Chapter 4

10 3 0
                                    

"Hi, mein Name ist Alaska. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, warum ich dieses Video aufnehme. Ich glaube, ich möchte einfach nur einmal meine Vergangenheit erzählen, mein Leben von der Seele reden. Also fangen wir an. Schon von meiner Kindheit an habe ich perfekt zu sein, das kleinste Vergehen wird mit Schlägen bestraft. Das fing bereits in meinem dritten Lebensjahr an. Ich durfte nie in einen Kindergarten, hatte bis zu meinem sechsten Lebensjahr keinen Kontakt zu Kindern in meinem Alter. Mein einziger Gesprächspartner war mein kleiner Teddybär, ich nannte ihn immer liebevoll Tukey. Dadurch, dass ich bis zur ersten Klasse keine Kinder kennengelernt habe, redete ich auch in der Schule wenig. Durch die Schläge meiner Eltern fürchtete ich mich vor Fehlern, weswegen ich in der Schule nichts sagte. Bis zur fünften Klasse ging das gut, da ich viel lernte. Danach wurde auch meine Mitarbeit benotet. Von da an fingen mich meine Eltern auch wegen meiner schlechten Noten an zu schlagen. Und weil ich nicht sprach hänselten mich die anderen Kinder. Sie meinten ich sei stumm, behindert. Sie machten sich über meine Glatze lustig, welche nicht gewollt an meinem Kopf zierte, schuld daran war der Krebs den ich hatte und nach sehr langem kämpfen besiegt hatte und in den Pausen, wenn kein Lehrer hinsah, verprügelten sie mich. Zuhause sagte ich immer ich sei hingeflogen, weswegen mich auch Vater wieder schlug, da ich so tollpatschig war. In der dritten Klasse fand ich dann eine Freundin. Ihr Name war Kim und ich bin mir sicher, wenn sie nicht umgezogen wäre, wären wir noch immer die aller besten Freunde. Sie half mir mit den anderen zurecht zu kommen, sie schaffte es, dass sie mich akzeptierten. Natürlich habe ich sie trotzdem gemieden, und ich tue es auch noch immer, doch Kim schaffte es, dass sie mich akzeptieren und in Ruhe ließen. Wir taten vieles zusammen, oft nahm sie mich mit zu ihr nach Hause, wenn ihre Mutter rein kam versteckte ich mich unter ihrem Bett, nur damit ich nicht zuhause schlafen musste. Kim zog in der sechsten Klasse weg, ich habe sie seit diesem Tag nicht noch einmal gesehen. Als ich die Grundschule verließ, der Wechsel auf ein Gymnasium, dachte ich es würde alles besser werden. Stattdessen wurde alles schlimmer. Ich dachte Vater wäre stolz, da ich es auf ein Gymnasium geschafft habe. Stattdessen schlug er mich, da mein Durchschnitt keine 1,0 war. Und meine Noten wurden um einiges schlechter aufgrund der fehlenden Mitarbeit. Ich verlor die Lust am Leben, Freunde hatte ich seit dem keine mehr und auch jetzt habe ich keine. In der siebten Klasse, als meine Großmutter starb, verlor ich auch meinen letzten Anker. Sie war alles was ich hatte, und sie starb einfach. Ich redete ein ganzes Jahr kein Wort, was mir allerdings auch viele Schläge einbrachte. Und auch heute nur das nötigste. Verliebt war ich nie, und selbst wenn, mit dem Weirdo will niemand etwas zu tun haben. Das Mädchen, das nie den Mund aufmacht. Wir lebten bis gestern in einem kleinen Dorf, unser Haus war im Wald. Und jetzt? Eine Riesen Villa, eine neue Schule und eine neue Stadt. Ich habe Angst. Nein, nicht, was passieren wird. Das weiß ich bereits. Nein, ich habe Angst wie schlimm es wird. Denn noch einmal drei Jahre Schläge, Mobbing, mein Leben halte ich nichtmehr aus."

Im Laufe meiner Rede habe ich angefangen zu weinen, erst langsam, dann mehr, habe immer lauter geschluchzt. Irgendwann war es mir egal, ob meine Eltern mich hören konnten oder nicht. Und zum Schluss lag ich am Boden, war fertig mit der Welt, mein Körper nur noch durch Schluchzer geschüttelt. Ich wünschte mir einfach, dass alles aufhörte, all die Jahre Peinigung. Doch die Erinnerungen spielten sich vor meinem Auge ab, immer wieder, andauernd, bis ich einschlief.

Love is a GameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt