Die Aufgabe

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"Ich habe heute schon wieder schwere Matheaufgaben auf."
Da hatte er gestern wohl etwas losgetreten. Aber insgeheim hatte Professor Krombach gewusst, dass Luna am nächsten Tag wieder vor der Tür stehen würde. Er hatte gesehen, dass sie mit seiner Hilfe eigentlich ganz konzentriert arbeiten konnte. Aber eigentlich war er noch nicht so darauf eingestellt, dass er jetzt jeden Tag den Nachhilfelehrer spielen würde. "Komm rein und setz dich!" Professor Krombach war überrascht, wie schnell diese Aufforderung doch aus seinem Mund kam. Hatte er gerade nicht darüber nachgedacht, dass es in seinem Leben noch andere wichtige Dinge gibt..... äh gab.......?

Luna lachte und rannte an ihm vorbei an den Esstisch und packte ihre Sachen aus. "Können wir gleich anfangen?" Soviel Eifer war eine gute Voraussetzung.
"Ich erkläre dir das jetzt nochmal. Dann schaffst du das sicher alleine. Ich lese dabei in meinem Buch weiter. Aber ich setze mich neben dich und du kannst mich fragen, wenn irgendwas nicht geht, okay?"
Luna nickte und machte sich an die erste Aufgabe. Professor Krombach riskierte ab und zu einen Blick und sah, dass sie Zahlen auf das Papier kritzelte. Die erste Aufgabe war bald gelöst und alles schien richtig.
"Der Kuchen bei euch gestern war lecker." Luna grinste.
"Soll ich mal schauen, ob wir noch Kuchen haben?"
"Das wäre echt toll!" meinte Luna. Professor Krombach ging in die Küche und kam mit einer guten Nachricht wieder.
"Wenn deine Aufgaben dann erledigt sind, bekommst du noch was."

Luna freute sich, nahm ihren Stift, blickte aber nur kurz auf. " Wenn ich zu mittag gegessen hätte, wäre es besser gewesen." Professor Krombach verstand sehr wohl, aber er ignorierte diese Bemerkung. Luna machte sich an die zweite Aufgabe, die einen Tick länger dauerte als die erste. "Wenn ich da jetzt noch zwei Zahlen übrig habe, muss ich dann die nächste trotzdem runterholen?", fragte sie.
"Ja, das musst du. Wenn alles richtig ist, dann sind diese beiden Zahlen kleiner als die Zahl, durch die man teilen muss." Der Stift kritzelte wieder über das Papier und Professor Krombach wendete sich wieder seinem Buch zu. "Hm, das kann aber nicht sein." Luna schüttelte den Kopf. "Da muss ich ja oben gleich zwei Zahlen hinschreiben. Das hatte ich noch nie."
"Das war das, was ich dir eben gesagt habe: Wenn du vorher schon einen Fehler gemacht hast, dann sind die übrigen zwei Zahlen zu groß."
Luna stöhnte. "Ist auch schwierig direkt nach der Schule ohne......"
"Ich weiß! Eigentlich willst du kein Mathe machen, sondern den Kuchen essen. Habe ich schon verstanden. Aber warum kannst du nicht erst schnell diese Aufgaben lösen, die du doch eh eigentlich gut kannst. Danach schmeckt der Kuchen doch viel besser. Du weißt dann, dass du ihn dir verdient hast."
"Naja, ich habe halt Hunger. Und da ist es doch klar, dass meine Konzentration schwankt. Mein Gehirn braucht Zucker, damit es leistungsfähig bleibt." grinste sie.

Professor Krombach hatte die Wahl, noch weiter zu diskutieren, oder den Kuchen zu holen. Er entschied sich für letzteres, auch wenn er mittlerweile das Gefühl hatte, dass danach die Arbeit nicht wirklich besser ging. Luna stürzte sich auf den Kuchen, als ob sie seit Tagen nichts zu essen bekommen hatte. Nach zwei Stücken griff sie auch bereitwillig wieder den Stift und meinte: "Kannst du mir das mit den zwei Zahlen bitte noch einmal erklären?" Professor Krombach hatte eh nicht an die geheimnisvolle Wirkung des Zuckers geglaubt. Er wusste, dass die geheimnisvolle Wirkung von seiner Anwesenheit und Aufmerksamkeit abhängig war. Er legte sein Buch beiseite, erklärte die Sache noch einmal und kommentierte nun immer wieder die Rechenschritte. Luna war zufrieden und erledigte eine Aufgabe nach der anderen bis alles beendet war.

"Warum kannst du diese Aufgaben eigentlich nicht alleine machen? Du weißt doch, wie es geht! Du kannst Mathe."
Luna überlegte einen Moment und meinte: "Nein ich kann es nicht alleine. Das hast du doch gesehen, dass es nicht geht. Ich bin immer wieder unsicher und ich hasse diese Aufgaben."
"Ja, manche Sachen fallen nicht leicht. Aber zumindest sieht man, dass du keine Niete in Mathe bist. Aber interessiert dich wohl nicht so sehr und da ist es für dich lustiger, wenn du die Aufgaben in Gesellschaft machen kannst, oder? Warum fragst du zuhause nicht deine Mutter oder eine ältere Schwester, ob sie sich daneben setzt. Hast du das mal probiert?"
Luna schaute auf einmal böse:" Ja, ich habe schon verstanden. Ich halte dich von deiner Arbeit ab. Du willst deine Bücher lesen. Ich würde auch lieber deine Bücher lesen. Aber ich muss ja diesen Mist hier machen."

Und plötzlich packte sie ihre Sachen und war schneller zur Tür heraus, als Professor Krombach schauen konnte. "Danke schön für die Hilfe......." hat irgendwie noch gefehlt, dachte er!

Der Professor und das Mädchen ..... Nein!   Das Mädchen und der ProfessorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt