Ich sah mich in dem Zimmer um: „Wo ist die Couch?"
Da war einfach mal meine, über Nacht mit großen Kraftaufwand ins Zimmer geschobene, Couch weg. Wie konnte er es wagen.
„Suna no Gaara, wo zum Teufel hast du meine Couch hingestellt?!" Mit erhobenen Zeigefinger ging ich auf ihn zu und piekte ihm gegen die Brust.
„Ich musste sie entsorgen, ich erzähle dir später den Grund. Jetzt komm erst mal her." Er öffnete seine Arme und ich setzte mich auf seinen Schoss, schmiegte meinen Kopf an seine Brust und schlang fest meine Arme um ihn.
„Wie war der Umzug?"
„Tenten hätte ruhig mal helfen können, schließlich ist es ihre Freundin! Aber ansonsten ganz gut. Apropro, wo ist dein Bruder? Er schuldet mir Geld." Ich sprang von seinem Schoss und stürmte aus der Tür, kurze Zeit später kam ich wieder rein:
„Bin in einer Stunde wieder da, gehe nur schnell duschen, mich umziehen und mein Geld einsacken. Bis später." Ich zwinkerte ihm zu und rannte dann davon.
Zuhause duschte ich schnell, zog mich dann um und war schon wieder beim verlassen der Wohnung, als mir was aufgefallen ist. Ich lief den Gang zurück und sah in Temaris altem Zimmer MEINE Couch stehen.
Wieso ist die hier? Was zum Teufel geht hier vor?
Das erst mal ignorierend, rannte ich aus der Wohnung, direkt in Kankuros Arme.
„Gut, dass ich dich treffe. Du schuldest mir Geld." Ich hielt meine Handfläche gerade vor ihm hin.
„Wieso?" Er zog fragend eine Augenbraue hoch.
„Temari ist mit Tenten zusammen, so wie ich es gesagt hatte. Bähh." Ich streckte ihm meine Zunge entgegen.
„Verdammt..." Kankuro suchte seinen Geldbeutel aus seinen Taschen und überreichte mir widerwillig mein Geld. Ich zählte die Scheine nach, bevor ich sie gut verstaute.
„War mir eine Freude, mit dir eine Wette abzuschließen. Können wir gerne wieder machen, ich muss jetzt erst mal arbeiten." Winkend rannte ich los, auf direktem Weg zum Kazekageturm. Kurz vorher setzte ich meine Maske auf und betrat dann sein Büro.
Eine Stunde stand ich neben ihn und hatte jetzt schon keine Lust mehr zu stehen, als die Tür aufging und ein Mädchen auf ihn zugerannt kam. Sie wollte sich schon um seinen Hals werfen, als ich mich vor sie stellte. Sie sah an mir vorbei.
„Gaara, wer ist das?" Sie stemmte ihre Hände in die Hüfte und betrachtete mich abwertend.
„Hisame, Beschützer und rechte Hand vom Kazekagen," stellte ich mich vor.
„Ach auch mal wieder da? Sie können nicht immer andere Ihre Arbeit übernehmen lassen! Sie sind verpflichtet sich um Gaara zu kümmern!" Sie tippte mit ihrem Zeigefinger auf meine Brust. Ich ergriff ihr Handgelenk und verdrehte ihr den Arm. Sie schrie vor Schmerz.
„Hisame, hör sofort auf." Gaaras Stimme klang leicht panisch. Ich entließ sie aus meinem Griff und der Rothaarige half ihr wieder auf die Beine.
„Fass mich an und ich bring dich um," flüsterte ich drohend mit einen tiefen Grollen am Ende im ihr Ohr, dann stellte ich mich wieder neben den Schreibtisch. Die Tussi warf sich die Haarre zurück und fragte zickig:
„Wieso hast du so einen brutalen Bodyguard? Er hätte mir die Schulter auskugeln können."
Hat sie mich gerade als ER bezeichnet?
Ich schaute an mir runter.
Hab ich so wenig Brust?
Ich wollte schon was erwidern, jedoch kam mir Gaara zuvor:
„Hisame wollte mich nur beschützen und hat was gegen Körperkontakt. Mach einfach nichts unüberlegtes." Er ließ sie wieder los, um sich auf seinen Stuhl zu setzen. Sie setzte sich wie selbstverständlich auf seinen Schoss. Da ich meine Pflicht erfüllen musste, wollte ich sie von ihm runter holen, doch sie küsste ihn auf die Wange und schlang ihre Arme um seinen Hals.
„Ich hab dich vermisst, Schatz."
Jetzt leuchtete das Fragezeichen über meinen Kopf groß auf, Verwirrung machte sich in mir breit. Ich meine: Wer ist das und weshalb nennt sie MEINEN Gaara SCHATZ?? Irgendwas scheint hier nicht zu stimmen und musste schnellst möglich herausfinden, was es war.
„Meister Kazekage, wer ist diese Frau?"
Sie warf mir einen Todesblick zu und zeigte mir dann ihre linke Hand.
„Meine Name ist Maya und ich bin seine Verlobte!" spuckte sie mir giftig entgegen.
„Aha." Ich war sehr froh darüber, dass sie mein Gesicht nicht sehen konnte, denn sonst hätte sie jetzt den Schmerz gesehen.
Die restliche Arbeitszeit verbrachte ich damit, neben Gaara zu stehen und mir anhören zu müssen, wie seine Verlobte die Hochzeit plant und alles. Mein Blick war die ganze Zeit auf die Tür gerichtet, so konnte ich auch nicht den genervten Gesichtsausdruck vom Rothaarigen sehen. Nachdem endlich Feierabend war, verließ ich ohne ein weiteres Wort sein Büro. Ich ging nach Hause, zog mir bequeme Sachen an und begab mich in die Küche. Dort ließ ich meine Wut und meinen Schmerz an einem Kürbis aus. Immer wieder stach ich in den Kürbis, schlug mit dem Messer darauf und verarbeitete ihn zu Brei. Es ging mir danach zwar nicht wirklich besser, aber ich konnte so immerhin Essen vorbereiten. Ich stellte die Kürbissuppe auf den Tisch und ging dann nach draußen. Es war bereits frisch geworden, weshalb ich leicht zu frösteln begann, aber ich ignorierte dies gekonnt. Die frische Nacht Luft tat mir gut. Ich atmete ein paar Mal tief ein und wieder aus, versuchte die aufkommenden Tränen zu unterdrücken. Mein Herz schmerzte. Alleine der Gedanke daran, ihn nun vollkommen verloren zu haben, ließ es sich fester zusammen ziehen.
Ich hab zu lange gewartet, nun ist es zu spät... Verdammt, Temari, ich konnte mein Versprechen nicht halten...
Eine einzelne Träne bahnte ihren Weg meine Wange runter. Schnell wischte ich sie weg und ging dann wieder rein. Ich schrieb den Jungs einen Zettel, dass sie ohne mich essen sollen, ich hätte keinen Appetit.
In meinem Zimmer lag ich dann auf meinem Bett und starrte die Decke an. Schuldgefühle machten sich in mir breit. Ich gab mir selbst die Schuld nicht rechtzeitig gehandelt zu haben. Ich war Schuld, ihn an jemand anderen verloren zu haben.
Ich war mir der Seiner einfach zu sicher.
Nach mehreren Stunden bin ich dann eingeschlafen.
Am nächsten Tag stand ich in meiner Uniform und meiner Maske auf neben seinem Schreibtisch und tat nichts. Ich grüßte ihn nur formal, redete kein Wort mit ihm und ging auf Abstand. Selbst als seine Verlobte kam, sprach ich nicht. Ich ließ den Beiden ihren Raum, versuchte sie nicht zu stören. Ich wollte nichts von ihren Plänen hören, wissen was sie tragen wird, welches Gelübde sie sich leisten wollen. Ich wollte all das nicht wissen! Es zerbrach mein Herz nur noch mehr. Ich hielt die Luft an, versuchte die aufkommenden Tränen runter zu schlucken. Versuchte stärker zu sein, als ich es war. Ich blieb standhaft, zeigte keine meiner Emotionen. Erst als ich Zuhause war, mir sicher war, dass sie Jungs was zu Essen hatten und mich in meinem Zimmer verbarrikadiert hatte, ließ ich meine Barrikade fallen.
So lief es mehrere Wochen, bis mir ein Ungeschick passierte:
Maya saß wie immer auf seinem Schoss und plauderte froh und munter vor sich her, was sie alles noch erledigen musste, als ich meine Nerven verlor.
„Kannst du nicht einmal deine Klappe halten? Du redest ununterbrochen! Du störst den Kazekagen beim arbeiten, also entweder verschwindest du oder du bist endlich still!" brüllte ich ihr ins Gesicht. Sie zog eine Augenbraue hoch, warf ihre Haare über die Schulter und stand auf. Erneut tippte sie mir auf die Brust und bohrte ihn in meine Weste.
„Jetzt hör mir mal zu: Du hast mir keine Befehle zu geben! Ich kann dich ganz einfach hier raus werfen lassen, also sei vorsichtig in welchem Ton du mit mir redest." Sie grinste mich diabolisch an. „Ich kann nichts dafür, dass du eifersüchtig auf unsere perfekte Beziehung bist. Du solltest dir eine kleine Schnalle suchen und sie dann heiraten, dann musst du nicht immer so neidisch zu mir rüber gucken."
Jetzt reicht's!!
Ich nahm meine Maske ab, öffnete meine Haare und schubste ihre Hand zur Seite.
„Jetzt hör mir mal zu, du Zuckerpüppchen. Erstens: Ich lass mir von dir keine Befehle geben. Zweitens: Bin ich ein Mädchen. Und drittens: Es interessiert mich einen feuchten Dreck, ob du mit dem Kazekagen den Bund der Ehe eingehst oder nicht! Mir geht nur dein ständiges Gebrabbel auf die Nerven und wenn ich es noch eine Minute länger hören muss, dann schmeiß ich dich aus dem Fenster!"
„Reitō!" Gaara sah mich erschrocken an.
„Wenn ich dich so sehr nerve, dann kündige doch einfach!"
„Maya!" Jetzt sah er sie geschockt an.
„Was für eine grandiose Idee. Denn würde ich jetzt nicht kündigen, dann wäre ich eh demnächst raus geflogen, denn du hättest ihn mit deinen ekelhaften und leeren Versprechen um den Finger gewickelt. Er hätte nachgegeben und wäre mich losgeworden. Ich bin mir nämlich ziemlich sicher, dass du, jetzt wo du weißt, dass ich ein Mädchen bin, ein Problem damit haben wirst. Deswegen: Kündige ich! Man sieht sich Kazekage, viel Glück in der Zukunft."
„Reitō!"
Ich hörte Gaara noch rufen, doch da war ich schon aus dem Büro und auf die Straße. Ich weiß, ich hatte gerade einen riesigen Fehler begangen, aber rückgängig könnte ich es jetzt eh nicht mehr machen. Ich rannte die Straße entlang, an unserem Haus vorbei, immer weiter bis ich irgendwann zusammenbrach. Ich sackte auf die Knie, sah in den Himmel und schrie meinen ganzen Schmerz heraus. Tränen liefen meine Wangen herab, mein Herz pochte schmerzhaft in meiner Brust. Es fühlte sich an, als würde es sich zusammenziehen und nicht mehr richtig arbeiten. Es tat einfach so unfassbar weh.
Ich hatte es vermasselt.. ich hab seine Zukünftige angebrüllt und nun bin ich auch noch abgehauen...
„Ich...bin... so dumm..." flüsterte ich erstickt unter Tränen hervor.
„Was ist passiert?" Erschrocken sah ich nach oben. Kankuro stand hinter mir. Schnell wischte ich mir dir Tränen weg.
„N-nichts. Ich hab nur was ins Auge bekommen, mehr ist es nicht." Ich stand auf und wischte mir den Dreck von den Knien, dann zog ich mir meine Sachen zurecht. Ein falsches Lächeln entstand auf meinem Gesicht.
„Lass uns nach Hause gehen." Gerade als ich an ihm vorbei ging, wurde ich von einem Druck um meinem Handgelenk aufgehalten weiterzugehen.
„Warum lügst du mich an?" Beschämt sah ich auf den Boden. „Ich hab dich an unserem Haus vorbeirennen sehen, hab deine Tränen da schon gesehen. Ich hab mir sorgen gemacht und bin dir gefolgt. Selbst den Schrei hab ich mitbekommen, also sei ehrlich und erzähl mir was passiert ist!" Seine Augen strahlten Besorgnis aus. Erst wollte ich ihm nichts von dem Streit erzählen, doch irgendwie schien sich in meinem Kopf ein Schalter umzulegen, weshalb ich in seine Arme rannte und meinen Kopf an seine Brust schmiegte. Mit der rechten Faust schlug ich immer wieder gegen eben diese.
„Warum hast du mir nicht gesagt, dass Gaara heiratet? Warum hast du mich in dieser Ungewissheit gelassen? Ich meine... du kennst meine Gefühle gegenüber Gaara, du hättest mir bei meiner Rückkehr ruhig mal Bescheid sagen können..." Tränen flossen erneut meine Wangen hinab und meine Hand sank kraftlos neben meinen Körper.
„Es tut mir leid, Reitō..." behutsam strich er mir über den Rücken. „Ich hätte nie gedacht, dass er sich so entscheidet... es tut mir so leid für dich...". Er legte seinen Kopf auf meinen.
Wir standen einige Zeit so da, bis ich vor Erschöpfung zusammenbrach.
Kankuro POV
Reitō war mit den Nerven am Ende, wer konnte es ihr verübeln? Sie hatte fast fünf Wochen, jeden Tag mit angesehen, wie ihre Liebe jemand neuen hat. Mich hätte dies auch zerstört... Ich bewundere das sie es überhaupt so lange ausgehalten hat. Sie ist eine unfassbar starke Person.
Nachdem sie in meinen Armen zusammengebrochen war, hab ich sie nach Hause getragen und in ihr Bett gelegt. Wer weiß wie viel Schlaf sie in den letzten Wochen hatte? Ich dagegen ging nach unten und machte es mir im Wohnzimmer bequem, so lange bis ich den Schlüssel im Türschloss hörte. Schnell sprang ich auf und grüßte Gaara an der Tür.
„Hallo, Gaara." Ich glaube meine Stimme klang kälter als beabsichtigt, denn Gaara sah mich überrascht an.
„Guten Abend, Bruder." Er wollte an mir vorbei gehen, doch ich stellte mich in den Weg. Sein Blick war genervt.
„Was soll das Kankuro?"
„Könnte ich dich genauso fragen. Seit Tagen kommst du mal wieder nach Hause. Wieso auf einmal?"
Gaaras Augen huschten hin und her, so als würde er überlegen, was er jetzt sagen wolle.
„Ich möchte mit Reito reden. Sie ist heute ziemlich ausgeflippt und hat gekündigt. Ich möchte sie fragen weshalb." Mein Bruder klang naiv, er tat so als wüsste er es nicht. Das Schlimme war, es wusste es wahrscheinlich wirklich nicht.
„Sie schläft Momentan, also lass sie bitte in Ruhe." Ich drehte mich um und wollte schon in die Küche gehen als mir noch was einfiel: „Bitte komm ihr nicht mehr zu Nahe. Sie wird nicht mehr arbeiten kommen und ich werde nicht für sie einspringen. Du solltest dir jemand neuen suchen, genauso wie du es mit Rei getan hast." Dann verschwand ich in der Küche und kochte für sie und mich Abendbrot. Meinen Bruder dabei komplett ignorierend. Ich weiß, dass was ich gesagt hatte war hart, aber er hatte es sich selbst vermasselt.
Nachdem ich gekocht hatte, brachte ich der Weißhaarigen eine Portion nach oben und stellte sie auf ihren Nachttisch. Sie lag in Embryonalstellung zusammengekauert da und schluchzte leise. Es brach mir das Herz sie so zu sehen. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass mein kleiner Bruder jemanden so verletzten kann. Es machte mich sauer und gleichzeitig wusste ich, dass es ihm genauso mies gehen müsste. Aber in diesem Fall, war es seine eigene Schuld. Er hätte sich wehren können, hätte die richtige Person wählen können. Aber nein, er entschied sich gegen die Liebe und für die Qual.
Ob ihm bewusst war, wie viel Schmerz er damit verursachen wird? Wahrscheinlich nicht.
Ich setzte mich auf den Bettrand und strich ihr durchs Haar. Vorsichtig drehte sie sich in meine Richtung und öffnete die Augen. Sie musste ein paar mal blinzeln, bis sie richtig wach war.
„Ich hab dir was zu Essen gemacht. Bitte iss etwas, du hast in den letzten paar Wochen viel zu wenig gegessen." Sie nickte mir zu und setzte sich dann auf. Ich stellte ihr den Teller auf den Schoß. Sie aß, wenn auch nur wenig, aber es war ein Beginn.
Ich stellte den Teller wieder zur Seite, als ich aufstehen wollte hielt sich mich an dem Saum von meinem Shirt fest. Ihre roten, leicht geschwollenen Augen sahen mich flehend an:
„Bitte lass mich nicht alleine..."
Ich stimmte zu bei ihr zu bleiben. In meinem Zimmer zog ich mir meine Schlafsachen an und ging dann wieder zu ihr. Sie hatte ihre Klamotten auch gewechselt. Jetzt trug sie ein langes, oranges Shirt und hoffentlich kurze Shorts. Das Shirt war ihr viel zu lang, weshalb ich nicht sagen konnte, ob sie eine Hose trug oder nicht. Ich legte mich zu ihr ins Bett, legte einen Arm um ihre Hüfte und zog sie fest an mich. Sie schmiegte ihren Kopf gegen meine Brust. Mein Oberteil fühlte sich nach kurzer Zeit ziemlich feucht an, als ich zu ihr nach unten sah ich, dass sie erneut weinte. Mit meinem Daum wischte ich ihre Tränen weg.
„Der Schmerz vergeht..." murmelte ich in ihr Haar. Sie nickte und schien kurze Zeit danach eingeschlafen zu sein, denn ihre Atmung ging gleichmäßig und ruhig. Nachdem ich mir sicher war, dass es ihr gut geht, schloss ich auch meine Augen und driftete ins Land der Träume.
Reitō POV
Es vergingen Tage, Wochen, Monate in denen ich nichts von Gaara hörte, noch ihn sah. In diesen Monaten unterstützte mich Kankuro tatkräftig. Er versuchte mich aufzumuntern, war immer für mich da und beschützte mich vor den Gewittern. Er wuchs mir immer mehr ans Herz und ich war sehr froh, ihn bei mir zu haben. In dieser Zeit entwickelte ich eine große Leidenschaft für meinen Urwald. Er spendete Ruhe und gab bei der Hitze einen schönen schattigen Platz.
Nach und nach ging es mir besser. Ich traute mich mehr raus, hatte nicht dauernd die Angst Maya oder Gaara über den Weg zu laufen. Zwar sind meine Gefühle für den Rothaarigen immer noch da, aber ich bin mir sicher: Irgendwann werde ich über ihn hinweg sein und von vorne Anfangen können.
Wir hatten September Ende. Um genauer zu sein war heute der 20. September, mein Geburtstag. Da es in Suna dauerhaft warm ist, hab ich mir einen Liegestuhl genommen und mich in die Sonne gelegt. Die Vögel zwitscherten, eine leichte Brise wehte und es roch nach Sommer. Alles im Allem war es sehr entspannend hier draußen.
Als ich hörte wie die Balkontür aufging öffnete ich meine Augen.
„Faulpelz, komm mal rein." Hörte ich den Braunhaarigen rufen.
Ich lächelte, erhob mich von meinem Platz und ging nach drinnen.
„Wo bist du denn, Nii-chan?" Ich hatte es mir angewöhnt Kankuro so zu nennen, denn er war für mich wirklich wie ein Bruder geworden.
„Küche."
Seufzend ging ich in die Küche. Im Türrahmen blieb ich stehen. Auf dem Tisch stand eine große Torte mit einer 20 und mehren Kerzen drauf. Ringsherum lagen ein paar Briefe und eingepackte Geschenke. Voller Freude sprang ich ihm in die Arme.
„Vielen, vielen Dank! Das wäre doch nicht nötig gewesen." Seine Arme legten sich um meine Hüfte und er wirbelte mich einmal im Kreis.
„Für meine Kleine, mach ich das doch gerne."
Er gab mir einen Kuss auf die Stirn, bevor er mich wieder los ließ. Voller Enthusiasmus blies ich die Kerzen aus und wünschte mir was, mir sehr bewusst, dass es nie wahr werden wird. Mit einem Grinsen von Ohr zu Ohr und geschlossenen Augen drehte ich mich zu Kankuro um.
„Du bist der Beste!" Als ich meine Augen wieder öffnete stand ein verlegen zur Seite guckender Kankuro vor mir, der sich am Hinterkopf kratze. Erst jetzt fiel mir auf, dass er einen Pullover und Jogginghosen trug.
„Ist dir kalt?" fragte ich mit schiefgelegtem Kopf.
„Hö?" er sah an sich herunter, bis ihm einfiel was ich meinte. „Natürlich! Du hast die ganze Bude auf gute 5°C runtergekühlt! Wenn ich rausgehe bekomme ich einen Hitzeschlag, weil ich mich langsam an die Kälte hier drin gewöhnt habe."
„Man, sei nicht so eine Meckerziege. Ich lauf schließlich auch nur im Bikini rum und friere nicht." Ich streckte ihm die Zunge entgegen.
„Du bist auch aus dem Eisland, kommst aus einem Dorf was nur aus Eis besteht..."
„Das stimmt nicht! Ich hab es von dem Eis befreit, ab sofort gibt es da alle vier Jahreszeiten, bäähh," erneut fand meine Zunge ihren Weg aus meinen Mund.
„Was auch immer. Du bist die Kälte gewöhnt, da du sie produzierst." Seine große Hand verwuschelte meine Haare.
„Ey, lass das! Weißt du, was das für eine Arbeit ist, die zu kämmen? Ich vermisse meine kurzen Haare echt."
„Dann schneid sie doch wieder."
Ich sah ich spielerisch geschockt an: „Hast du sie noch alle? Zu viel Aufwand."
Er schüttelte lachend den Kopf.
„Jetzt öffne endlich deine Geschenke, ich hab Lust auf Kuchen."
Brief für Brief wurde geöffnet, genaustens gelesen und dann ordentlich zur Seite gepackt. Nach sechs Stück begannen die ersten Tränen zu fließen. Schnell wischte ich sie mir weg und las weiter. Nach weiteren sechs Stück hatte ich dann endlich alle durch und heulte Sturzbäche.
„Ich vermiss meine Freunde!!!" * schlurchz *
Mir wurde ein weiterer Brief vor die Nase gehalten.
„Temari hat dich natürlich nicht vergessen, doch sie wollte, dass du ihren als letztes liest."
Neugierig nahm ich dem Braunhaarigen den Brief ab und öffnete ihn:Meine liebe, verrückte Rei-chan,
ich wünsche dir alles Liebe und Gute zum Geburtstag! Du bist nun 20 Jahre alt und um dies zu feiern, schenke ich dir einen Besuch bei uns auf unbegrenzte Zeit. Ich hab das Gefühl, du wirst diesen bald einlösen. In Suna gibt es schließlich keinen Winter, in Konoha schon. Er wird dir sicherlich fehlen. Wir alle freuen uns auf deinen Besuch und können es kaum erwarten dich endlich wieder bei uns zu haben.
Versuch meine Brüder zu überzeugen mitzukommen. Abwechslung könnte ihnen mal gut tun, besonders Gaara ;)
Außerdem möchte ich wissen, wie es zwischen dir und ihm läuft. Du schreibst mir ja nie!
Bis bald
mit viel Liebe und dicken Umarmungen
Temari
Die Sturzbäche wurden erneut aktiviert. Diesmal mehr aus dem Grund, dass ich an den Verlust Gaaras erinnert wurde.
Kankuro hat sich solche Mühe gegeben mich von meinem Kummer zu befreien... Ich werde ihn mit nach Konoha nehmen!
„Kanku...UIIII GESCHENKE!!!" Ich stürzte mich auf das Geschenk direkt vor mir. Schnell verschwand das Papier, bedeckte den Boden. Doch mir war das gerade reichlich egal, denn vor meinen Augen befand sich gerade ein Ganzkörperanzug in Form eines Pandas.
Meine Augen begannen zu leuchten, als ich dem Marionettenspieler um den Hals fiel.
„Vielen, vielen Dank! So etwas tolles hab ich noch nie gesehen. Ich liebe es!" Mit Schmackes küsste ich ihn auf die Wange.
„Den nehme ich mit nach Konoha, der wird sich da sehr gut machen!"
„Du gehst zurück?"
Überrascht drehte ich mich in die Richtung, aus der die Stimme kam. Kankuro schien genauso überrascht zu sein, denn er murmelte leise: „Gaara..." vor sich hin.
Mir nichts anmerken lassend, verschränkte ich die Arme vor der Brust und sah ihn ausdruckslos an.
„Was willst du hier?"
Er ging einen Schritt auf mich zu. „Ich würde gerne mit dir reden. Es..."
Ich hob die Hand um ihn zu unterbrechen: „Auf einmal? Tage, Wochen, sogar Monate hast du es nicht für wichtig gehalten dich mal zu melden und auf einmal möchtest du reden? Denkst du, nur weil du der Kazekage bist, dass ich dir auch zu Füßen liegen werde? Da hast du dich aber geschnitten mein Freundchen!" Ich piekte, ihm mit dem Zeigefinger, gegen die Brust. Zu meinem Leidwesen wusste ich nicht, dass ich es Kankuro zu verdanken hatte, dass Gaara so lange nicht mehr mit mir geredet hatte.
„Wieso bist du überhaupt hier her gekommen? Deine Verlobte könnte denken, dass ich was von dir will. Sie wird sich sonst was ausmalen und mir die Schuld geben. Geh zurück zu ihr! Ich hab aufgegeben! Ich hab aufgegeben in deiner Nähe zu sein, etwas wichtiges für dich sein zu wollen. Ich hab aufgegeben dein Freund zu sein. Ich möchte nicht mehr wie der letzte Dreck von dir behandelt werden. Ich wollte immer mit dir befreundet sein, wollte dir beweisen, dass niemand ein Monster ist! Ich schenkte dir als Zeichen unserer Freundschaft diese Kette." Ich riss meine Hälfte von meinem Hals und warf sie ihm gegen die Brust.
„Doch nun will ich sie nicht mehr! Die Mühe, dir zeigen wie sehr du geliebt wirst, war es einfach nicht wert, um mit so etwas belohnt zu werden! Schmerz, Verrat und Trauer, sind eine furchtbare Kombi! Du hast mir das Gefühl von Geborgenheit gegeben. Ich hab mich wirklich Zuhause bei dir gefühlt, doch dir schien es nie so ergangen zu sein. Ich scheine dir nie wirklich was bedeutet zu haben. Du hast es ja nicht mal für wichtig empfunden mir zu sagen, dass du verlobt bist!" Ich schrie ihm meinen Schmerz und meinen Hass entgegen. Seine Augen weiteten sich, strahlten Verwirrung und Verwunderung aus, aber auch einen Hauch Reue und Selbsthass. Mir war dies jedoch reichlich egal.
„Reitō..." fing er an, doch ich unterbrach ihn erneut:
„Verschwinde und kehre zu deiner Frau zurück! Sie vermisst dich bestimmt schon... Ich will dich nie wiedersehen!" Ich wollte schon aus dem Haus stürmen, als mir von hinter mir Kankuro sagte:
„Das hier ist dein Haus."
„Richtig..." Wutentbrannt kehrte ich zurück und verbannte Gaara vor die Tür. Mit Karachow schmiss ich die Tür vor seinem Gesicht zu, danach sank ich auf den Boden. Warme Flüssigkeit verließ meine Augen, hinterließen eine feuchte Spur auf meinen Wangen.
Fest zog ich meine Beine an meinen Körper, legte den Kopf auf meinen Knien ab und weinte bitterlich. Erneut hatte ich einen Fehler begangen. Ich hatte es endlich geschafft Gaara von meinen Gefühlen zu erzählen, wollte ihm ein wenig das Gefühl von Schuld geben. Auch wenn mein Herz schmerzte, so fühlte es sich endlich leichter an. Es schien, als sei eine große Last von mir gefallen. Das Chapter Gaara war nun endgültig vorbei.
Was ich nicht wusste: Gaara stand noch immer auf der anderen Seite der Tür. Er schien nervlich genauso aufgelöst zu sein, doch zeigte er es nicht. Zu wissen, dass er einen Fehler begangen hatte, machte ihn kirre. Wer hätte denn ahnen können, dass ich genauso empfinde wie er? Ein leises, zartes: „Es tut mir schrecklich leid..." verließ seine Lippen, als er die Türschwelle verließ und zu seiner Bald-Ehefrau zurückkehrte, meine Kettenhälfte dabei fest umklammert in seiner Faust.
Mein Geburtstag wurde verschoben. Wir packten unsere Sachen, die wir für die nächsten Monate brauchten und machten uns auf den Weg nach Konoha.
DU LIEST GERADE
Der Kampf um meinen besten Freund
Romance(Gaara x OC) Beide wurden unter einem schlechten Stern geboren. Sie wurden Monster genannt und von jedem gemieden. Sie hatte keine Freunde, wurde von ihrem Vater rumkommandiert und verlor alles was ihr wichtig war: Ihren besten Freund. Durch einen...