Das Meer

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Ein Stück Fahrt lag noch vor ihnen, doch das meiste war geschafft. Nach 2 weiteren Stunden konnte Professor Krombach den Motor auf einem Parkplatz abstellen.

"Heute machen wir uns einen schönen Tag.  Ich würde vorschlagen, dass wir zuerst frühstücken und uns dann im Ort Badesachen kaufen. Schwimmen im Meer muss ja wohl sein, oder? Luna strahlte. Ja, anders als schön konnte dieser Tag nicht werden. Begeistert rannte sie durch den Sand, bis ihre Füße das Wasser berührten. Voller Übermut ließ sie sich ins Wasser fallen. Es war eine Freude, ihr zuzusehen. Nun war eigentlich klar, dass das eine gute Idee war, auch wenn sie verrückt war und wenn man eigentlich auch niemandem davon erzählen durfte. Aber so wenig sich Professor Krombach noch vor wenigen Wochen um spontane Ideen gekümmert hatte, so sehr genoss er nun Lunas Freude und natürlich den Platz am Strand, den er nun auch schon eine Weile nicht mehr gesehen hatte. Doch die lange Fahrt hatte ihn angestrengt.

"Luna, ich muss mich noch ein wenig ausruhen. Geh bitte nicht alleine ins Meer. Ich habe da ein wenig Angst, weil du es nicht kennst. Versprichst du mir das?"
Luna versprach es und wollte noch ein wenig die Aussicht genießen, die sie ja nur heute haben konnte. Die Sonne, das Meer und ein glückliches Mädchen...... zufrieden fielen ihm die Augen zu.

Professor Krombach wachte auf. Lange hatte er nicht geschlafen. Aber er war alleine. Luna saß nicht neben ihm. Wahrscheinlich war sie mal schnell auf Toilette gegangen. Demnächst mussten sie ja auch schauen, dass sie sich etwas zu Mittag holten. Aber er würde noch warten, bis Luna wiederkam. Aber sie kam nicht. Nicht nach einer halben Stunde, nicht nach einer Stunde. Vielleicht hätte er sich doch mal ihre Nummer geben lassen sollen. Zur Sicherheit.... Ob sie doch noch einmal schwimmen gegangen war? Gegen seine Anweisung? Sah er da draußen nicht etwas im Wasser? Er konnte es nicht genau erkennen. Aber irgendwie sah es aus, als würde da etwas winken. Der oder diejenige war ziemlich weit draußen, wohl von der Strömung abgetrieben. Er hätte es wissen müssen. Wenn Luna eines nicht gerne machte dann war es, sich an Anweisungen oder Ratschläge zu halten. Er musste sofort handeln. Gab es hier einen Rettungsdienst? Ein Boot? Suchend blickte er umher. Der Kioskbesitzer wusste vielleicht Rat. Schnell, bevor es zu spät war.

"Ich brauche ihre Hilfe. Schnell! Da ist ein Kind im Wasser und ertrinkt !" Der Kioskbesitzer konnte ihn nicht verstehen. Doch wenigstens erkannte er die Erregung von Professor Krombach und ließ sich nach draußen ziehen. Nach einigem Gestikulieren erkannte er dann,  was Professor Krombach ihm sagen wollte. Und er hatte tatsächlich ein Boot. Wenn auch ein Ruderboot.

Die beiden stiegen ein und ruderten mit kräftigen Zügen in Richtung der Stelle, an der Professor Krombach das Winken vernommen hatte. Nun konnte er aber nichts mehr erkennen. War es schon zu spät? Manchmal waren die Wellen etwas höher und man konnte nicht genau sehen, was dahinter war. Aber da sie ja immer näher kamen, musste man doch bald etwas sehen. Schließlich konnte man wieder etwas erkennen. Das war aber kein Mensch. Da schwamm ein doch eher provisorisch zusammengezimmertes Floß mit Resten von einem Mast. War die Person auf dem Floß bereits ertrunken?

Der Kioskbesitzer fing an zu lachen. Das konnte nun Professor Krombach erst recht nicht verstehen. Gut, Luna wäre es zuzutrauen, so eine kleine Spritztour mit dem Floß zu unternehmen. Aber selbst wenn jetzt hier niemand gewunken hatte, sondern nur der Mastrest in den Wellen schaukelte....... Immerhin war Luna auch nicht da und ..... Auch wenn jemand anders ....... Der Kioskbesitzer nahm das Floß in Schlepptau und ruderte wieder zurück. Jedes Mal, wenn Professor Krombach ihm dem Rest an Sprachkenntnissen erklären wollte, dass vielleicht seine Luna dieses Floß genommen haben konnte winkte er ab.

Am Strand angekommen nahm ihn der Kioskbesitzer mit zu einem Pfosten, der in den Sand gehauen war und zeigte ihm einen abgerissenen Strick. Okay. Er kannte das Floß. Aber Luna war immer noch verschwunden. Was sollte er tun? Der Kioskbesitzer nahm ihn in den Arm und meinte wohl, ihm auf den Schreck einen Kaffee anbieten zu müssen. Na das war vielleicht nicht schlecht. Vielleicht konnte er dort auch die Polizei anrufen.

Als er den Kiosk betrat, traute er seinen Augen nicht. Da saß Luna vor einem großen Eisbecher und löffelte diesen genießerisch in sich hinein.
"Wo warst du? Ich habe dich gesucht! Ich habe gedacht, du bist im Meer ertrunken. Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Wie kannst du mir das antun? Ich habe dir doch gesagt, du sollst nicht weggehen!" Professor Krombach war zwar sehr froh, Luna gesund vor sich zu sehen, doch der Schreck war für ihn nicht so einfach zu verkraften. 
"Nein, hast du nicht," meinte Luna schnippisch. "Du hast gesagt, ich soll nicht ins Meer gehen. Ich war nicht im Meer. Du hast aber nicht gesagt, dass ich kein Mittagessen für uns einkaufen soll. Nur das habe ich gemacht." Stolz hielt sie Weißbrot, Schinken, Käse und Melone in die Höhe. "War ganz schön schwierig, einen Markt zu finden. Und auf dem Rückweg habe ich gesehen, dass es hier lecker Eis gibt. Und da konnte ich nicht widerstehen."

Der Kioskbesitzer hatte inzwischen auch gemerkt, dass der Grund meiner Erregung wohl direkt vor ihm saß und musste ebenfalls grinsen. Er stellte einen Kaffee vor ihn hin und ließ die beiden ein wenig alleine. Auch wenn Professor Krombach nun sehr beruhigt war, musste er Luna doch noch einmal erklären, warum solche Alleingänge nicht so in seinem Sinne waren. Aber er hatte nicht den Eindruck, dass Luna das verstehen konnte. Sie war stolz darauf, für das Mittagessen gesorgt zu haben und er musste immerhin anerkennen, dass diese Idee nicht schlecht war. Professor Krombach bedankte sich noch einmal beim Kioskbesitzer, der lachte und Luna noch einmal über die schwarzen Locken wuschelte. Dann machten sich beide auf zu ihrem Liegeplatz und verspeisten die Köstlichkeiten, die Luna besorgt hatte.

"Woher hattest du eigentlich das Geld?" fragte Professor Krombach.
"Nun, meine Mutter hatte mir ja Geld für den Einkauf gegeben. Jetzt muss ich mir halt eine Ausrede überlegen, was mit dem Restgeld passiert ist. Aber nein, du gibt es mir nicht. Ich finde eine Ausrede." Professor Krombach lächelte.

Der Professor und das Mädchen ..... Nein!   Das Mädchen und der ProfessorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt