mach der Schule angerannt. Trotz der Aufregung konnte Professor Krombach Luna noch dazu bewegen, erst die Hausaufgaben zu machen, bevor es an die Planung der Wanderung ging. Hier gab es doch einige Punkte, die Luna zum Nachdenken anregten. Man sollte früh morgens losgehen, um den Weg an einem Tag zu schaffen. Jede Pause verlängerte die Gehzeit von doch beträchtlichen 10 Stunden. Professor Krombach konnte ja zur Sicherheit eine Übernachtung in einer Hütte unterwegs einplanen. Er musste ihr ja nichts davon erzählen. Luna konnte sehr ehrgeizig sein, aber sie war eher der Typ, Dinge auszuprobieren und mit Misserfolgen zu leben. Sie musste noch lernen, dass man mit guter Planung und Vorbereitung manche Misserfolge abwenden konnte. Vielleicht war ihr das auch egal. Professor Krombach war es nicht egal. Da er auch gerne wanderte, reizte ihn diese Aufgabe und er würde gerne vorher wissen, ob er sich auf eine Mammutwanderung an einem Tag oder auf die eher entspannte Variante an zwei Tagen einstellen sollte. Vielleicht sollte er mit der Übernachtung planen und sich später freuen, wenn sie schneller vorankamen.

An dem Freitag, an dem die neue Herausforderung beginnen sollte, kam Luna schon mit gepackten Sachen zu den üblichen Hausaufgaben. Immerhin hatte sie auch feste Schuhe und einen Rucksack, mit dem sie zumindest einen Teil ihrer Verpflegung selbst tragen konnte. Aber ob sie darauf eingestellt war, dass die Wanderung mit Gepäck noch anstrengender werden würde? Vor allem an den Steigungen würde sich zeigen, ob sie ihre Kräfte überschätzte.

Früh morgens ging es los. Der Start durch die Klamm sollte noch vergleichsweise einfach werden. Luna war von der schönen Landschaft begeistert und sang vor sich hin. Doch gegen Mittag kamen größere Steigungen und das Tempo wurde deutlich langsamer. Luna sah auch nicht mehr so glücklich aus. Sie machten immer mal wieder eine Pause und kamen dann etwas später als gedacht an der Hütte an, die für die Mittagsrast vorgesehen war. Luna ließ sich mit einem Seufzer auf eine Bank fallen.
"Sag mir nochmal, wie viele Kilometer wir jetzt schon haben? 15?"
"Nein noch nicht! Am Anfang hatten wir ein leichtes Stück, da kann man noch gemütlich wandern. Jetzt zur Hütte wurde es schon etwa steiler. Wir wollen ja immerhin auf einen Berg. Und es ist auch noch der höchste Berg in Deutschland."
Luna schluckte: "Haben wir von den Steigungen schon viel hinter uns? Ist es jetzt eher flach?"
"Nein, da kommen noch einige Steigungen. Aber zu deiner Beruhigung: Wenn es dir zuviel wird, können wir immer noch auf der Hütte übernachten und morgen weitergehen."
"Auf keinen Fall. Ich will das an einem Tag schaffen. Ich halte das schon durch. Wir machen ja jetzt Pause. Ich werde eine Runde schlafen." Professor Krombach wusste, dass er hier keine Chance hatte. Sie würde bis zum Umfallen laufen wollen und man brauchte evt. einen Plan B, falls es doch nicht ginge. Er dachte nach. Luna war zwar recht stur, aber sie dachte auch nach. Vielleicht konnte er ihr helfen, mit der Anforderung besser klar zu kommen.

Der Professor und das Mädchen ..... Nein!   Das Mädchen und der ProfessorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt