Das Versteck

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Professor Krombach öffnete die Haustür, aber er konnte Luna nicht mehr entdecken. Wollte sie wirklich weg und draußen übernachten?

Wahrscheinlich hatte sie da bald genug von und würde wieder auftauchen. Vielleicht war es ganz gut, einfach mal abzuwarten. Doch als Luna auch die nächsten 3 Tage nicht auftauchte, wurde er ein wenig unruhig. Sie war inzwischen regelmäßig Gast bei den Krombachs. Aber bis heute hatte sie auch ein großes Geheimnis um ihre Familie gemacht. Sicher sind in diesem Alter viele Kinder mit ihren Eltern unzufrieden. Er hatte ja immer wieder versucht, Kontakt mit der Mutter aufzunehmen. Seine Frau fand, dass das dringend nötig sei. Aber Luna hatte nie erzählt, wo sie wohnt und wie sie heißt. Schließlich hatte er die Situation so angenommen, wie sie war. Das Mädchen war ihm ans Herz gewachsen und er stellte fest, dass sie ihn doch ein wenig aus seiner Bücherwelt herausgeholt hatte. Früher hatte er ganze Tage mit wichtiger Literatur zugebracht. Und jetzt ertappte er sich häufiger dabei, wie er gegen Mittag häufiger auf die Uhr schaute. Schule müsste ja bald vorbei sein. Doch auch heute tauchte Luna nicht auf.

"Wo ist eigentlich der Kuchen, den ich gestern in den Keller gestellt habe? Hast du den schon aufgegessen,  Nils?" rief seine Frau aus der Küche.
"Ich habe da gestern was von gegessen. Aber alles? Eigentlich nicht!"
"Du bist in den letzten Tagen ziemlich verwirrt, lieber Nils. Ich hätte da auch gerne etwas von gehabt. Aber wenn es um deinen Lieblingskuchen geht, dann kennst du nichts."
Professor Krombach wunderte sich zwar ein wenig, dachte aber nicht näher darüber nach. Tatsächlich musste er häufig daran denken, was Luna wohl gerade macht und wie es ihr geht. Da konnte so etwas schon passieren. "Tut mir Leid, Lisa!" rief er zurück.
"Du denkst wohl wieder an deine kleine Freundin, oder? Wie geht es ihr denn? Habe sie lange nicht gesehen."
Professor Krombach dachte nach, ob er seiner Frau die Geschichte erzählen sollte. Wusste sie Rat, was er hier tun könnte? Beides war möglich. Er kannte Lunas Gefühlsausbrüche. Es würde passen, dass sie ihn gerade ignorierte, nur weil er gezögert hatte, ihren Wunsch zu erfüllen. Ohne Weiteres würde er ihr auch zutrauen, für ein paar Tage nicht nach Hause zu kommen und irgendwo Unterschlupf zu finden. Allerdings hatte sie sich bisher so lange noch nicht gemeldet. War sie tatsächlich in einer Notsituation und er hätte ihr helfen müssen? Seine Gedanken drehten sich im Kreis und er kam zu keinem wirklichen Ergebnis. Vielleicht wusste die Schule Bescheid. Aber hatte er einfach das Recht, sich dort zu erkundigen? Er war kein Elternteil. Und so wie er sie kannte, würde sie ohnehin nicht mit ihm reden wollen, wenn sie tatsächlich verstimmt war. Allerdings wüsste er dann wenigstens, ob sie abgehauen war. Vielleicht sollte er tatsächlich morgen mal in der Schule vorbeischauen.

Trotz dieses Planes schlief Professor Krombach in der Nacht sehr unruhig. Öfter wachte er auf, holte sich ein Glas Wasser, oder versuchte ein paar Seiten zu lesen. Irgendwann beschloss er, im Garten ein wenig frische Luft zu schnappen. Das sollte doch auch gut helfen. Die Nacht war klar und der Sternenhimmel zeigte sich von seiner besten Seite. Nachbars Katze war wohl auch wieder auf Mäusejagd. Immer musste sie in seinem Schuppen rumkruschteln. Einerseits ganz nett, dass die Mäuse da nicht an seinen Sachen nagten. Andererseits brachte sie auf der Jagd dann doch öfter einiges durcheinander. Manchmal fand er am Morgen einen zerbrochenen Blumentopf, der die Jagd nicht überlebt hatte.

Doch das, was er hier fand, war nicht Nachbars Katze. "Luna, was machst du hier?" rief er erschrocken!
Luna fuhr hoch und wollte schnell aus der Tür rennen.
Doch diesmal war Professor Krombach fix genug für sie und hielt sie fest. "Jetzt bleib da und erzähle mal alles in Ruhe. Einfach weglaufen hilft doch nichts. Du willst doch auch, dass wieder alles in Ordnung kommt.."
"Ich gehe nicht zurück! Da kannst du machen, was du willst. Lass mich los."
Der Vergleich mit der Katze war eigentlich nicht schlecht. Sie wendete sich und fast konnte sie seinem Griff entkommen, doch er hielt sie fest.
"Ich schicke dich nirgendwohin Luna. Ich hatte Angst um dich. Ich will dir helfen. Das wollte ich schon vor 3 Tagen. Aber du hörst mir nicht richtig zu. Jetzt lass uns reingehen, wir trinken was und du erzählst mir alles in Ruhe."
"Darf ich dableiben?"
"Du kannst heute Nacht hierbleiben, Luna. Alles weitere besprechen wir, wenn ich deine Geschichte kenne, okay?"

Luna schien erst einmal beruhigt.

Der Professor und das Mädchen ..... Nein!   Das Mädchen und der ProfessorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt