Der Brief

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Vier Wochen, nachdem die Sache ausgestanden war, lag dieser Brief im Briefkasten:

Lieber Professor Nils Krombach!

Es fällt mir schwer, diesen Brief zu schreiben.

Je länger ich damit gewartet habe, desto schwerer wurde es. Als meine Mutter damals in die Schule kam und mich holte wusste ich, dass ich einen Fehler gemacht habe. Naja, eigentlich wusste ich es schon länger. Ich bin ja nicht dumm.

Ich weiß auch, was man machen darf und was nicht. Es stimmt, ich habe übertrieben. Nicht alles ist wahr, was ich erzählt habe. Ich weiß auch nicht mehr, wann oder warum ich auf den Gedanken kam, bei dir zu klingeln. Wahrscheinlich hatte ich Streit mit meiner Mutter. Und schon am ersten Tag habe ich mich bei dir sehr wohl gefühlt. So wohl, wie ich mich schon lange nicht mehr gefühlt habe. Meine Mutter war nicht wirklich gemein zu mir, aber sie hatte nie Zeit.

Du schon! Du hattest immer Zeit.

Aber ich weiß, dass meine Mutter ja auch arbeiten war. Deshalb war sie so oft weg. Und natürlich war es wichtig, dass sie arbeiten war. Ich bereue meinen Fehler, aber ich bereue unsere Zeit nicht. Schade, dass sie schon vorbei ist. Ich habe meiner Mutter Unrecht getan. Sie hat mir verziehen. Ich habe dir auch Unrecht getan, aber anders. Da weiß ich nicht, ob du mir verzeihen kannst.

Zuerst konnte ich dich nicht fragen, weil ich nicht mehr zu dir durfte. Dann habe ich mich nicht mehr getraut. Jetzt kann ich immerhin diesen Brief schreiben, obwohl das eigentlich ein bisschen wenig ist. Aber mehr geht nicht.

Ich darf nicht. Leider!

Vielleicht bis irgendwann.

Luna

P.S.Danke für alles! Vielen vielen Dank!

Professor Nils Krombach las den Brief noch ein zweites und ein drittes Mal. Konnte er ihr verzeihen? War das überhaupt noch wichtig?

Gab es ein irgendwann?

Der Professor und das Mädchen ..... Nein!   Das Mädchen und der ProfessorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt