Erkenntnis

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Es verging ein weiterer Monat bis es mir soweit wieder gut ging, dass ich alleine aufstehen und laufen konnte. Alles schlauchte mich. Nachts bekam ich kaum Schlaf, weil mich meine Gedanken und Träume wach hielten. Tagsüber verbrachte ich damit meine Muskeln in Bewegung zuhalten, damit ich bald wieder  nach Hause konnte. Ich ertrug es einfach nicht mehr hier zu sein. Ich konnte nicht mal genau sagen weshalb ich so dringend gehen wollte. Vielleicht hatte ich die Hoffnung, Zuhause das Alles hier, einfach vergessen zu können, dort weiterzumachen wo ich aufgehört hatte. Insgeheim wusste ich, das Nichts mehr so werden würde wie damals.

Die Nacht war angebrochen. Aus meinem Fenster hatte ich einen schönen Ausblick auf die Stadt. Sie war dunkel, nur in wenigen Häusern brannte noch das Licht, doch auch die erloschen nach einer Weile. Die Dunkelheit fand ihren Einbruch in Suna. Alles war still, nur der Wind jaulte leise. Durch das offene Fenster wehte der Wind, blies sachte durch meine Schulterlangen Haare. Um sie zu bändigen schob ich die vorderen Strähnen hinter meine Ohren. Mein Gesicht fühlte sich kalt an. Es könnte an dem Zusammentreffen von Wind und Tränen liegen oder es war einfach kalt draußen. Wer konnte das schon sagen? Neben meinem Bett saß wie jeden Abend Gaara. Er sagte nichts, schaute mich einfach an und hielt meine Hand fest in seiner. Sie fühlte sich warm in meiner an. Sie gab mir das Gefühl, das Alles hier sei nicht nur ein Traum, doch ich wusste es besser. Jeden Morgen, wenn ich meine Augen öffnete war der Platz neben meinem Bett leer und meine Hand gaukelte mir das Gefühl von Restwärme vor.

„Ich dachte immer du möchtest nicht das Jemand deinen Schmerz sieht, doch jetzt sitzt du jeden Abend  weinend da. Was hat dir deine Freude genommen? Dich so zerbrochen?"

Er hatte recht, ich war zerbrochen. Noch nie hatte ich mich so gefühlt wie jetzt. Das stechen in meinem Herzen, der Schmerz in meinem Brustkorb, das Gefühl der Einsamkeit, das Wissen jemanden geliebten, verloren zu haben, all das war neu für mich. Der Tod von meinem Vater war ein Schock für mich, doch ich hatte mich nicht alleine gefühlt. Eine Zeitlang ging es mir zwar nicht gut, aber das lag eher daran, dass ich meinen Freund bei meinem Umzug zurück lassen musste. Als Kai abhaute war ich nur sauer und enttäuscht. Als Großmutter starb ging es mir nicht ganz so gut. Ich hatte sie wirklich lieb. Danach fühlte ich mich traurig, aber auch das ging vorbei. Hier fühlt es sich anders an. Der Schmerz möchte einfach nicht nachlassen. Auch nur beim Gedanken daran weiterzumachen und alles zu vergessen, nimmt mir die Luft zum atmen. Es fühlt sich einfach so falsch an.

„Kennst du das Gefühl jemanden zu verlieren der für dich die Welt bedeutet? Es ist ein unerträgliches Gefühl. Dein Herz schmerzt, es zieht sich zusammen und tut einfach weh. Man hat das Bedürfnis einfach nur zu weinen. Es ist einem egal, ob man deinen Scherz sehen kann, du möchtest ihn einfach rausschreien. Ich hab aufgegeben, als ich dich sterben sah. Damals schaffte ich es tapfer zu sein. Ich kam schnell über Sachen hinweg oder ich lachte einfach darüber. Doch jetzt kann ich mir nicht mal ansatzweise vorstellen je wieder zu lachen. Ich fühle mich einfach kaputt. Jeden Abend träume ich das Selbe: Du sitzt neben mir, sagst nichts und hältst einfach meine Hand. Es ist als würdest du versuchen mir zu sagen, dass du immer für mich da bist. Es fühlt sich gut an... Wenn ich am nächsten Morgen aufwache bist du weg und mir wird bewusst: Es war nur ein Traum. Es zerreißt mich. Ich konnte dich nicht beschützen. Nicht mal unser Versprechen konnte ich einhalten. Wie oft muss ich dich noch enttäuschen bis mir bewusst  wird, dass ich zu nichts tauge? Ich hab auf allen Ebenen versagt. Und jetzt sitzt du wieder neben mir. Du hörst mir zu, hast Tränen in den Augen und zerdrückst meine Hand, nur damit du Morgen wieder weg bist. Ich halte es nicht mehr aus. Warum kannst du nicht einfach real sein? Warum musstest du mich verlassen? Ich will dich doch bloß wieder bei mir haben... Du fehlst mir doch so sehr..." Ich schluckte und atmete tief ein. Tränen flossen ununterbrochen mein Gesicht runter. Ich war verzweifelt.

Der Kampf  um meinen besten FreundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt