7. Unverständnis nicht Unbekannt

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Ich hatte Crowley dann nach einiger Zeit überredet, mich wieder zu Bobbys Haus zurück zu bringen. Nur widerwillig war der König der Hölle darauf eingegangen. Er meinte, wenn ich hier wäre, könnte er mich besser "beschützen". Nachdem ich aber beim Abschließen unseres Deals mittels eines Kusses seine Zunge im Mund hatte, traute ich ihm noch weniger über den Weg. Crowleys Antrieb waren nunmal seine Lüste, mehr konnte man von einem Dämon auch nicht wirklich erwarten, aber er hatte auch einen guten Geschmack und einen eben so guten Humor.
Ich wusste, dass Bobby und die Winchesterbrüder sich vermutlich unglaubliche Sorgen machten. Ich wollte meine Brüder kennenlernen, bevor ich ihnen sagen würde was es mit unserer Verwandtschaft auf sich hat.
Crowley schnippste uns wieder zurück in Bobbys Haus. Wir landeten in der Küche, von woaus schon lautes Geschrei zu hören war.
"Wie zur Hölle kam Crowley hier überhaupt rein?"
"Das tut doch nichts zur Sache, Sam! Sie ist weg! Im schlimmsten Fall hat er ihr einen Deal angedreht!"
Ich drehte mich zu Crowley um, der negierend den Kopf schüttelte.
Dean, Sam und Bobby waren gerade mitten in einem heftigen Streit, zumindest bis wir den Raum betraten.
"Jayde!", riefen die beiden Brüder im Chor. Dean umarmte mich sofort. Es war wohl eine ziemliche Überraschung für sie, mich wohlbehalten, wenn auch etwas angetrunken, wiederzusehen und auch für Bobby, der mich aber erstmal ignorierte und sich wütend an Crowley wandte.
"Was fällt dir eigentlich ein, du Drecksack?!"
"Fahr dich runter, Bobby. Du hast doch nicht etwa Lust auf eine Wiederholung, oder? Ich habe sie nur ausgeführt, nicht mehr. Und ich habe sie wohlbehalten zurückgebracht."
Dean vergaß im selben Moment die Freude darüber, dass es mir gut ging und packte Crowley voller Wut am Kragen. Seine Augen funkelten richtig voller Wut und Zorn, als er den Dämon an die Wand drückte.
"Was hast du mit ihr gemacht?!"
"Dean!", stoppte ich ihn. "Es ist okay! Mir ist nichts passiert!"
Seine grünen Augen heften immer noch an dem Dämon, auch als er zögerlich von Crowley abließ.
Dann wandte er sich an mich.
"Ist wirklich alles gut? Hat er dir irgendwas angetan? Ich schwöre Crowley, wenn du ihr auch nur ein Haar gekrümmt hast, dann-"
Ich machte mit meinen Händen eine beschwichtigende Geste.
"Dean, es ist gut. Alles okay. Er hat nichts gemacht."
Crowley konnte natürlich seine große Klappe nicht halten, auch wenn Dean ihn gerade in die Schranken gewiesen hatte oder gerade deswegen.
Er klopfte sich gerade den Staub vom Anzug und richte sich wieder ordentlich, nur um dann gleich wieder etwas zu sagen, wofür ich ihn hätte schlagen sollen.
"Bei ihr kommen wohl eure brüderlichen Schutzinstinkte hoch... Kein Wunder, wenn man bedenkt-"
"Crowley!", fuhr ich ihn an.
Es war nicht so, als wüsste er nicht von meinem Plan meine Brüder erst einmal kennen zu lernen, bevor ich mit der Wahrheit rausplatze. Es war ihm einfach nur egal. Sein Ego war gekränkt worden und das ließ ihn alles gegen jeden verwenden.
Ich hätte daran wohl vor Abschluss unseres Deals denken sollen. Crowley war weniger stolz, als viel mehr eingebildet und aufgeblasen, das machte ihn gefährlich.
Zum Glück verstanden weder Dean, noch Sam oder Bobby seine Anspielung. Ich blickte also nur in fragende Gesichter.
Sam war der Erste, der sich wieder auf das wesentliche konzentrierte.
"Hast du deine Dämonen hinter Jayde hergeschickt, Crowley?"
"Nein, aber gut das du fragst. Es hat etwas mit einem, nennen wir ihn, 'alten Freund' von dir, zu tun, Sam. Es scheint als hätte Jemand großes Interesse an Rache, deswegen will ich die süße, kleine Jayde hier, ja auch beschützen."
Bobby blaffte Crowley nur bissig an.
"Und wer ist dieser 'Freund' von dem du da sprichst?"
"Das wirst du noch früh genug rausfinden. Jayde, wenn irgendetwas ist, darfst du gerne, wie vereinbart, nach mir rufen. Oder auch ganz einfach wenn du Sehnsucht nach mir hast."
Ich nickte noch kurz, bevor Crowley sich wieder wegschnippste. Er löste sich einfach in Luft auf, dennoch war es so als würde sein arrogantes und selbstgefälliges Lächeln noch immer im Raum schweben.
Dean wandte sich wieder an mich.
"Sag mir bitte, dass du keinen Deal gemacht hast!"
"Naja..."
Dean drehte sich um, in Richtung eines Tisches, dann schlug er mit beiden Händen darauf. Es gab einen lauten Knall und einige Blätter flogen umher.
"Das kann doch nicht dein verdammter Ernst sein! Bist du von allen guten Geistern verlassen?! Vor nicht mal 24 Stunden wurdest du noch von Dämonen gejagt und jetzt triffst du Vereinbarungen mit ihnen?! Hast du im besten Fall auch gleich noch mit ihm geschlafen?"
"Natürlich nicht! Und behandelt mich nicht wie ein Kind! Ich weiß, was ich tue!"
Dean rollte mit den Augen und Überkreuzte die Arme.
"Ach wirklich? Du hast alles im Griff...?"
Ich lachte.
"Natürlich, ich habe den Rahmen des Deals selbst ausgemacht und den Vertrag so ausgearbeitet, dass Crowley nichts gegen mich in der Hand hat. Ich bin ja nicht dumm und lasse ihn alles aushandeln und unterschreibe einfach."
Sam lächelte kurz, versuchte sich ein Lachen zu verkneifen und sah zu Bobby. Dean sah ebenfalls zu dem älteren Mann und dann zu seinem Bruder.
Bobby hingegen fand es nicht wirklich lustig.
"Willst du irgendwas sagen, Sam? Dann sag es einfach..."
"Nein, alles gut. Aber anscheinend hat Crowley jemanden geholfen, den er lieber hat als dich."
Bobby schlief das Gesicht ein. Er war genervt. Dean sah mit einem ebenso genervten Gesichtsausdruck von mir zu meinem Bruder.
"Sam?"
"Ja."
"Du nervst. Und zwar gewaltig."
Sams Miene viel zurück zu einem genervt, ausdruckslosen Gesichtsausdruck.
Jedenfalls erinnerte Bobby alle wieder an das Wesentliche, so dass Dean auch gleich wieder am Ausrasten war.
"Was hast du dir denn eigentlich gedacht? Das war eine absolut dumme Entscheidung..."
"Das war es.", erklang hinter uns eine Stimme.
"Cas."
Der Engel im Trenchcoat war einfach aufgetaucht. Er lehnte an einer der Wände. Wie lange er wohl schon da stand? Und wie viel er mitbekommen hatte?
"Hallo Dean.", sagte er in seiner Tiefen Stimme, mit einem leichten Unterton voller Sorge und nickte den anderen dann zu.
"Sam. Bobby. Jayde."
"Wo warst du verdammt nochmal? Wir hätten dich hier echt gebrauchen können!"
Dean wendete sich in seiner Aggression wohl gegen jeden. Sam hatte davon auch genug.
"Dean, würdest du dich jetzt bitte... runterfahren?"
"Sam hat Recht.", fuhr Cas fort. "Es gibt wichtigeres zu besprechen. Wir haben einen Verdacht, wer hinter Jayde her ist."
Dean warf die Arme über den Kopf.
"Und wer ist es? Oder darfst du uns das nicht sagen?"
Cas' Gesicht zeigte schon genau die Antwort, die Dean nicht hören wollte, die wir alle nicht hören wollten. Ich hatte so langsam keine Lust mehr auf dieses ganze Raten und Rätseln.
Alles was ich zur momentanen Situation wusste, war das es irgendwie mit meinem Blut zu tun hatte, das ein Dämon mich beschützen wollte und das ein Engel bis jetzt keine nützlichen Infos herausgefunden hatte.
"Na Klasse, und jetzt? Du kannst uns nicht sagen wer oder warum oder wie...", rief Dean
"Ich darf es euch nicht sagen. Aber ich kann euch helfen. Jayde ist bei euch beiden am sichersten."
"Du sagst uns im Endeffekt nichts Neues, nichts was wir noch nicht wussten."
Ich musste darüber lachen, wie Dean Cas anging. Es war irgendwie niedlich. Sie wirkten wie ein Paar, dass schon länger zusammen war und sich doch immer wieder auf seine ganz eigene Art über die banalsten Dinge stritt.
"Was gibt es denn da zu lachen?", drehte sich Dean zu mir um und fuhr mich mit einer gekünstelt aufgesetzten Wut an.
"Ach, nichts. Es ist nur so, dass Crowley mir mehr erzählt hat. Und das schon bei weniger Aufwand."
Castiel sah mich fragend an. Seine blauen Augen verengten sich und funkelten voller Skepsis. Auch seine halboffenen Lippen formten ein kleines 'O'. Es war der perfekte Ausdruck von Planlosigkeit.
Dean verteidigte seinen kleinen Engel natürlich.
"Crowley steht ja auch auf dich.", rief er über seine Schulter.
Ich dachte das zwar eher nicht, aber vielleicht hatte er ja irgendwo ein bisschen Recht...
Sam räusperte sich. "Weshalb bist du dann hier, Cas?"
"Ich wollte sichergehen, dass du es ihnen sagst."
Ich wusste was Cas wollte. Ich wusste was er damit meint und was ich sagen sollte. Aber wie sollte ich zwei Fremden, die ich noch nicht mal richtig kannte, klarmachen das ich ihre Schwester war.
"Ich werde es nicht sagen! Noch nicht! Willst du das nicht verstehen?!"
Ich wurde laut, auch gerade weil Cas es einfach nicht akzeptieren wollte. Ob ich es ihnen jetzt sagte oder später würde doch auch keinen großen Unterschied machen, oder?
"Uns was sagen?", fragten Dean und Sam im Chor.
Gott, ich liebte es, wenn die zwei gleichzeitig sprachen.
Ich erwiderte sofort "Nichts wichtiges!" und wandte mich wieder an Cas und ging etwas weiter auf ihn zu.
"Ich sagte noch nicht jetzt! Warum willst du das nicht verstehen?!"
"Weil es wichtig ist!"
"Ja, für mich auch!"
Dean trat zwischen uns. Keiner von den hier Anwesenden hatte auch nur im geringsten eine Ahnung über was wir redeten. Sam schaute nur verwirrt, wohingegen Bobby einen eher skeptischen Gesichtsausdruck hatte. Dean versuchte die Situation aufzuklären.
"Was ist verdammt nochmal los hier? Was sollen wir nicht wissen?"
Cas' und mein Blick trafen sich wie heißes Feuer und kalter Stahl. Ich biss mir auf die Lippe, verengte meinen Blick, behielt ihm aber im Fokus und schüttelte eindeutig mit Kopf.
Dean, der zwischen uns stand, bekam das natürlich auch mit.
"Cas, was ist hier los?"
Bitte, sag es nicht! Doch es platzte aus Cas heraus. Er wandte den Blick ab.
"Jayde ist eure Schwester!"

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